Standortquerelen Der Zirkus Liberty zieht nach Lessenich

VILICH/LESSENICH · Der Zirkus Liberty hat nach vier Monaten Winterpause den Landfahrerplatz in Vilich geräumt. Ab diesem Samstag schlägt der kleine Familienbetrieb sein beheiztes Zelt in Lessenich am Sportplatz auf. Diesmal mit Erlaubnis der Stadt, wie Isabel Klotz vom Bonner Presseamt auf GA-Nachfrage bestätigte. "Die finanzielle Lage bringt uns 'raus, es ist so gut wie kein Geld mehr da", begründet Zirkuschef Günter Weiß den Schritt.

Das Zelt in Vilich ist abgebaut: Francesco, Lorena und Günter Weiß verlassen nach vier Monaten den Landfahrerplatz und gastieren ab Donnerstag in Lessenich am Sportplatz.

Das Zelt in Vilich ist abgebaut: Francesco, Lorena und Günter Weiß verlassen nach vier Monaten den Landfahrerplatz und gastieren ab Donnerstag in Lessenich am Sportplatz.

Foto: Max Malsch

Wie mehrfach berichtet, hatte der Zirkus nach seinem letzten Gastspiel in Niederkassel einen Platz zum Überwintern gesucht. "Aber wir haben nichts geeignetes Leerstehendes gefunden", so Weiß. Ein befreundeter Zirkusmann habe ihm dann den Tipp mit dem Landfahrerplatz an der Alten Beueler Straße gegeben. Den aber hat die Stadt für Sinti und Roma reserviert, die auf dem Beueler Friedhof am Platanenweg regelmäßig das Grab des "Roma-Königs" Ferko Czori besuchen.

"Wir sind doch auch Landfahrer", argumentiert Weiß heute wie damals. Die Stadt sah das anders und stellte der Familie vor Weihnachten Wasser und Strom ab. "Mit den Futter- und Lebensmittelspenden von freundlichen Anwohnern haben wir bis jetzt durchgehalten", sagt der 52-Jährige. Ein Generator sorgte für Strom.

Doch damit ist jetzt Schluss. "Ab Donnerstag geht es los mit dem Gastspiel in Lessenich", erzählt Ehefrau Marina (49) voller Vorfreude. Und, nein, sie wollten jetzt keine Spenden mehr. "Stattdessen wäre es schön, wenn die Bonner zu unseren Vorstellungen kommen", sagt Sohn Francesco. "Wir gehen auch nicht betteln und hausieren, das sind Trittbrettfahrer", ergänzt der Vater.

Der 29-jährige Francesco managt mit seiner 26-jährigen Schwester Lorena den Großteil des Abbaus. "In zwei Stunden haben wir das Zelt eingepackt, danach werden die Tiere verladen", so Francesco Weiß.

Mit auf die Reise gehen drei Kamele, drei Pferde, drei Ponys, ein Esel, zwei Ziegen und zwei Hunde. Meinen sie, dass ihr Geschäft Zukunft hat? "Wir sind in vierter Generation Zirkusleute, haben nichts anderes gelernt und hängen daran", sagt Günter Weiß. Selbst die elfjährige Tochter Chantal mache, wenn sie nicht in der Schule sei, bei zwei Nummern mit. "Wenn Sie in den Zoo gehen, steht ein Tier nur da. Bei uns aber geht das Licht an, die Musik erklingt, die Menschen lachen und die Pferde bewegen sich", sagt Mutter Marina, die mit ihrem Sohn eine Messerwerf-Nummer zeigt.

Doch bei allem Optimismus droht neuer Ärger. Der Zirkus Liberty will laut Flyern und Plakaten bis zum 3. März in Lessenich gastieren. "Wir haben das Gastspiel nur bis zum 24. Februar erlaubt", betont Isabel Klotz vom Presseamt. Danach müsse Familie Weiß weiterziehen.

Karten gibt es am Sportplatz und unter Telefonnummer 01 76/39 33 14 19.

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