Bauboom am Bonner Bogen Die Kräne drehen sich weiter

BEUEL · In den vergangenen zehn Jahren haben sich am Bonner Bogen mehr als 40 Firmen angesiedelt. Die Erfolgsgeschichte von Jörg Haas und seiner Firma Bonn Visio begann 2002. Seitdem hat er fast 300 Millionen Euro am Rhein in Beuel investiert. Der Firmen-Slogan lautet: "Bonner Bogen - Der Ort für gute Ideen".

 22 Häuser werden bis 2017 an der Joseph-Schumpeter-Allee gebaut. Der Kölner Ewald Hohr investiert dort 100 Millionen Euro. Repro: GA

22 Häuser werden bis 2017 an der Joseph-Schumpeter-Allee gebaut. Der Kölner Ewald Hohr investiert dort 100 Millionen Euro. Repro: GA

Die Ideen setzt Karl-Heinz Schommer eindrucksvoll um. Der Bonner Architekt gewann 2002 den städtebaulichen Wettbewerb für das letzte "Filetgrundstück" Bonns. Seitdem sind an der Ortsgrenze zwischen Ramersdorf und Oberkassel fünf moderne Gebäude entstanden: Kameha Grand Hotel, Direktorenvilla, Parkhaus, Rohmühle sowie Rheinwerk 1 und 2. Das siebte Projekt, Rheinwerk 3, feierte am Freitag Richtfest.

Und der Bau-Boom geht weiter: In wenigen Wochen beginnt Bonn Visio mit dem Bau des "Hauses der Freien Berufe" vor dem Parkhaus am Konrad-Zuse-Platz. Von den 2400 Quadratmetern Bürofläche sind bereits 800 Quadratmeter an die Health-Care-Sparte des belgischen Agfa-Konzerns vermietet, der schon an anderer Stelle im Bonner Bogen residiert. Das Projekt kostet 6,3 Millionen Euro.

Spätestens 2015 will Bonn Visio mit dem Bau eines weiteren Restaurants beginnen. Platziert wird es am südlichen Zipfel des insgesamt 122 Hektar großen Geländes. "Wir stehen mit potenziellen Restaurant-Betreibern in Kontakt. Wir suchen nach einem Konzept, dass das derzeitige Angebot mit Rohmühle und Kameha ergänzt", erklärt Geschäftsführer Ludwig Frede. Das um einige Jahre verschobene Kindertagesstätten-Projekt hat er nicht aus dem Auge verloren. "Wir müssen uns mit dem Kölner Investor des Wohn- und Bürokomplexes auf der anderen Seite der Joseph-Schumpeter-Allee abstimmen. Wenn das gelungen ist, werden wir die Kita bauen." Geplant ist eine Einrichtung für 120 Kinder in der Nähe des Kreisverkehrs am Landgrabenweg.

Nachgedacht wird auch darüber, das Parkhaus am Konrad-Zuse-Platz zu erweitern. Derzeit fasst es 480 Autos. In Richtung Süden könnte der Baukörper um 200 Stellplätze erweitert werden. Bislang wird das Parkhaus allerdings nur mäßig angenommen. Bonn Visio hat die Parkgebühren um mehr als 30 Prozent auf einen Euro pro Stunde gesenkt, und für Dauerparker gibt es spezielle Angebote. Den Grund für den Leerstand kennt Frede: "Die Wildparkerei ufert aus. Sehr viele Autofahrer stehen unbekümmert im Parkverbot. Wir haben die Stadt aufgefordert, intensiver zu kontrollieren."

Das Projekt Wasserturm ist indes zu den Akten gelegt. Ursprünglich sollte der unter Denkmalschutz stehende Turm mit Aufzügen ausgestattet und modernisiert werden. Der runde Wassertank an der Turmspitze sollte durch einen gläsernen, kreisrunden Konferenzraum ersetzt werden. Das lehnten die Denkmalschützer ab. "Jetzt werden wir den 33 Meter hohen Turm von Grund auf sanieren und nicht nutzen", sagt Frede. Die Kosten liegen bei 400.000 Euro, Zuschüsse sind bei Stadt, Land und der Stiftung Denkmalschutz beantragt.

In den vergangenen zehn Jahren haben sich mehr als 40 Unternehmen mit mehr als 2000 Mitarbeitern am Bonner Bogen angesiedelt. "Wenn alle Vorhaben abgeschlossen sind, haben wir etwa 4000 Arbeitsplätze am Rhein geschaffen", sagt Frede. Rund 50 Prozent der Arbeitsplätze wären neue Arbeitsplätze in Bonn, die andere Hälfte ist innerhalb der Stadt umgezogen.

Auf dem unbebauten Gelände zwischen Joseph-Schumpeter-Allee, Heinrich-Konen-Straße, Bahntrasse und Landgrabenweg werden nächstes Frühjahr die Bagger anrollen. Der Kölner Investor Ewald Hohr wird das 33 000 Quadratmeter große Areal bebauen. In Absprache mit Politik und Verwaltung ist folgende Nutzung vorgesehen: ein gemischt genutztes Gebiet mit Büros, Wohnungen und Dienstleistungsangebote. Außerdem ist ein sogenanntes Boarding-House (Wohnungen mit Service) vorgesehen. Im geringen Umfang soll in dem Neubaugebiet Einzelhandel zur Nahversorgung untergebracht werden.

Bauherrin ist die Quadriga Colonia 01 GmbH in Köln. Architekt Kaspar Kraemer hat auf dem Gelände 22 Häuser untergebracht, die alle im Stil der klassischen Moderne gebaut werden. Das Areal wird in drei Bauabschnitten errichtet. Die Gesamtbauzeit soll fünf Jahre betragen. Insgesamt werden auf dem Gelände 800 Parkplätze untergebracht. Die Investitionskosten liegen bei ungefähr 100 Millionen Euro. Der Investor, der eine positive Bauvoranfrage in Händen hält, wird im Oktober den Bauantrag für den ersten Bauabschnitt bei der Stadt einreichen. Da die Planung mehrmals überarbeitet sowie mit Politik und Verwaltung abgestimmt worden ist, ist die Genehmigung des Bauantrags nach GA-Informationen nur noch Formsache.

Bei einem Rundgang mit der CDU-Stadtratsfraktion sagte der Beueler Bezirksverordneter Ludwig Burgsmüller in dieser Woche: "Wir sind mit den Plänen im Großen und Ganzen recht zufrieden. Allerdings hätten wir uns einen deutlich größeren Anteil an Wohnungen gewünscht, damit auch in den Abendstunden Menschen im Bonner Bogen unterwegs sind." Die Bürger werden im Zuge des Bauleitverfahrens an der Planung beteiligt. Am 17. Oktober wird den Bürgervereinen aus Limperich, Küdinghoven und Ramersdorf die Planung im Kameha vorgestellt. Rolf Huck, Vorsitzender der Bürgervereinigung Ramersdorf, sagte dem GA: "Wir werden darauf achten, dass der Fußweg von Ramersdorf zum Rhein erhalten bleibt. Früher gab es mal sieben Verbindungsachsen zum Rheinufer, jetzt sind es nur noch drei. Für die Menschen, die hier wohnen, hat das etwas mit Lebensqualität zu tun."

Das Zementfabrik-Gelände

Ende 1987 schloss die Dyckerhoff AG wegen wirtschaftlichen Problemen das 1856 von Hermann Bleibtreu eröffnete Zementwerk in Ramersdorf. Noch im selben Jahr begann der Abriss. Stehen geblieben sind nur die unter Denkmalschutz stehenden Verwaltungsgebäude, die Direktorenvilla, Rohmühle und Wasserturm. Danach blieb das Gelände als Ruine sich selbst überlassen. 1989 wollte Klöckner-Moeller seine Hauptverwaltung auf dem Gelände des heutigen Bonner Bogens errichten, doch daraus wurde aus verschiedenen Gründen nichts. In den Folgejahren waren verschiedene Nutzer des Areals im Gespräch:

DARA, Europäische Zentralbank, Forschungszentrum Caesar und ein Luxushotel. Nach dem Berlin/Bonn-Gesetz von 1994 wurde das Zementwerksgelände vom Bund für die Stadt Bonn erworben und erschlossen. 1999 schlug die Bonner CDU den Bau eines Jachthafens vor. Letztlich wurde das Areal als Sonderentwicklungsgebiet für innovative Industrien ausgewiesen. Im Juni 2000 wurde die Rheinufer-Promenade von der Rheinaue in Richtung Königswinter verlängert. 2002 kaufte Jörg Haas das Gelände.

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