Bürgerentscheid zum Schwimmbad Bonner Bäderstreit spaltet die Beueler SPD

Beuel · Zwei rechtsrheinische Ortsvereine haben die Plakate der SPD zum Bürgerentscheid aufgehängt, einer nicht. Dazu fordert Vize-Bezirksbürgermeister Ralf Laubenthal den Abriss der Beueler Bütt und den Bau eines Kombibads in Pützchen.

Der Bonner Bäderstreit hat zu einem Riss in der Beueler SPD geführt. Zum einen bewerten die drei SPD-Ortsvereine im rechtsrheinischen Stadtgebiet – Beuel, Holzlar und Oberkassel – die Plakataktion des SPD-Unterbezirks Bonn unterschiedlich: Zwei Ortsvereine haben die Plakate aufgehängt, einer nicht. Und zu guter Letzt hat Beuels stellvertretender Bezirksbürgermeister Ralf Laubenthal (SPD) in den sozialen Medien mit einem persönlichen Vorschlag für Unruhe gesorgt: Er spricht sich für die Schließung der Beueler Bütt aus und fordert dafür ein Kombibad auf dem Gelände des Ennertbads in Pützchen.

Die Plakate der Beueler SPD: Die SPD-Ortsvereine Beuel und Holzlar haben die von der Aussage her umstrittenen Plakate der Bonner SPD zum Bürgerentscheid aufgestellt. Vor dem Beueler Rathaus steht zudem ein Ständer mit zwei weiteren Plakaten zum Thema Wasserlandbad, die auch missverstanden werden können. Auf dem einen Plakat steht: „Ja zum Bürgerentscheid – Beueler Bütt nachhaltig sanieren“. Auf der Rückseite des Ständers steht zu lesen: „Vor 8200 Jahren Sahara. Dort konnten Menschen schon schwimmen. Sagt Ja zur Beueler Bütt.“ Der SPD-Ortsverein Holzlar hat hingegen einen einstimmigen Vorstandsbeschluss gefasst, diese Plakate in Oberkassel, Ramersdorf und Küdinghoven nicht zu platzieren.

Die Argumentation der SPD Bonn: Bonns SPD-Chef Gabriel Kunze verneint die Frage, ob die Plakate missverständlich und irreführend sind: „Für mich ist die Strategie der Koalition aus CDU, Grünen und FDP klar: Man konzentriert sich auf den Bau des neuen Zentralbads und lässt dann darüber auch die Beueler Bütt weiter verkommen. Am Ende wird es dann heißen: Jetzt haben wir ein neues Zentralbad, das alles kann. Die Beueler Bütt brauchen wir nicht mehr zu sanieren und haben ja eh kein Geld mehr dafür. Schaut man sich die geplanten Besucherzahlen für das neue Zentralbad an, dann bestätigt sich diese Vermutung: So hohe Besucherzahlen lassen sich aus meiner Sicht nur erreichen, wenn auch die Beueler Bütt schließt.“ Im Umkehrschluss bedeute das für die SPD: Wer für das neue Bad in Dottendorf stimmt, riskiert die Zukunft des Ennertbads. Der aktuelle Ratsbeschluss sieht aber vor, dass das Frankenbad und das bereits geschlossene Kurfürstenbad aufgegeben werden und die Beueler Bütt und das Hardtbergbad für zusammen rund 25 Millionen Euro saniert werden sollen, wenn das neue Wasserlandbad gebaut ist.

SPD Oberkassel und Holzlar:Hans-Peter Bürkner, Vorsitzender der SPD Oberkassel, erklärte dem GA: „Wir stehen nicht hinter den Plakaten.“ Als offiziellen Grund gibt er zwar an, dass der Begriff „Dein Bad in Deiner Nähe“ für Oberkassel nicht zutreffe, weil die Entfernung zum Lemmerzbad nach Königswinter näher sei. Inoffiziell lässt er aber durchblicken, dass die Gemengelage für den Bürger durch diese Plakate unübersichtlich geworden sei. Außerdem fügte er hinzu, dass sich die Bonner beim ersten Bürgerentscheid 2017 für die Schließung des Kurfürstenbads ausgesprochen hätten. „Für uns ist damit eine richtungsweisende Entscheidung gefallen“, so Bürkner. Sein Kollege aus Holzlar, Rainer Bohnet, hat zwar Plakate aufhängen lassen, gibt aber zu: „Der Text ist missverständlich.“

Die Vorsitzende des Beueler SPD Ortsvereins Angelika Esch steht zu den Plakaten und sagte dem GA: „Es gibt keine Garantie dafür, dass die Beueler Bütt nicht endgültig geschlossen wird, wenn ein Zentralbad in Dottendorf gebaut wird. Dass Geld im Haushalt für die dringende Sanierung des Beueler Hallenbads stehen soll, heißt leider gar nichts. Bereits vor exakt fünf Jahren, im Juli 2013, hat der Bonner Rat beschlossen, das Kurfürstenbad in Bad Godesberg zu erhalten und das Frankenbad sofort zu sanieren. Passiert ist das genaue Gegenteil, beide Bäder sollen jetzt geschlossen werden. Auf Ratsbeschlüsse ist also kein Verlass. Wir setzten uns dafür ein, dass die Beueler Bütt endlich saniert wird und den Beuelern dauerhaft erhalten bleibt.“

Ralf Laubenthal und sein Facebook-Auftritt: Der Oberkasseler SPD-Politiker und Vize-Bezirksbürgermeister, der sich besonders mit dem CDU-Bezirksverordneten Marco Rudolph ein Wortgefecht über die Zukunft der Beueler Bütt auf Facebook geliefert hatte, erklärte dem GA seinen Vorschlag: „Für mich stellt sich eine Sanierung der Beueler Bütt als unsinnig dar. Aus einem alten Bad kann man auch mit viel Geld kein modernes Schwimmbad schaffen. Deshalb erinnere ich an eine Idee von früher, auf dem Gelände des Ennertbads in Pützchen ein Kombibad zu bauen. Das halte ich für ehrlicher, für sinnvoller. Aber, das ist meine persönliche Meinung.“ Zu dem Wortgefecht mit Laubenthal-Kritiker Marco Rudolph sagte er: „Da hat ein Wort das andere ergeben. Das hat mir auch nicht gefallen, deshalb habe ich den Dialog eingestellt.“ Rudolph hatte Laubenthal vorgeworfen, die Koalitionslinie in Beuel zu verlassen.

Der SPD-Fraktionschef in der Bezirksvertretung, Dieter Schaper, sagte: „An der nicht neuen Idee von Laubenthal ist was dran, aber jetzt geht es erst mal um den Bürgerentscheid und das Wasserlandbad. Ich widerspreche meiner Parteiführung und behaupte, wenn das Bad in Dottendorf nicht gebaut wird, dann ist auch die Sanierung der Beueler Bütt offen, weil die Diskussion wieder bei Null anfängt.“

Beuels Bezirksbürgermeister Guido Déus (CDU) nahm auf GA-Nachfrage zu Laubenthals Vorschlag und zu den SPD-Plakaten Stellung: „Ich habe mich bislang aus der Diskussion rausgehalten, weil ich sie nicht für hilfreich empfinde – weder für die Sache noch für die Bürger. Ich versichere aber, dass die Zukunft der Beueler Bütt gesichert ist. Und darüber besteht in der Beueler Koalition aus CDU, SPD und FDP kein Dissens. Laubenthal hat seine private Meinung geäußert. Das hat aber nichts mit der politischen Beschlusslage zu tun.“

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