Denkmäler in Beuel Das stolze Erbe der Gräfin Berghe von Trips

VILICH · Die Burg Lede in Vilich ist immer noch so etwas wie der Geheimtipp unter den Denkmälern in Bonn. Auf der Adelheidisstraße von Vilich nach Geislar liegt sie rechter Hand ziemlich zurück und hinter viel Grün und einem Tor verborgen. Außerdem fehlt ihr ein wichtiges Merkmal: das Denkmal-Emblem.

 Ferdinand von Loë wünscht sich, dass der einstige Burgraben wieder mit Wasser gefüllt ist.

Ferdinand von Loë wünscht sich, dass der einstige Burgraben wieder mit Wasser gefüllt ist.

Foto: Max Malsch

"Das liegt irgendwo auf meinem Schreibtisch", erklärt der Burgherr, Freiherr von Loë. "Ich hatte noch keine Zeit, es anzubringen." Vom ihm erfährt man, dass die gesamte Anlage und nicht nur die Burg als Denkmal anerkannt ist. Dazu gehören der große Garten mit vielen Kunstwerken, die Scheune und das Kutscherhaus.

Die Quellen sind sich uneins, aus welcher Zeit genau die Burg stammt. "Etwa aus 740 stammen erste Berichte über einen fränkischen Verteidigungsbau, an dessen Stelle sich Burg Lede über viele Stationen bis heute entwickelt hat" - so steht auf der Homepage der Burg geschrieben. In wechselnder Folge war sie Ritterburg, Adelssitz, Staats- und Stiftseigentum.

Das Stift Vilich, das Fürstentum Nassau-Usingen, das Großherzogtum Berg, der preußische Staat, der Kölner Bankier Herstatt, der Industrielle Weinlich - sie alle waren einmal Eigentümer der Burg. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente sie den Engländern als Kommandoquartier für den Befehlshaber und späteren Außenminister Lord Carrington. Unstrittig ist, dass der nordwestliche Turm das ursprüngliche Wohnhaus war, an das die restliche Burg angebaut wurde.

Erst 1928 wurde sie durch Eugenie Gräfin Berghe von Trips erworben und ging somit in Privatbesitz über. Aus dieser Dynastie ging auch der Formel-1 Rennfahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips (4. Mai 1928 bis 10. September 1961) hervor. Im Jahr 1987 übernahm ihr Großneffe Ferdinand Freiherr von Loë die Burg und bewohnt sie seitdem mit seiner Tochter Sittah. Loë, gesprochen "Loh", ist der Name eines alten westfälischen Adelsgeschlechts, benannt nach dem Stammsitz "Haus Loe" bei Marl. Und Sittah hat festgestellt, dass auch in diesem Zweig der Familie Benzin im Blut sein muss - zumindest was den Fahrstil ihres Vaters anbelangt.

Nicht nur wechselnde Besitzer hatte die Burg, auch ihr heutiger Name hatte Vorgänger. Der Name "Lede", der erst seit 100 Jahren gebräuchlich ist, bezieht sich auf die Bodenbeschaffenheit und leitet sich vermutlich vom Wort "Lehm" ab. Zuvor hieß sie "Burg Schneckenberg" oder einfach die "Schneckenburg".

Bevor er die Burg in Besitz nahm, arbeitete Ferdinand Freiherr von Loë bei einer Bank. Als in den 1990er Jahren größere Renovierungsarbeiten notwendig waren, musste er sich überlegen, wie er mit der Liegenschaft Geld verdienen kann. So kam es, dass er einen Weinhandel aufgemachte, und die Burg für Veranstaltungen geöffnet wurde. Die erste, 1996, war eine Hochzeitsfeier. Inzwischen kann in der Burg sogar standesamtlich geheiratet werden.

Sie bietet Räumlichkeiten, die gemietet werden können: Salon 1, so nennt sich der größte Raum, schließen sich die kleineren Salons 2 und 3 an. Dazu kommt noch ein Kaminzimmer, ein Salon, den man früher wohl als "Herren-Raucher-Zimmer" bezeichnet hätte, und ein kleines Abstell- oder Umziehräumchen. Alles ist mit schweren Holzmöbeln und viel Leder ausgestattet. Die Decken haben alte Stuckverzierungen. "Hier gibt es sogar noch ein Verlies", erzählt der Burgherr, "das ich erst Jahre nach meiner Übernahme entdeckt habe."

Bekannt ist die Burg für kulinarische Angebote aus der Küche. Die befindet sich im Untergeschoss. Dort treffen sich regelmäßig Hobbyköche zu Kursen. Auch "Mord à la Carte" oder die Genießer von "Slowfood" lassen die kulinarischen Angebote von dort kommen. Im Burggarten findet seit einigen Jahren der mittelalterliche Adelheidis-Markt statt.

Der Burggraben der Wasserburg ist heute ausgetrocknet. Diesen Graben wieder permanent mit Wasser gefüllt zu sehen, das ist der größte Wunsch des Freiherrn. "Time is money", sagt er dazu, "und Time habe ich nicht." Ein Förderverein kümmert sich darum, dass dieser Wunsch in Erfüllung gehen möge.

Öffnungszeiten

Die Burgschänke hat Montag bis Mittwoch von 16 Uhr bis 22 Uhr geöffnet sowie Sonntag und feiertags von 15 Uhr bis 21 Uhr. Freitags und samstags bleibt die Schenke geschlossen. Am Sonntag, 4. Oktober, beginnt für die Außenwirtschaft die Winterpause. Wiedereröffnung ist am Sonntag, 1. Mai 2016.

Veranstaltungen: Mord à la Carte - Krimi mit Dinner am Mittwoch, 21. Oktober; italienische Weinprobe am Samstag, 21. November.

Informationen unter Telefon 0228/468171 und auf www.geburgenheit.de

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