Akkordeon-Auftritt in Beuel Das Geheimnis um den roten Quetschebüggel

Beuel · Viele Namen gibt es für das Akkordeon: Aerofon, Handharmonika oder Quetschkasten. Humorvolle Geschichten über seinen Quetschebüggel hat Jörg Manhold im Gemeindehaus der evangelischen Kirche Beuel-Nord erzählt - und darauf gespielt.

 Jörg Manhold spielt seine rote Quetsch, eine „Cantulia“.

Jörg Manhold spielt seine rote Quetsch, eine „Cantulia“.

Foto: Rainer Schmidt

Es dürfte kein weiteres Instrument geben, für das es laut Duden so viele Synonyme gibt, wie für das Akkordeon: Aerofon, Handharmonika, Melofon, Quetschkasten, Quetschkommode, Schifferklavier, Ziehharmonika, Handorgel und Quetschebüggel, kurz und liebevoll im Rheinland „Quetsch“ genannt.

Mit Geschichten darüber hat Jörg Manhold, Ressortleiter Regionales beim GA, seine Zuhörer im Gemeindehaus der evangelischen Kirche Beuel-Nord begeistert. Knapp zwei Stunden lang erzählte er Geschichten und literarische Episoden und gab musikalische Einlagen. Quetsch und nicht Akkordeon hieß es dabei deshalb, weil Manhold stets den Bezug zum Rheinland und zur rheinischen Sprache herzustellen verstand. Um genau zu sein: Der rote Faden durch diesen Abend war eine rote Quetsch, eine aus dem Hause „Cantulia“. Ältere Gäste hätten diesen Namen noch aus der Erinnerung kennen können, denn die Firma „Cantulia“ produzierte von 1937 bis 1957 Akkordeons in Siegburg. Der Gründer war Walter Neuerburg aus der Dynastie derer, die in Köln die damals bekannte Zigarette „Overstolz“ herstellten.

Viele Geschichten

rund um „Jüppche“

Die kleine, rote Cantulia hat seine Familie durch den Kauf eines alten Landhauses in Lohmar miterworben. „Sie ist mir zugelaufen und ich nannte sie ‚et Jüppche‘“, erzählte Manhold. Er war so begeistert vom ‚Jüppche‘, dass er sich sogar selber das Akkordeonspielen beigebracht hatte. „Jüppche“ hat viel gesehen: den weltbekannten Musiker Will Glahé, aber auch den Landstreicher Schäng Schneller, die sich beide in Ruppichteroth getroffen hatten. Mit zahlreichen Episoden rund um das Akkordeon überraschte Manhold immer wieder sein Publikum. Doch zwei Überraschungen hatte er sich für den Schluss aufbewahrt. Er wusste, wo sich das jahrelange vermisste Cantulia-Männchen, das am Eingang des Werkes stand, heute befindet: nämlich im Hof der Humperdinck-Musikwerkstatt in Siegburg. Und er lüftete das Geheimnis, warum die Cantulia-Fabrik trotz guter Zahlen plötzlich geschlossen wurde: Ein Mitarbeiter hatte zu tief in die Kasse gegriffen.

Vier musikalische Zugaben zeugten von einem gelungenen, unterhaltsamen Vortragsabend.

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