Kirmes in Oberkassel Die Amtszeit neigt sich dem Ende zu

OBERKASSEL · Schützenkönig Sebastian Freistedt war ein Jahr lang in Amt und Würden. Bei der Kirmes, die an diesem Wochenende beginnt, ermittelt die Jesus-Maria-Josef Junggesellen Schützenbruderschaft einen Nachfolger.

 Wie vor 100 Jahren: Schützenkönig Sebastian Freistedt (hinten, 2. von rechts) und sein Gefolge präsentieren sich in historischen Gewändern.

Wie vor 100 Jahren: Schützenkönig Sebastian Freistedt (hinten, 2. von rechts) und sein Gefolge präsentieren sich in historischen Gewändern.

Foto: Janina Freistedt

Schon als kleiner Panz träumte er davon, einmal Schützenkönig zu sein. „Wenn man hier groß geworden ist, ist das keine Frage. Dann möchte man einmal die Bruderschaft als Schützenkönig repräsentieren“, sagt Sebastian Freistedt. In der Grundschulzeit habe er den Schützenzug begleitet. „Immer an der Seite des Feuerwerkers – dem Mann ganz vorne mit dem roten Federbusch“, berichtet der 30-Jährige.

Die Karriere, erst im Tambourcorps und in der Jesus-Maria-Josef Junggesellen- Schützenbruderschaft, nahm ihren Lauf: Freistedt war Musiker, Schlussoffizier, Königsbegleiter beim 160. Schützenkönig Jan Kühn und Brudermeisterbegleiter bei Florian Bauer. „Mit 21 Jahren habe ich angefangen, auf den Königsvogel zu schießen. „Im August 2015 wagte ich dann innerhalb der vergangenen neun Jahre einen sechsten Versuch“, erinnert sich der Oberkasseler.

Der König zeigt sich in historischem Gewand

Und tatsächlich, am Kirmesmontag um 12.19 Uhr fiel der Vogel mit dem 67. Schuss von der Stange. Sebastian Freistedt wurde zum 164. Schützenkönig in der heute 222 Jahre alten Tradition des ältesten Vereins Oberkassels gekrönt. „Das war eine doppelte Erleichterung. Ich spürte schon einen Erwartungsdruck zum Ende meiner Junggesellenzeit“, erinnert sich der Schützenkönig.

Es war schon ein ganz besonderer Tag im Leben des Oberkasselers, das Wetter indes hatte kein Erbarmen mit den Schützen – es goss in Strömen. „Aber meine Mutter hatte eine Vorahnung, denn auch 2006 als ich Maikönig wurde, hat es geregnet. Sie sagte‚ 'Er hat das Glück, wenn es regnet‘. Und sie war am Morgen auch viel nervöser als ich“, berichtet der Vorsitzende des Heimatvereins. „Es war eine herausragende Sache und eine herausragende Krönung. Denn wegen des Wetters mussten wir unsere Pläne ändern und die Krönung verlegen. Es war das erste Mal in Oberkassel überhaupt, dass eine Krönung in der Pfarrkirche St. Cäcilia stattfand“, sagt der Kommunikationselektroniker.

Gleichzeitig war es der Start für den Schützenkönig und seine Schützenkönigin Lena Vukota in ein Jahr mit vielen Auftritten, Besuchen und Feierlichkeiten. So wanderten im Frühjahr alle Oberkasseler Königspaare an der Ahr und hielten zum Schluss eine Weinprobe im Mayschosser Weinkeller ab. Als geschichtlich interessierter Mensch (er ist Vorsitzender des Heimatvereins) ließ er schließlich auch ein Foto machen, auf dem er mit seinem Gefolge, das sich aus Freunden sowie der Schwester und dem Cousin Freistedts zusammensetzt, in einer Szenerie wie vor 100 Jahren posiert.

Die Eltern legten extra ein Sparbuch an

Auch dieses Bild ist ein Beweis dafür, wie die ganze Familie die Tradition im Ort lebt. Denn bereits Vater Ulrich und Onkel Hans-Peter hatten versucht, Schützenkönig zu werden – allerdings ohne Erfolg. Um dem Spross auch einen Anlauf zu ermöglichen, besparten die Eltern schon früh ein Sparbuch, um später davon einmal die Feierlichkeiten zu unterstützen. Auf der Kirmes an diesem Wochenende präsentiert der König sein neues Königsschild. Es wird am Kirmessonntag erstmals von der Königin beim Schützenzug getragen. Auch hier war wieder die Familie im Spiel, denn das Schild wurde von Freistedts Schwester Janina entworfen. Am Kirmesmontag, 22. August, allerdings wird es erneut ernst: Dann wird die Jesus-Maria-Josef Junggesellen-Schützenbruderschaft einen neuen König ausschießen.

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