Erster „Bönnscher Ovend“ in Vilich-Müldorf Brauchtum in bester Manier

Vilich-Müldorf · „Und hier ist ihr Gastgeber“, kündigte Moderator Willi Baukhage den Vorsitzenden des Bürgervereins Vilich-Müldorf, Thomas Biedermann, an: „Und wenn Sie ihn nicht verstehen können, findet sich sicher jemand zum Übersetzen“, frotzelte Baukhage. Alles beim ersten Bönnschen Ovend.

Und tatsächlich: So engagiert der umtriebige Biedermann sich auch für das Ortsleben einsetzt – Bönnsch gehört wahrlich nicht zu seinen Stärken: Er ist auf Rügen geboren, in Thüringen aufgewachsen und kam gemeinsam mit seiner Frau vor neun Jahren nach Vilich-Müldorf.

So gebührte denn auch Helmut Sauff von den ortsansässigen Bottemelechs Jonge die Ehre, für das Publikum in der so gut wie komplett gefüllten Mühlenbachhalle zu dolmetschen, was natürlich jeder trotzdem verstand: Der Bürgerverein Vilich-Müldorf habe sich die Förderung des kulturellen Lebens im Dorf auf die Fahnen geschrieben und wolle daher neben Karnevalsumzug, Dorffest, Martinszug und Adventsmarkt erstmalig auch einen „Bönnschen Ovend“ anbieten. Eingeladen war jeder – auch, wenn der wie er selbst, die rheinische Sprache erst noch lernen müsse.

Dafür gab es dann den ganzen Abend mehr als genug Gelegenheit: Gleich zum Auftakt brachten die Bottemelechs Jonge den Saal mit der Vilich-Müldorfer „Nationalhymne „He am Baach“ in Stimmung, um mit der nächsten Nummer dann nahtlos an das Schunkel-Gen, das offenbar in jedem Rheinländer steckt, zu appellieren.

Auch Theater wurde gespielt: Karl Friedrich und Elisabeth Schleier, die auch als Nachtwächter-Paar von Bonn bekannt sind, führten den Besuchern in zwei Akten vor, wie man in den 60er Jahren eine Urlaubsreise nach Italien unternahm. Dabei erzählten sie nicht nur Anekdoten, sondern sangen auch die Gassenhauer aus der Zeit des Wirtschaftswunders.

Gesungen wurde ohnehin viel: Der Männergesangverein Geislar hatte zwei Auftritte mit rheinischem Liedgut, und zum Abschluss rockten die „ Dorfslöck“ die Halle mit „Linda Lou“. Emotionaler Höhepunkt: Rudi Blank, Helmut Sauff und Andreas Gassewicz sangen „Bönnsche Tön“, und einer freute sich ganz besonders: Emil Lohmer, der das Lied vor 50 Jahren geschrieben hatte, war selbst in der Halle und sang begeistert mit.

„Das ist doch eine wunderbare Idee rheinisches Brauchtum auch losgelöst vom Karneval zu pflegen“, freut sich Baukhage in einer Veranstaltungspause und widerlegt somit seinen Ruf als Ganzjahreskarnevalist. Auf die Frage, was ihn ins rechtsrheinische Beuel verschlagen hat, sagte er: „Mer kenne uns, mer helfe uns.“

Und am Ende stimmte auch die Kasse. Der Eintritt zu der Veranstaltung war frei, aber es wurde um Spenden gebeten. Und so warfen die Besucher mehr als 1100 Euro in den Hut, der rumgereicht wurde. Das Geld wird genau wie der Erlös aus dem Essen- und Getränkeverkauf für die Renovierung der Mühlenbachhalle verwendet.

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