Junges Theater Bonn Bühne der offenen Türen

BEUEL · Rund 135.000 Besucher kommen jedes Jahr ins Junge Theater Bonn (JTB), mehr als 1000 Kinder und Jugendliche nehmen an den Kursen der Schauspielschule teil. Die Aktion Mensch gibt dem Theater 170.000 Euro.

Freuen sich auf das offene Theaterprojekt (von links): JTB-Intendant Moritz Seibert, die Theaterpädagoginnen Evi Mürlebach, Jürgen Nimptsch, Heike Werntgen sowie Bernd Siebertz von der Aktion Mensch.

Freuen sich auf das offene Theaterprojekt (von links): JTB-Intendant Moritz Seibert, die Theaterpädagoginnen Evi Mürlebach, Jürgen Nimptsch, Heike Werntgen sowie Bernd Siebertz von der Aktion Mensch.

Foto: Max Malsch

Deutschland erfolgreichstes Kinder- und Jugendtheater, das außerdem mit den niedrigsten öffentlichen Zuschüssen auskommen muss, wie es Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch ausdrückt. Doch es gibt auch junge Menschen, die das Theater nicht erreicht. "Einige sind zu weit weg, andere haben nicht so viel Geld oder es gibt sprachliche und kulturelle Barrieren", so Intendant Moritz Seibert. Um das zu ändern, hat das JTB ein neues Modellprojekt ins Leben gerufen. Ab dem Sommer richtet das Theater in vier Bonner Jugendeinrichtungen eine "Open Stage Door" ein, eine offene Tür zur Theaterbühne. Die Soziallotterie "Aktion Mensch" hat diesem Projekt nun eine Förderung über 170 000 Euro zugesagt.

Gemeinsam mit dem Bonner Jugendamt wird derzeit noch entschieden, mit welchen vier städtischen und freien Jugendeinrichtungen das Modellprojekt gestartet wird. Losgehen soll es im Sommer. Einmal pro Woche werden dann die Theaterpädagoginnen Heike Werntgen und Evi Mürlebach, die schon lange freiberuflich für das JTB arbeiten und nun dank der Förderungen durch die Aktion Mensch fest angestellt werden konnten, in die Einrichtungen gehen.

Zwei Stunden lang findet ein völlig offenes Programm statt, bei dem die Kinder sich spontan und immer wieder neu entscheiden können, ob sie daran teilnehmen wollen. "Diese niedrige Hemmschwelle ist für viele Kinder, gerade wenn sie das erste Mal mit dem Theater in Berührung kommen, sehr wichtig", sagte Seibert bei der Vorstellung des Projekts.

Im Anschluss trifft sich eine Projektgruppe mit 15 Teilnehmern, die kontinuierlich ein halbes Jahr lang an einem eigenen Theaterstück arbeitet, das dann auch möglichst bei einer gemeinsamen Veranstaltung aller Einrichtungen aufgeführt werden soll. Das Modellprojekt läuft zunächst für drei Jahre und richtet sich an Kinder von zehn bis dreizehn Jahren. Auch zwei Theaterbesuche im Jahr für jedes der Kinder sind vorgesehen.

Die Lust am Schauspielen und die Begeisterung für das Theater in den Kindern zu entfachen, ihre Fantasie und Kreativität anzuregen: Das sind die Hauptziele des Projektes. "Das Theaterspielen fördert aber auch ganz viele Schlüsselkompetenzen", sagte Theaterpädagogin Werntgen. Beispielsweise lernten die Kindern, Empathie zu empfinden. "Wir beschäftigen uns mit Emotionen, erkennen Emotionen bei anderen oder auch in uns selbst. Da fällt es dann auch schwerer, den anderen zu verletzten." Auch Selbstbewusstsein schöpften die Kinder aus der Schauspielerei. Und: "Theater geht nur im Team, ich kann nur mit dem anderen soielen." Auch Jürgen Nimptsch war begeistert Projekt.

"Es ist ein großes Glück für junge Menschen, wenn sie Theater spielen können, wenn sie den Quadratmeter unter ihren Füßen besetzten, und sehen können, was in ihnen steckt." Vor allem die Idee, die Kinder selbst die Stücke erarbeiten zu lassen, lobte der Oberbürgermeister. Er, bekanntlich selbst Pädagoge, habe die wunderbare Erfahrung gemacht, dass Kinder dann entweder ihre eigene Lebenssituation auf die Bühne bringen und so verarbeiten, oder ihre Träume.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort