Rundgang durch Vilich Dieser Ort atmet Geschichte

VILICH · "Aber wir gehen nur in Alt-Vilich", sind seine ersten Worte, als ich den ehemaligen Vorsitzenden des Bürgervereins Vilich, Wilhelm Becker, zu unserem Spaziergang abhole.

 "Das Haus Stroof ist kein Heimatmuseum, sondern ein Informationszentrum" Wilhelm Becker

"Das Haus Stroof ist kein Heimatmuseum, sondern ein Informationszentrum" Wilhelm Becker

Foto: Rainer Schmidt

"Die B 56 trennt Alt-Vilich vom restlichen Vilich, das auf der anderen Seite der Straße liegt." Wir haben uns am ältesten Haus in der Schultheisstraße getroffen. Und in diesem wohnt er. Dass Vilich ein sehr alter Ort ist, in dem sich schon die Römer wohl fühlten, wissen viele. Aber was Vilich mit Schiller zu tun hat, das lerne ich gleich in der Schillerstraße. "Der Sohn des berühmten Schriftstellers hatte die Schwester vom zweiten Vilicher Bürgermeister geheiratet - so einfach kann Geschichte sein." Während Becker mir dies erzählt, kommen wir an einem herrlich anzusehenden Herrenhaus vorbei, dem Eschenhof. Und passend zu seinen Worten steht an der Mauer dieses Hofes zu lesen, dass hier zwei Vilicher Bürgermeister ihren Amtssitz hatten.

Ganz nebenbei kommen wir an einigen Wegekreuzen vorbei. "Wir haben mehr davon als Schwarzrheindorf", bemerkt Wilhelm Becker beim Weitergehen in Richtung Adelheidisstraße. Leicht ansteigend führt uns der Weg zum Herzen von Alt-Vilich, dem Adelheidis-Stift, der heute ein Seniorenwohnheim ist. Adelheid ist in Alt-Vilich allgegenwärtig. Kein Wunder, denn dieses Stift wurde bereits 978 gegründet und die erste Äbtissin war Adelheid von Vilich. Es war eines von lediglich vier Reichsstiften.

An der Pfarrkirche Sankt Peter zeigt mir Wilhelm Becker, wo einmal die Grundmauern der Kirche waren. Kirche und Friedhof sind auf jeden Fall einen eigenen Besuch wert, am besten unter fachkundiger Führung, so wie sie mir Wilhelm Becker bietet. Den Friedhof verlassen wir an der Gemeinschaftsgrundschule, die, man ahnt es schon, Adelheidisschule heißt. Ganz klar, dass auch Wilhelm Becker hier die Schulbank gedrückt hat.

Auf der Käsbergstraße befindet sich der alte Ledenhof, ein unscheinbares älteres Backsteingebäude. "Dieser Hof war früher der Versorgungshof des Stifts." Rechter Hand ist schon wieder ein Altertümchen zu erkennen, ein Abwasserkanal oder ein Fluchttunnel, der, wie auf einer Hinweistafel erläutert ist, um 1200 erbaut wurde. Alles ist schön durch ein Holzdach geschützt, das vom Bürgerverein erbaut wurde.

Am Dreieck Geislarer Straße, Adelheidisstraße und Käsberg-straße befindet sich die Wasserburg Lede. Am Burggraben entlang, durch Büsche und Sträucher hindurch, führt ein Weg, der eher ein Geheimpfad für Einheimische ist, wieder zurück auf die Adelheidisstraße und zum Haus Stroof. Es war von 1809 bis 1825 Amtssitz des ersten Bürgermeisters Leonhard Stroof in der "Munizipalität Vilich". Über tausend Bücher über den Ort und die Gegend stehen hier. "Das Haus ist jedoch kein Heimatmuseum", belehrt mich Wilhelm Becker, "sondern ein Informationszentrum". Hier werden Führungen angeboten, unter anderem auch von ihm.

Die kleine Anhöhe wieder hinauf, vorbei an der Immunitätsmauer des Stifts, gilt es auf der linken Straßenseite, das etwas zurückgesetzte "Alte Pastorat Vilich" zu bewundern, das bis 1860 als Pfarrhaus diente. "Ältestes profanes Wohnhaus im rechtsrheinischen Bonn", ist auf einem Schild zu lesen. Entsprechend würdevoll schaut es auch aus.

Vor dem Haus hat der Bürgerverein eine Karte - "Der alte Ortskern von Vilich mit seinen historischen Gebäuden" - in einem Schaukasten aufgehängt, in der nicht nur die Wege durch den Ort zu erkennen sind. Auch die Sehenswürdigkeiten werden in 21 Bildern dargestellt.

Jedem, der Vilich erkunden möchte, rate ich, an diesem Schaukasten seine Wanderung zu beginnen. Es sei denn, man hat einen so kundigen Führer wie ich mit Wilhelm Becker dabei. Alt-Vilich, so ist mein Eindruck am Ende des Weges, hat auf engstem Raum Geschichte ohne Ende.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort