Moderne Einrichtung Bücherei St. Cäcilia in Beuel wandelt sich zur Familienbibliothek

Oberkassel · Die 1853 gegründete „Bücherei an St. Cäcilia“ feiert ihr 165-jähriges Bestehen. Angefangen hat sie einst als rein religiöse Einrichtung - heute spricht sie ein breites Publikum an.

 Christian Schnieders in der Bücherei.

Christian Schnieders in der Bücherei.

Foto: Benjamin Westhoff

Mit ihren Händen schufteten sie tagsüber in Steinbrüchen, der Zementfabrik und auf Feldern, abends sollte dann ihr Geist arbeiten. „Bereits 1853 wurde hier bei uns in Oberkassel eine kleine Bücherei gegründet, um auch der ärmeren Bevölkerung Zugang zu Bildung zu ermöglichen“, sagt Buchwissenschaftler Christian Schnieders, während er in einer alten Chronik blättert, die Regina Härle vor Jahren erstellt hat. Seit 2013 leitet Schnieders ehrenamtlich die „Bücherei an St. Cäcilia“. Deren 165-jähriges Bestehen wird im kommenden April beim „Beueler Bücherfrühling“ gebührend gefeiert. „Das wird ein Fest für die ganze Familie“, verspricht Schnieders, der sich für diesen Geburtstag schon einiges überlegt hat. „Wir sind die älteste kulturelle Institution im Ort. Und das muss gefeiert werden“, ergänzt er.

Heute präsentiert sich die Bücherei in der Oberkasseler Kastellstraße hell und freundlich. Kinder- und Jugendbücher stehen in den Regalen, gleich am Eingang hat Schnieders einige Kinderbücher mit Geschichten rund um das Weihnachtsfest arrangiert. Kein Vergleich zu dem, was Pfarrer Kronenberg 1853 eröffnete. „Damals gab es ausschließlich religiöse Erbauungsliteratur“, weiß Schnieders. Im Gründungsjahr kostete die Mitgliedschaft 22 Taler, wenig später wurde der Jahresbeitrag auf 18 Taler reduziert. „Die erste Bücherei war vermutlich im alten Pfarrhaus untergebracht. Damals gab es noch keinen Strom, der Raum war dunkel und kalt“, so der Leiter. „Aber mit seinem Anspruch Kultur aufs Dorf zu bringen hatte Kronenberg Erfolg.“

Heute gibt es 538 Mitglieder, die sich regelmäßig etwas ausleihen. „Wir sind eine echte Familienbibliothek“, erklärt Schnieders. „Zu uns kommen Eltern mit ihren Kindern, aber auch Jugendliche und Senioren.“ Sie können unter 4000 Medien wählen – vom klassischen Buch über Hörbücher und DVDs bis zu Spielen. „Allein im vergangenen Jahr hatten wir 10 200 Ausleihungen“, rechnet Schnieders vor. Besonders stolz ist das Team auf Franziska Kunka. Seit mehr als 65 Jahren arbeitet sie ehrenamtlich mit. „Heute ist sie über 90 Jahre alt und hilft uns immer noch“, hebt Schnieders hervor.

5000 Euro werden jährlich für Neuanschaffungen ausgegeben

Um Kinder frühzeitig fürs Lesen zu begeistern, arbeitet die Bücherei nicht nur mit Schulklassen und Kindergärten zusammen. Regelmäßig bietet sie zudem spezielle Angebote für kleine Leser an. Ganz besonders beliebt ist das Bilderbuchkino, bei dem die Kleinen neue Bücher und spannende Geschichten kennenlernen. Zudem gibt es Puppenspielaufführungen sowie Heimatabende. Zu den Veranstaltungen kommen rund 2600 Besucher im Jahr.

Nicht nur Schnieders ist von dem Angebot an Kinderbüchern begeistert. „Wir haben hier in Oberkassel wirklich ein tolles Repertoire an hochwertigen Kinderbüchern. Ich weiß, dass viele aus anderen Orten nur dafür zu uns kommen“, beobachtet der Buchwissenschaftler. Bei den großen „Leseratten“ stehen natürlich Krimis hoch im Kurs. „Entweder die spannenden aus Skandinavien oder die heiter-bissigen aus England. Krimis gehen immer“, sagt Schnieders.

Jedes Jahr wird der Bestand um 400 bis 500 neue Medien erweitert. Was gekauft wird, dass entscheiden die Mitglieder. „Gleich am Eingang steht eine Wunschbox, in die jeder einen Vorschlag einwerfen kann. Wir richten uns immer nach den Wünschen unserer Mitglieder.“ Rund 5000 Euro werden pro Jahr für Neuanschaffungen ausgegeben. Für das Jubiläumsjahr hat der Leiter der Bibliothek einen einzigen Wunsch. „Bücher werden immer teurer. Wir versuchen hier ein gutes Angebot zu präsentieren, Aber dafür brauchen wir mehr Geld. Es wäre schön, wenn wir in Zukunft finanziell besser aufgestellt wären“, sagt Christian Schnieders.

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