Bonner Seniorentheaterensemble Uhu Der Zauberberg in der Brotfabrik

BEUEL · "Der Zauberberg" auf der Bühne hat nach wie vor Seltenheitswert: Nur wenige Regisseure haben die epische Breite des Mann'schen Bildungsromans bisher dramatisch aufbereitet.

 Die Aufführung des "Zauberbergs" wird nochmals im Januar 2015 in der Brotfabrik gezeigt.

Die Aufführung des "Zauberbergs" wird nochmals im Januar 2015 in der Brotfabrik gezeigt.

Foto: Max Malsch

Umso bemerkenswerter erscheint, was Regisseur Volker Maria Engel in der Brotfabrik gewagt hat: Der Zauberberg in zwei Stunden, gespielt von einem "Seniorentheater". "Uhu" nennt sich die Truppe, was selbstironisch für "unter Hundert" steht, aber gleichzeitig auch deutlich machen soll, dass man sich eben nicht als reines Seniorentheater sieht und nach unten keine Altersgrenze zieht.

Dem Werk einen Teil seiner Schwere nehmen und mit etwas Ironie auch die komischen Seiten entdecken: Diesem Anspruch wird die Inszenierung auch dank guter Regieeinfälle über weite Strecken gerecht. Dass der Regisseur sich von der filmischen Umsetzung Hans W. Geissendörfers hat inspirieren lassen, kann und will er nicht verleugnen - das Ergebnis konnte auch durch die für Hobbymimen durchaus beachtliche schauspielerische Leistung überzeugen.

Wolfgang Bansemer-Hoffmann schien die Rolle des Erzählers und des Mynheer Peeperkorn gleichermaßen auf den Leib geschneidert, mit ähnlicher Spielfreude agierten auch die weiteren Darsteller. Elsa Bleek, die den Castorp naiv-neugierig verkörperte, war neben Ensemble-Leiterin Christiane Goepel als Settembrini eine von zwei Frauen, die Engel in Männerrollen besetzt hatte. "Eine Tatsache, die nicht nur rein dramaturgisch begründet, sondern auch der Tatsache geschuldet ist, dass die Geschlechter in der Theatergruppe nicht ganz paritätisch verteilt sind."

Manns 1924 erschienenes Werk ist eines der Schlüsselwerke der Moderne: Die Figuren verkörpern jeweils Strömungen und Philosophien der Zeit vor dem ersten Weltkrieg. In einem Schweizer Sanatorium, das nach seinen eigenen Regeln funktioniert, agieren die Patienten in ständigem Wechsel zwischen Todesangst und Lebenshunger.

In diese aus der Zeit gefallene Welt gerät Hans Castorp, der seinen lungenkranken Cousin besucht. Aus der geplanten Besuchszeit von drei Wochen werden sieben Jahre, bevor der Ausbruch des Ersten Weltkrieges den Aufenthalt abrupt beendet und der Protagonist in "das Weltfest des Todes" aufbricht.

So unspielbar, wie vielfach behauptet, ist Manns Roman also offenbar nicht: Wer den Zauberberg kennt, der hatte nach zwei niemals langweiligen Stunden vielleicht einige neue Einsichten gewonnen. Und wer den Roman noch nicht gelesen hat, dessen Neugier sollte geweckt worden sein.

Am 16. und 17. Januar gibt es erneut Gelegenheit, den Zauberberg auf der Bühne der Brotfabrik zu sehen. Details unter www.brotfabrik-theater.de

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