Interview mit Herbert Weffer Bönnsches pflegen und erhalten

BEUEL · Intensive Familien- und Heimatforschung. Das ist seit rund 60 Jahren sein Hobby. "Eine Beschäftigung, die mich bis heute nicht mehr losgelassen hat und mich auch zeitlebens nicht mehr loslassen wird", sagt Herbert Weffer. Mit dem 87-Jährigen sprach Anke Vehmeier über Engagement, Erinnerungen und Erzählungen.

Herr Weffer, Sie haben viele Talente - womit beschäftigen Sie sich im Moment?

Herbert Weffer: Mit Stammbäumen. Ich habe inzwischen unzählige Ahnenreihen veröffentlicht.

Wie sind Sie darauf gekommen?
Weffer: Alles fing damit an, als meine Oma starb und ich ein Buch von ihr fand, in dem alles Mögliche aufgeschrieben war, zum Beispiel, wie viel Wolle man zum Stricken eines Pullovers braucht. Auf der letzten Seite gab es Bemerkungen und Erinnerungen über ihre Eltern und Großeltern. Das machte mich neugierig und ich fing an, nach meinen Vorfahren zu forschen.

Wie weit konnten Sie Ihre Ahnen zurückverfolgen?
Weffer: Bis ins Köln des Jahres 1372. Dort fand die blutige Weberschlacht statt, bei der die Zunft verloren hatte und die Stadt verlassen musste. Weber heißt auf Kölsch Wevver. Meine Vorfahren waren also Weber. Da es aus der Zeit aber keine Aufzeichnungen gibt, findet sich die erste Spur wieder 1869. Damals war mein Urgroßvater als Wallfahrer bei Pützchens Markt. Dort lernte er ein Mädchen aus Endenich kennen. Die sollen zusammen getanzt haben. Ob das stimmt oder nur so erzählt wird, weiß aber niemand. Er zog dann nach Endenich, wo er vom späteren Schwiegervater ein Grundstück am Kreuzberghang bekam. Ich bin also ein echter Endenicher Junge.

Wo recherchieren Sie?
Weffer: Durch die französische Besatzung wurden im Rheinland schon früh Standesämter eingerichtet. Sodass es umfassende Aufzeichnungen seit 1798 gibt. Für die Zeit davor recherchiere ich in den Kirchenbüchern. Früher war zudem das Personenstandsarchiv Rheinland in Brühl, also nur um die Ecke und einfach zu erreichen. Heute ist es in Duisburg, das ist schwierig für mich.

Welche Familien haben Sie außerdem erforscht?
Weffer: Zum 100. Geburtstag von Konrad Adenauer im Jahr 1976 habe ich den Stammbaum seiner Familie bei der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde - deren Ehrenmitglied ich seit 2006 bin - veröffentlicht. An die Angaben aus früherer Zeit bin ich durch die Archive gekommen, um etwas über die neuere Zeit zu erfahren, habe ich Verbindung mit dem ältesten Enkel, der ebenfalls Konrad heißt, aufgenommen. Er hat mich vor zwei Wochen besucht und sich noch einmal herzlich bedankt, dass er alles über seine Familiengeschichte erfahren hat.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit?
Weffer: Mein letztes Buch beschäftigte sich mit wahren Geschichten aus dem Bonner Raum. Außerdem beschäftige ich mich mit der Familiengeschichte eines Schulkameraden aus Endenich, Heinrich Reintgen, der leider verstorben ist. Das wird mein 240. Stammbaum. Für die neuen Daten stehe ich in Kontakt mit den Söhnen. Das Besondere meiner Ahnenforschung ist, dass ich zu jeder Familie ein Wappen anfertige.

Woher kommen die Motive?
Weffer: Es sind sprechende Wappen, sie sollen den Namen erklären. Bei den Reintgens fiel mir dazu der Fuchs ein, Reineke Fuchs. Dazu kommen oft die Attribute des Patrons des Herkunftsortes. Bei den Reintgens sind das Schwert und Lilie.

Womit beschäftigen Sie sich außerdem?
Weffer: Ich habe ein Bonner Adressbuch von 1814 bis 1822 mit familienkundlichen Angaben rekonstruiert, das hat bisher noch keiner auf der Welt gemacht. Ich habe bereits 39 Heimat- und Familienkundliche Bücher veröffentlicht, acht Mal war ich zudem Mitautor, dazu kommen rund 800 weitere Veröffentlichungen. Außerdem bin ich Gründer des Arbeitskreises "Bönnsch-Freunde für die Erhaltung der Mundart". Ich bin Ehrenmitglied im Bonner Heimat- und Geschichtsverein und Leiter des Wappenausschusses der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde. Das alles geht aber nur, weil meine Frau Gisela mir den Rücken frei hält und nicht immer sagt "Tu dies oder tu das".

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