Polizei startet eine Aufklärungs- und Präventionskampagne Bonn hat Image als Einbruchshauptstadt

BONN · Die Bonner Polizei gewährte rund 80 Interessierten Einblicke ins Alltagsgeschäft. So konnten Besucher Ermittlern bei der Sicherung von Einbruchsspuren über die Schulter schauen.

Die Bonner Polizei startete gestern die Aktionswoche „"Riegel vor! Sicher ist sicherer!"“ mit einer Präventionsveranstaltung im Polizeipräsidium in Ramersdorf. Hier zeigen Ermittler, wie Spuren an einem Fenster gesichert werden.

Die Bonner Polizei startete gestern die Aktionswoche „"Riegel vor! Sicher ist sicherer!"“ mit einer Präventionsveranstaltung im Polizeipräsidium in Ramersdorf. Hier zeigen Ermittler, wie Spuren an einem Fenster gesichert werden.

Foto: Axel Vogel

Wolf Braun ist beunruhigt. Der Beueler lebt im Combahnviertel und nimmt zunehmend Straftaten wahr. So sei der Sohn einer Nachbarin am China-Schiff mit einem Messer bedroht worden. Braun spricht von Banden, die hier operieren. Ihn besorgt auch ein Einbruch jüngst bei Nachbarn auf der Rheindorfer Straße. Gegen 17.30 Uhr seien die Täter eingedrungen, bevor sie flüchten konnten, hätten sich Einbrecher und Hausherr quasi Auge in Auge gegenübergestanden. Was Braun übel aufstößt: "Die Polizei erschien erst nach 45 Minuten."

Da sich der Beueler und seine Nachbarn "allein gelassen fühlen" und er die Gründung einer Art Bürgerstreife überlegt, habe man ein Krisentreffen bei Bezirksbürgermeister Guido Déus mit einem Polizeivertreter vereinbart. Zudem gehörte Braun zu jenen Bürgern, die am Montag bei einer Präventionsveranstaltung rund um das Thema Einbruch im Bonner Polizeipräsidium mit Verantwortlichen ins Gespräch kommen wollten. Da Einbrecher jetzt wieder verstärkt am Werk sind, war die Veranstaltung Bestandteil der landesweiten Aktionswoche "Riegel vor! Sicher ist sicherer!".

Die Bonner Polizei gewährte rund 80 Interessierten Einblicke ins Alltagsgeschäft. So konnten Besucher Ermittlern bei der Sicherung von Einbruchsspuren über die Schulter schauen. Viel Gesprächsstoff ergab sich bei einer Führung zum Herzstück der Behörde, der Leitstelle. Rund 700 Anrufe gehen hier täglich ein, 350 davon sind Notfälle wie etwa Einbruchalarmierungen. Wie schnell eine Streifenwagenbesatzung zum Tatort beordert wird, "ist immer eine Frage von Prioritäten", erklärte Polizeisprecher Frank Piontek. Das hänge etwa damit zusammen, ob ein Täter noch im Haus sei.

Den von Wolf Braun geschilderten Fall konnte Piontek nicht recherchieren, dazu brauche er noch genauere Angaben. Grundsätzlich sagte Leitstellenleiter Peter Schmidt zur Bewältigung des Aufkommens: "Wir tun, was wir können."

Peter Kern beunruhigen Nachrichten wie die, dass Bonn die höchsten Einbruchszahlen und die Polizei gleichzeitig die "schlechteste Aufklärungsquote" aufzuweisen habe. Der Titel Einbruchshauptstadt ist Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa erklärtermaßen ein Dorn im Auge. Aber sie versprach: "Wir werden alles daran setzen, um das zu ändern." Brohl-Sowa verwies auf positive Zahlen: So seien die Wohnungseinbrüche alleine im ersten Halbjahr 2014 um rund 600 Delikte oder 25 Prozent gesunken. Polizeisprecherin Daniela Lindemann wies Kerns Behauptung zurück, Bonn sei Schlusslicht bei der Aufklärungsquote. "Für das Jahr 2014 verzeichnen wir eine Steigerung der Aufklärungsquote auf rund 19 Prozent. Hiermit liegen wir deutlich über dem Landesdurchschnitt."

Angesichts der von vielen Besuchern kritisierten personellen Ausstattung der Polizei ärgerte sich Bernhard Smolarz vor allem über die vielen "Blitzmarathons". Damit setze die Behörde falsche Prioritäten: "Mir sind zehn Radfahrer lieber, die bei Rot über die Ampel fahren, als ein Einbrecher." Helmut Pfau, Leitender Polizeidirektor, verteidigte die Aktion: "Bei den Kontrollen achten wir auch auf mögliche Einbrecher."

79 Fahrzeuge kontrolliert

Anlässlich landesweiter Kontrollen im Zuge der Aktion "Riegel vor! Sicher ist sicherer" hat auch die Bonner Polizei zahlreiche Autofahrer angehalten, um Einbrecher abzuschrecken und eventuellen Tätern auf die Spur zu kommen. Laut Polizeisprecherin Daniela Lindemann waren zwischen vormittags und abends 80 Beamte im Einsatz, die 88 Personen und 79 Fahrzeuge kontrollierten. In Meckenheim nahmen dabei Zivilfahnder einen Autofahrer vorläufig fest, der mit einem zuvor in Euskirchen gestohlenen Kennzeichen unterwegs war. Eine weitere Strafanzeige bekam ein Mann, der gegen das Ausländergesetz und eine Aufenthaltsbeschränkung verstoßen hatte.

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