Theater@home in Beuel Das Wohnzimmer wird zur Bühne

BEUEL/KESSENICH · Vier Hüte, ein dunkler Mantel und ein Tuch hängen auf dem Kleiderständer im Wohnzimmer von Katrin Birkhölzer, die im Beueler Verein "Kleiner Muck" arbeitet, und Hagen Buchholz. Sonst brauchen Anne Scherliess und Eva Kraiss nur noch zwei Stühle und einen Tisch als Requisite.

Das reicht für die halbstündige Dracula-Inszenierung des Theater@home. Zu zweit schlüpfen sie in fast 20 Rollen. Damit das Stück überhaupt in 30 Minuten aufgeführt werden kann, sind die Rollenwechsel blitzschnell. Das ruft Lacher bei den zehn Gästen hervor, die Birkhölzer und Buchholz zum Wohnzimmer-Theater eingeladen haben. Zum Beispiel, wenn in der Kutsche - auf den Stühlen - zwei feine Leute sitzen und einer von ihnen zum Kutscher wird, der mit verzogenem Gesicht und buckligem Rücken das Gespräch kommentiert. "Eigentlich ist Theater überhaupt nicht mein Ding", sagt Buchholz, der an diesem Abend Intendant in seiner Wohnung ist und dafür eine Fliege angezogen hat.

Die Kurzzeitstücke von Scherliess und Kraiss haben für ihn genau die richtige Länge. "Alles, was über eine Dreiviertelstunde hinausgeht, ist für mich zu viel", erzählt er. Sein "grausamstes Erlebnis" war die Drei-Groschen-Oper, "obwohl die ja noch ganz lustig ist". Seine Freundin Katrin Birkhölzer probierte es deshalb mit dem Theater@home, weil die Pädagogin mit der Regisseurin Charlotte Schneider, die die Stücke für das Zuhause-Theater umsetzt, schon zusammengearbeitet hatte. "Und seitdem gucken wir uns immer wieder die Vorstellungen an", sagt Birkhölzer. Die Inszenierung war der Auftakt der Einweihungsparty ihrer Wohnung.

Gewünscht hatte sich Birkhölzer, dass Scherliess und Kraiss "Der kleine Prinz" vorführen. Dafür war der Raum jedoch zu klein, so Scherliess, die das mobile Theater 2009 gegründet hat. Ihre Idee war, den Leuten leichte Unterhaltung nahezubringen. "Was der Kunde will, das machen wir auch - sofern es umsetzbar ist", sagt sie.

Dass im Publikum oft nur zehn, 20 oder 30 Menschen sitzen, stört sie nicht. Es hat sogar Vorteile. "Wir können viel filmischer spielen, weil der Zuschauer näher an uns dran ist als auf einer richtigen Bühne", sagt Eva Kraiss. So lässt sich die Mimik genau erkennen, selbst wenn sie flüstern, versteht man sie klar und deutlich.

Leben könnten sie von dem Theaterprojekt alleine nicht; die ausgebildeten Schauspielerinnen nehmen auch andere Aufträge an und stehen schon seit Jahren auf verschiedenen Bühnen. Ein Abend mit Theater@home kostet 600 Euro. "Das klingt erst einmal teuer", sagt Scherliess. Jeder Schauspieler bekomme aber 150 Euro Gage, der Regisseur ebenfalls 150 Euro, und weitere 150 Euro werden in die Theaterausstattung investiert. Viele ihrer Kunden verschenken das Zuhause-Theater oder stellen ein Sparschwein auf.

Die Premiere des neuen Stücks "Arsen und Spitzenhäubchen" ist am Donnerstag, 5. März, ab 20 Uhr im Anno Tubac, Kölnstraße 47. Eintritt frei.

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