Katastrophenschutzzentrum in Bonn Die Sandsackreserve von NRW

Pützchen · Die Holtorfer Straße ist eine bunt gemischte Straße. Gewerbe, Wohnbebauung, Grünflächen und sogar ein Freibad liegen an der 712 Meter langen Strecke. Seit Januar gibt es an der Hausnummer 25 einen neuen Nachbarn mit gewichtigem Namen: das Katastrophenschutzzentrum der Bundesstadt Bonn.

 Auf den Paletten und im 70 Meter langen Hochregal lagern eine Million leere Sandsäcke – die Reserve von NRW. Die Übersicht in Hallen und Gelände des neuen Katastrophenschutzzentrums der Bundesstadt behält Thomas Adenauer von der Bonner Feuerwehr.

Auf den Paletten und im 70 Meter langen Hochregal lagern eine Million leere Sandsäcke – die Reserve von NRW. Die Übersicht in Hallen und Gelände des neuen Katastrophenschutzzentrums der Bundesstadt behält Thomas Adenauer von der Bonner Feuerwehr.

Foto: Barbara Frommann

Der Stadtrat hatte das Projekt schon im Sommer 2013 beschlossen. Aber die aufwendige Sanierung des früheren Maxrath-Geländes habe die Umsetzung etwas verzögert, erklärte der stellvertretende städtische Pressesprecher Marc Hoffmann auf Anfrage. Maxrath hatte Öltanks gebaut und gereinigt.

Auf dem Gelände sollen die Rettungsdienste sowie Abteilungen der Freiwilligen und der Berufsfeuerwehr zusammengeführt werden. Die Feuerwehr nutzt laut Hoffmann schon seit 1. Januar Gelände und Hallen. Bald werden Malteser-Hilfsdienst (MHD), Johanniter-Unfallhilfe (JUH) und Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) nachfolgen.

„Mit den Hilfsorganisationen als weitere Nutzer der großen Halle und des Nebengebäudes stehen die notwendigen Vereinbarungen kurz vor dem Abschluss“, sagte der Vize-Pressesprecher der Stadt.

Neues Zuhause für Fahrzeuge und Boote der DLRG

Bevor diese – aus meist beengten Quartieren – wahrscheinlich im Herbst an die Holtorfer Straße umziehen, seien noch vereinbarte Eigenleistungen durch die Hilfsorganisationen notwendig. So zum Beispiel Malerarbeiten.

„Im Katastrophenschutzzentrum wird sich dann alles finden, was Bonn vorhält für Großlagen“, erklärte Thomas Adenauer, bei der Feuerwehr Bonn zuständig für den Katastrophenschutz. Das sind allein 30 Fahrzeuge von Maltesern und Johannitern, die eine sogenannte Katastropheneinheit bilden. „Bislang sind diese Fahrzeuge auf verschiedene Unterkünfte im Stadtgebiet verteilt“, verdeutlichte Adenauer den Sinn der Zentralisierung.

Im Notfall muss eine Katastropheneinheit zum Beispiel in der Lage sein, einen Betreuungsplatz für 500 Menschen aufzubauen und in der ersten Stunde einer Katastrophe 50 Patienten zu versorgen. Aber auch sämtliche Fahrzeuge und Boote der DLRG werden ein neues Zuhause finden.

Der zweite Teil der 2400 Quadratmeter großen Lagerhalle ist für den Katastrophenschutz der Feuerwehr reserviert. Dort befinden sich laut Adenauer Geräte, die für besondere Lagen und Katastrophen vorgehalten werden; so für den Sanitätsdienst, Betreuungsdienst, ABC-Dienst und Fernmeldedienst.

„Aber auch die Sandsackreserve für Nordrhein-Westfalen ist in einem 70 Meter langen Hochregal untergebracht“, so Adenauer. Dabei handelt es sich um eine Million leere Sandsäcke für den Ernstfall. Im Außenbereich lagern Hochwasser-Stege.

"Synergien sollen beibehalten werden"

Die kleine Halle ist vermietet an verschiedene Karnevalsvereine und das Jugendamt der Stadt Bonn. Das wird auch so bleiben. „Diese Synergien in der Nutzung des Gesamtobjektes sollen beibehalten werden“, äußerte Marc Hoffmann vom Presseamt.

Das Städtische Gebäudemanagement (SGB) hatte einiges zu tun, um Gelände und Hallen in einen nutzbaren Zustand zu bringen. Allein 3500 Quadratmeter Dachfläche mussten saniert werden. „In der Dachfläche befinden sich drei große Lichtbänder mit einer Gesamtlänge von knapp 200 Metern“, so Hoffmann.

Zudem wurden die komplette Elektrik in der Halle erneuert und die Rolltore saniert. Das angrenzende baufällige Nebengebäude mit einer Grundfläche von zuvor circa 650 Quadratmetern wurde zu knapp einem Drittel abgerissen. „Die übrigen zwei Drittel wurden komplett entkernt, von Schadstoffen befreit und saniert. In dem Nebengebäude befinden sich jetzt unter anderem Umkleide- und Duschräume sowie ein Seminarraum für den Katastrophenschutz“, erläuterte Hoffmann.

Eigentlich hätten schon im Frühjahr die Sektkorken zur offiziellen Eröffnung knallen sollen. Katastrophenschützer Adenauer rechnet nun mit Herbst. „Während der Arbeiten hat sich leider herausgestellt, dass der Hallenboden bei einem Fahrbetrieb mit Lkw und Hubfahrzeugen zu einer starken Staubentwicklung führt.“ Deshalb müsse das SGB die Sanierung des Bodens ausschreiben.

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