Entdeckung in der Rheinaue Lauschangriff auf Fledermäuse mit Nistkästen

Beuel · Zur Untersuchung von Fledermäusen werden derzeit spezielle Nistkästen in der Beueler Rheinaue eingesetzt. Diese enthalten Mikrofone, die ausschließlich Ultraschallrufe aufzeichnen.

Fledermäuse sind eine geschützte Tierart. Mittels Ultraschallwellen können sie sich in der Luft orientieren.

Fledermäuse sind eine geschützte Tierart. Mittels Ultraschallwellen können sie sich in der Luft orientieren.

Foto: Martin Koch

Der Nistkasten, der unweit des Haribo-Kletterschiffes in der Beueler Rheinaue in einem Baum hängt, sieht eigentlich ganz gewöhnlich aus. Er ist grün angestrichen, hat ein braunes Dach und trägt die Nummer 1327. Doch ein kleines Detail hat GA-Leserin Ursula Franke zweifeln lassen, ob es sich wirklich um einen Nistkasten für Vögel handelt. „Ich fragte mich, ob da ein Vogel herausschaut. Beim Näherkommen sieht das aber eher stark nach einer Kamera aus“, schrieb Franke dem GA.

Nistkästen hängen im Dienste der Wissenschaft am Baum

Tatsächlich: Aus dem kleinen Loch, das die Vögel normalerweise nutzen, um in den Kasten zu kommen, schaut ein dunkler und runder Gegenstand heraus. Deutlich ist die schwarze Einfassung zu sehen und in deren Mitte ist etwas Graues zu entdecken. Es könnte sich um eine Kamera handeln.

Die Stadt gibt nach einer GA-Anfrage aber schnell Entwarnung und klärt auf. „Der Nistkasten, den die Leserin gesehen hat, wird bei einer Untersuchung zur Fledermauserfassung eingesetzt, die die Stadt im Zusammenhang mit dem Projekt ‚Radschnellroute Rheinaue‘ in Auftrag gegeben hat“, erklärte Markus Schmitz vom Presseamt der Stadt. Das beauftragte Büro setze dabei zwei Nistkästen ein. „Darin befindet sich keine Kamera, sondern ein Mikrofon, das ausschließlich Ultraschallrufe aufzeichnet. Damit können vorbeifliegende Fledermäuse akustisch erfasst werden“, so Schmitz.

 Mit einem solchen Nistkasten werden die Aktivitäten der Fledermäuse seitens der Stadt Bonn beobachtet.

Mit einem solchen Nistkasten werden die Aktivitäten der Fledermäuse seitens der Stadt Bonn beobachtet.

Foto: Martin Koch/Ursula Franke

Die Radschnellroute Rheinaue ist ein Großprojekt der Stadt, das auch den linksrheinischen Bereich von Bonn erfasst. Im Rechtsrheinischen gedenkt die Stadt unter anderem, den bestehenden Radweg von derzeit 1,80 bis zwei Metern auf drei Meter zu erweitern und zu beleuchten. Parallel verläuft ein Fußweg. Die Radler hätten also weitgehend freie Fahrt. Die Verwaltung plant, all diese Maßnahmen als Bestandteil des Projekts „Emissionsfreie Innenstadt“ der NRW-Landesregierung umzusetzen. Sie will Förderanträge mit einem Gesamtvolumen von 14,3 Millionen Euro bei der zuständigen Kölner Bezirksregierung beantragen und hofft auf Landeszuschüsse von rund 12,4 Millionen Euro.

Fledermäuse sind geschützte Tiere, da sie laut des Bundesnaturschutzgesetzes eine „vom Aussterben bedrohte Tierart“ seien. Daher muss vor den umfassenden Arbeiten erfasst werden, ob Fledermäuse in dem Gebiet aktiv sind. Fledermäuse fliegen stets schreiend durch die Luft, um sich zu orientieren. Die Ultraschallrufe sind für den Menschen nicht hörbar. Jeder Ton und jedes Geräusch bewegt sich mittels Schallwellen durch den Raum.

Treffen diese auf einen Gegenstand, werden sie als Echo zurückgeworfen und erlauben den Tieren so die Ortung des Gegenstandes. Mithilfe des Mikrophones im Nistkasten kann daher nachgewiesen werden, ob Fledermäuse in dem Gebiet um das Haribo-Schiff aktiv sind. Wenn die Schallwellen auf einen Gegenstand treffen, kehren sie zum Gehör der Tiere zurück, die diese dann in Informationen umwandeln. Sprich: Wo befindet sich ein Gegenstand, wo bewegt sich etwas, wie hoch sind Hindernisse.

Die Geräte in der Bonner Rheinaue befinden sich in ehemaligen Vogelkästen, um Diebstahl und Beschädigungen zu vermeiden, außerdem sollen sie vor Witterungsschäden schützen.

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