Anhissen beim Schiffer-Verein Beuel Der Käpt'n singt "Aloha Heja He"

BEUEL · Seine historischen und wertvollen Fahnen musste der Schiffer-Verein Beuel beim Anhissen am Schiffermast unterhalb des Nepomukplatzes leider im Schrank lassen - zu widrig war die Witterung, als dass der vor 150 Jahren gegründete Verein hässliche Stockflecken riskieren wollte.

 Käpt'n Reiner Burgunder reicht Renate Hendriks die Nös. Sie trinkt aus der Kelle und wird so zur Schifferschwester.

Käpt'n Reiner Burgunder reicht Renate Hendriks die Nös. Sie trinkt aus der Kelle und wird so zur Schifferschwester.

Foto: Max Malsch

Trotz Nieselregens fanden sich aber viele Beueler zum Spektakel am Rheinufer ein.

Bevor Käpt'n Reiner Burgunder den Beueler Schiffergruß "Mit Gott voraus!" über den Rhein rufen konnte, überraschte er die Gäste, Schifferbrüder und -schwestern mit einem Ständchen. "Meine Stimme ist leider etwas angeschlagen", merkte er bescheiden an, bevor er charmant Achim Reichels Seefahrersong Sansibar, besser bekannt durch die Liedzeile "Aloha Heja He", anstimmte.

Dass mit der SPD-Landtagskandidatin Renate Hendricks eine Politikern mitten im Wahlkampf als Gast an dem Festakt teilnahm, sei ein Zufall, erklärte Burgunder, denn es wurde durchaus darüber diskutiert. "Als wir mit Renate Hendricks den Termin ausmachten, war noch nicht abzusehen, dass der Landtag bald neu zur Wahl steht." Er nahm Hendricks nach dem Anhissen in den Kreis der Schiffer auf, indem er ihr einen Schluck aus der sogenannten Nös anbot.

"Mit dieser Kelle wird eigentlich Wasser geschippt. Erst wenn man aus ihr getrunken hat, ist man ein richtiger Schifferbruder", sagte Burgunder. Als Dank brachte die Landtagskandidatin mit der NRW-Fahne einen Gruß aus der Landeshauptstadt mit. Flaggenmaat Sebastian Pätz zog sie als letzte Fahne nach oben.

Stolz sind die Schiffer auf ihre beachtliche Fahnensammlung. Seit der Tagung der Großen ARGE der niederrheinischen Schiffer-Vereine im März 2012 befindet sich nun auch eine Flagge der Stadt Köln im Fundus.

Die Beflaggung wird unterschieden in einer Alltagsbeflaggung und einer großen Beflaggung an öffentlichen und besonderen Festtagen. Beim Tod einer Schifferschwester oder eines Schifferbruders wird ein schifffahrts-üblicher Trauerwimpel - schwarzer Grund mit weißem Kreuz - gehisst.

Der Zufall wollte es, dass das Anhissen an einem historischen Vereinsdatum stattfand. "Wir laden ja seit einiger Zeit immer für Samstag vor Ostern zum Anhissen ein. Es ist eine schöne Art, gemeinsam die Fastenzeit zu beenden, aber auf den Tag genau gestern vor 150 Jahren wurde von unseren Gründern die Satzung unterschrieben", berichtete Burgunder.

Über einen rasanten Anstieg der Mitgliedszahlen freuen sich die Schiffer seit etwa zwei Jahren. "So viele neue Mitglieder wie in diesem Zeitraum konnten wir wohl nie begrüßen. Wir sind mittlerweile 553 Mitglieder", sagte Pressesprecher Claus Werner Müller. Der Schiffer-Verein Beuel sei fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens in Beuel geworden.

"Unsere Altvorderen, die vor 25 Jahren 125-jähriges Bestehen feierten, wünschten dem Verein für die Zukunft, dass viele kommende Generationen sich in ihm engagieren. Ich glaube, diesen Wunsch haben wir ihnen erfüllt", sagte Müller.

Auch eine kleine Neuerung im Protokoll stellten die Schiffer ihren Gästen vor. Vor dem Anhissen zog der Vorstand des Schiffer-Vereins in einer kleinen Prozession rund um den Schiffermast und den Nepomukplatz herum. "Es war immer so komisch, sich ohne Einstimmung hinzustellen und einfach die Fahnen hochzuziehen", sagte Müller.

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