Kommende Ramersdorf Der gute Geist verlässt das Schloss

Ramersdorf · Wolfgang Bartel blickt auf 40 turbulente Jahre in der Kommende Ramersdorf zurück. Der 77-Jährige zieht nach Leipzig. Das Schloss ist an eine Kölner Investorengemeinschaft verkauft.

 Schlüsselübergabe: Wolfgang Bartel (2.v.l.) mit den Investoren Ronald Münzer (l.), Wolfgang Spiller und Salvatore Luca (r.).

Schlüsselübergabe: Wolfgang Bartel (2.v.l.) mit den Investoren Ronald Münzer (l.), Wolfgang Spiller und Salvatore Luca (r.).

Foto: Privat

Wolfgang Bartel blickt auf 40 turbulente Jahre zurück. Er stand als Hausherr der Kommende Ramersdorf immer im Mittelpunkt des Geschehens – als Ratgeber, Vermittler, charmanter Türöffner und wenn Not am Mann war auch als Bedienung. Der 77-Jährige ist stresserprobt, daher kann ihn nichts mehr aus der Ruhe bringen. „Ich war mir für keine Aufgabe zu schade. Ich war Hausherr, aber auch Teil des Teams. Wir haben zusammen gute Jahre erlebt, aber auch schlechte Zeiten gemeistert“, erzählt Wolfgang Bartel bei einer Tasse Kaffee auf der Terrasse des Schlosses.

Der Verkauf der Kommende und sein Ausscheiden als guter Geist des alten Gemäuers habe bereits viele Reaktionen hervorgerufen, aber für ihn steht fest: „Meine Zeit ist gekommen. Ich setze mich zur Ruhe, verlasse das Rheinland und ziehe nach Leipzig zu einer guten Freundin.“ Aber das Kofferpacken wird ihm nicht leicht fallen. „Ich habe mich in Bonn stets wohl gefühlt“, sagt der gebürtige Berliner und fügt hinzu: „Rheinländer sind genauso helle wie Berliner, aber freundlicher.“

Da seine Kinder und Enkelkinder hier leben, wird er wieder nach Bonn kommen – als Gast und natürlich auch als Besucher der Kommende. Dass er loslassen kann, liegt auch daran, dass er fest davon überzeugt ist, seine Kommende in gute Hände zu geben: „Am 1. Oktober übernimmt ein hervorragendes Team. Die Investoren wollen das Konzept so weiterfahren, wie ich es mir gewünscht habe. Hotel, Restaurant und Veranstaltungsort sind sinnvolle Nutzungen für die Immobilie am Ennerthang.“

Das Schloss stand Jahre leer

1978 hat Bartel die Kommende vom Bundesvermögensamt gekauft. Das Schloss stand zuvor über Jahre leer; ihm drohte sogar der Abriss. Der Autobahnbau wäre dem ehemaligen Sitz des Deutschherrenordens fast zum Verhängnis geworden. „Ortsvereine, Privatpersonen und vor allem Heinrich Neu haben die Kommende gerettet“, betont Bartel. Neu, renommierter Kunsthistoriker und ehemaliger Vorsitzender des Heimatvereins Beuel, forschte unermüdlich über die Kommende, um Politik, Verwaltung und Denkmalschutz zu beweisen, dass die Rettung des 700 Jahre alten Gebäudes eine gesellschaftliche Pflicht ist.

„Letztlich hat Neu auch den damaligen Bundespräsidenten Heinrich Lübke eingeschaltet, um sein Ziel zu erreichen“, sagt Bartel. Nach dem Kauf musste er die Kommende renovieren. Das Unterfangen dauerte vier Jahre. Unterstützt von Denkmalexperten gelang es den Handwerkern, dem Schloss wieder den alten Glanz zu verleihen. „Es ist ein Haus mit vielfältigen Baustilen“, so Bartel.

Ab 1982 zählte dann viel Prominenz zu den Gästen. Bartel erinnert sich noch gut an einen Besuch von Bundeskanzler Helmut Schmidt und dem Publizisten Simon Wiesenthal in den 1980er-Jahren. „Ein US-amerikanischer Fernsehsender hatte einen Interviewtermin mit beiden auf der Kommende arrangiert. Weil Wiesenthal deutlich zu spät eintraf, und Schmidt sich deshalb langweilte, bat mich der verantwortliche Journalist des Senders, den Bundeskanzler durch ein nettes Gespräch bei Laune zu halten. Das war für mich eine nachhaltige und bedeutsame Unterhaltung“, erinnert sich Bartel.

US-Soldat sucht Liz aus Beuel

Und es gibt noch eine Anekdote, die etwas mit Amerika zu tun hat: 1997 wohnte ein ehemaliger US-Soldat im Hotel der Kommende. Er war auf der Suche nach einer hübschen Beuelerin namens Liz. Die damals 18-Jährige hatte er im Zweiten Weltkrieg kennen- und lieben gelernt. Mithilfe eines Artikels im General-Anzeiger fand Mac Kenzie seine Elisabeth Hoffmann, die in Limperich in der Zillertal-Siedlung lebte. „Das war ein freudiges Wiedersehen.

Der Mann war so dankbar für die Hilfe“, sagt Bartel, der sich gar nicht mehr genau daran erinnern kann, wie oft seine Kommende als Schauplatz in Fernsehsendungen diente. „Auch ein Tatort wurde hier gedreht – mit den Münsteraner Kommissaren.“

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