Spiel aus Asien Bonner Go-Turnier ist Spiel mit 4000-jähriger Geschichte

Beuel · Beim 39. Go-Turnier gewinnen die Bonner Jonas Welticke und Lukas Krämer. Beide stehen derzeit im Rang des 6. Dan. In Asiatischen Ländern verdienen Spieler mit Go ihren Lebensunterhalt.

111 Spieler aus ganz Deutschland traten beim 39. Bonner Go-Turnier an.

111 Spieler aus ganz Deutschland traten beim 39. Bonner Go-Turnier an.

Foto: Horst Müller

Sieger des 39. Bonner Go-Turniers im Gemeindezentrum Adelheidisstraße wurde der frischgebackene deutsche Meister Jonas Welticke aus Bonn vor seinem Bonner Kontrahenten Lukas Krämer, der bereits viermal deutscher Meister war. Außerdem belegte mit Christopher Kacwin ein weiterer Bonner Platz zehn. „Weshalb wir gerade in Bonn so eine herausragende Go-Szene haben, das fragen wir uns auch manchmal“, sagte Regina Quest. Sie veranstaltet mit Jens Vygen dieses Traditionsturnier. „Doch zusammen mit Hamburg und Berlin war Bonn schon immer ein großer Standort, der auch in der Go-Bundesliga vertreten ist.“

Jonas Welticke ist 22 Jahre alt und studiert in Bonn Philosophie und Englisch. Im Dezember vergangenen Jahres wurde er erstmals deutscher Meister und löste Lukas Krämer (26) ab. „Das war nicht ganz überraschend“, meint Jonas, „denn ich war vorher schon im Rating der stärkste deutsche Spieler.“ Dass es in Bonn derzeit zwei so herausragende Go-Spieler gibt, bezeichnet er als Zufall. Erst seit gut acht Jahren spielt Welticke Go. Durch einen japanischen Comic, bei dem es um Go geht, kam er zu diesem Spiel.

Im Internet und bei Spieleabenden in Bonn und Sankt Augustin hat er seine ersten Partien gespielt. „Viel Spielen und über seine Partien nachdenken, das ist notwendig, um gut zu werden“, sagt er. Sich andere Partien anzuschauen, um zu erkennen, wie man sein Spiel ebenfalls aufbauen kann, auch das gehört für ihn dazu. Aspekte und Prioritäten von Angriff und Verteidigung herauszuarbeiten, und das gleichzeitig, das ist für ihn der Schlüssel zum Erfolg.

111 Teilnehmer aus ganz Deutschland und dem nahen Ausland, darunter 26 Jugendliche unter 16 Jahren, konnten Quest und Vygen, die dieses Turnier zum 26. Mal organisierten, begrüßen. Obwohl es kein Preisgeld gab, waren alle Altersgruppen und Spielstärken vertreten. Lediglich der westdeutsche Jugendpokal, der ebenfalls ausgespielt wurde und bei dem Teilnehmer aus Bonn keine Rolle spielten, hatte Meisterschaftscharakter.

Höchste Stufe ist der 7. Dan

Go ist als Strategiespiel am ehesten mit Schach vergleichbar und mit rund 4000 Jahren das älteste Brettspiel überhaupt. In der Herkunftsregion Fernost spielen über 100 Millionen Menschen Go. Die Spieler werden anhand ihrer Erfolge in ein Ranglistensystem eingestuft. Ein Anfänger beginnt bei Stufe 30, dem 30. Kyu, und kann sich bis zum 1. Kyu hochspielen. Anschließend kann er zum 1. Dan befördert werden. Der 7. Dan ist der höchste Rang, den ein Amateurspieler erreichen kann. Danach kommen Profi-Dans für Spieler, die mit Preisgeldern ihren Lebensunterhalt verdienen.

Die Bonner Spieler Krämer und Welticke sind derzeit im Rang eines 6. Dan. Einen deutschen Spieler im 7. Dan gibt es nicht. Jonas Welticke hat beim letzten Qualifikationsturnier für einen Profi-Dan immerhin das Halbfinale erreicht. „Beim nächsten Turnier werde ich wieder einen Anlauf nehmen, denn einen Profi-Dan zu bekommen, das ist mein Ziel“, erklärte er selbstbewusst. Allerdings davon leben zu können wie die Profis in Asien, die ein festes Einkommen beziehen, das würde ihm vermutlich nicht gelingen.

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