Brandbrief gegen Bonner Feuerwehr-Chef

In der Feuerwehr rumort es weiter: In einem Brandbrief an Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch machen 250 Wehrleute ihrem Unmut über ihren Chef Jochen Stein (42) Luft.

Brandbrief gegen Bonner Feuerwehr-Chef
Foto: Volker Lannert

Bonn. In der Feuerwehr rumort es weiter: In einem Brandbrief an Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch machen 250 Wehrleute ihrem Unmut über ihren Chef Jochen Stein (42) Luft. Anonym. "Aus Angst vor Repressalien", sagt einer als Grund. Sanktionen seien bereits angedroht worden.

Die Helfer schlagen Alarm. "Wir waren eine hoch motivierte Truppe, die Freude an ihrem Job hatte. Leider sind wir aktuell weit davon entfernt", heißt es in dem Schreiben an Nimptsch. Wie weit, das zeigten die vielen kranken Mitarbeiter und der auch damit verbundene Personalmangel. Feuerwehr sei Teamwork, doch dieser Begriff existiere im Wortschatz des Amtsleiters nicht. Es zähle nur dessen Meinung.

Steins Sicherheitskonzept zu Pützchens Markt sei ein Beweis. Viele Feuerwehrleute verstehen das Handeln ihres Chefs nicht. Als Stein vor vier Jahren zum ersten Mal in der Verantwortung für die Sicherheit des Jahrmarktes stand, habe er das Konzept als viel zu überzogen kritisiert. Damals waren nach GA-Informationen immer neun Feuerwehrleute und der Einsatzleiter rund um die Uhr als Brandsicherheitswache in Pützchen.

Die Großveranstaltung habe so immer reibungslos funktioniert. Doch dann hätte Stein alles umgeworfen und eine so genannte Rot-Grün-Phase eingeführt, was bedeutete: Die Gruppe wurde nur zu bestimmten Zeiten verstärkt (Rot), ansonsten reduziert (Grün).

Und nach der Love-Parade-Katastrophe seien die Fluchtwege plötzlich zu lang, die Straßen zu voll gewesen, und die Würstchenbuden stünden zu nah an den Häusern. In ihrem Schreiben an Nimptsch kritisieren die Feuerwehrleute zudem, dass sich nach dem ersten Brandbrief und einer Personalversammlung im Mai nichts geändert habe - trotz angeblich versprochener Verbesserungen.

Die Stadt wollte sich am Dienstag zu dem Brief noch nicht äußern. Stein selbst sagte auf Anfrage nur: "Wenn jemand Sorgen und Probleme hat, möchte ich sie mir anhören und mich mit demjenigen auseinandersetzen, doch das kann ich nicht, wenn ich den Kollegen nicht kenne." Anonyme Briefe, so der Feuerwehr-Chef, seien für ihn keine Auseinandersetzung auf Augenhöhe. In einer Demokratie habe es niemand nötig, einen anonymen Brief zu schreiben.

Frank Glinski, Personalratsvorsitzender der Berufsfeuerwehr, will erst nach einem Gespräch mit Nimptsch und Stein Stellung beziehen. Derweil fragt sich mancher Wehrmann: "Wann erkennt die Stadt endlich, dass es so nicht weitergehen kann?"

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