Beueler Autorin Stefanie de Velasco liest aus Tigermilch Die Welt von Nini und Jameelah

Beuel · Schüler und Aufmerksamkeit, das passt nicht immer zusammen. Dass es aber auch anders geht, konnte man gestern Vormittag bei der Lesung von Stefanie de Velasco in der Bibliothek der Gesamtschule Beuel erfahren.

 Umringt von Schülern: Stefanie de Velasco stellt ihren Roman "Tigermilch" in der Gesamtschule vor.

Umringt von Schülern: Stefanie de Velasco stellt ihren Roman "Tigermilch" in der Gesamtschule vor.

Foto: Max Malsch

Im Rahmen des rheinischen Lesefestes "Käpt'n Book" las de Velasco aus ihrem Erfolgsroman "Tigermilch" und brachte so eine gehörige Portion Abwechslung in den Schulalltag von mehr als 60 Schülern der Gesamtschule. Als sei die Lesung nicht schon etwas sehr Besonderes, so verlieh die Tatsache, dass Stefanie de Velasco 1998 ihr Abitur an der Gesamtschule baute, einen ganz besonderen Charme. "Die Lesung heute ist ein ganz besonderer Höhepunkt unserer vielen Autorenlesungen an der Schule", erklärte Jacqueline Hambuch, Lehrerin und Organisatorin der Lesung.

De Velasco studierte nach ihrem Abitur Europäische Ethnologie und Politikwissenschaft in Bonn, Berlin und Warschau. "Ich wollte schon immer schreiben", erzählte de Velasco, "aber ein Tagebuch zu schreiben, ist etwas ganz anderes, als ein Buch zu schreiben". Um ein Buch zu verfassen, benötige man vor allem Zeit und Disziplin. "Zweieinhalb Jahre - inklusive Pausen - habe ich für meinen Roman 'Tigermilch' gebraucht. Anfangs hatte ich nur den Titel, alles andere kam Schritt für Schritt", so die Autorin, die in Berlin lebt.

"Tigermilch" ist keine leichte Kost und konfrontiert den Leser mit dem realen Leben vieler Jugendlicher von heute. "Ich bin nach Berlin in den Stadtteil Neukölln gezogen. Habe da ganz genau die Probleme der Menschen und vor allem der Jugendlichen in diesem Stadtteil gesehen und miterlebt. Ihre Hauptfiguren Nini und Jameelah leben in derselben Siedlung, beide sind unzertrennlich und mit ihren 14 Jahren eigentlich schon erwachsen, finden sie. Deswegen kaufen sie sich Ringelstrümpfe, die sie bis zu den Oberschenkeln hochziehen, wenn sie ganz cool auf die "Kurfürsten" gehen, um für das Projekt Entjungferung zu üben.

Buch wurde in mehrere Sprachen übersetzt

Sie mischen Milch, Mariacron und Maracujasaft auf der Schultoilette. Sie nennen das Gemisch "Tigermilch" und streifen durch den Sommer, der ihr letzter gemeinsamer sein könnte. Sie machen Bahnpartys, rauchen Ott in Telefonzellen und gehen ins Schwimmbad. Nini und Jameelah erschaffen sich eine Welt mit eigenen Gesetzen, sie überziehen den Staub der Straße mit Glamour, die Innigkeit ihrer Freundschaft ist Familienersatz. Die beiden halten sich für unverwundbar, solange sie zusammen sind. Doch dann werden sie Zeuginnen eines Ehrenmordes.

Für den Anfang ihres Debütromanes erhielt sie 2011 den Literaturpreis "Prenzlauer Berg" - danach vollendete sie ihr Buch. Im letzten Jahr befand sie sich auf einer ausgedehnten Lesereise - ihr Buch wurde in mehrere Sprachen übersetzt und vom Feuilleton gefeiert. Aktuell schreibt sie an ihrem zweiten Buch, das "Kein Teil der Welt" heißen soll. "Tigermilch" von Stefanie de Velasco, ist nun als Taschenbuch bei Kiepenheuer & Witsch erschienen. 288 Seiten, 8,99 Euro.

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