Kirche Heilig Kreuz in Limperich Binns-Schulte-Orgel ist die größte ihrer Art auf europäischem Festland

LIMPERICH · Die Sitzbänke vibrieren, wenn Christian Jacob die Register der Binns-Schulte-Orgel in der Heilig Kreuz-Kirche mit voller Lautstärke spielt. "Sie beschallt den ganzen Raum, ohne zu dröhnen", sagt er. Kein Wunder: Das fast zehn Meter hohe Instrument ist das größte seiner Art auf europäischem Festland.

 Der Beueler Heimatverein besichtigt die Binns-Schulte-Orgel der Kirche Heilig Kreuz.

Der Beueler Heimatverein besichtigt die Binns-Schulte-Orgel der Kirche Heilig Kreuz.

Foto: Nicolas Ottersbach

Nirgendwo sonst gibt es eine gewaltigere englisch-romantische Orgel. Deshalb hat sie die Beueler Orgelinitiative die "Queen am Rhein" genannt. Wie die Königin funktioniert und wie es dazu kam, dass sie von England nach Beuel kam, erklärte Norbert Reppelmund am Samstag dem Heimat- und Geschichtsverein. "Als wir sie übernahmen, war das ein Haufen Schrott", erzählte er.

Weil sie von Laien demontiert worden war, waren die meterhohen Pfeifen verbogen. Orgelbauer Schulte musste sie erst wieder richten, bevor sie benutzt werden konnte. Zwischen 2006 und 2007 wurde sie von vielen ehrenamtlichen Helfern aufgebaut, 30 der 35 ursprünglichen Pfeifenregister blieben original.

Mit den Jahren kamen acht weitere dazu, zuletzt vor sechs Monaten ein Tuba-Register. "Das ist ein richtiger Krachmacher", sagte Reppelmund. Obwohl es nicht den so recht zum eigentlich sehr ruhigen Riesen passe, werte es das Instrument auf. "Von Anfang an haben wir darauf geachtet, sehr vielfältig spielen zu können", so Reppelmund.

Deshalb sind englische und deutsche Stücke klanglich kein Problem, auch französische sind möglich. Die englischen Pfeifen sind im Vergleich zu anderen dicker. Ihre Länge bestimmt die Tonhöhe, die Bauart den Klang. Nachdem Reppelmund und Jacob erklärt hatten, wie die Orgel funktioniert, gingen sie auf die Besonderheiten des Binns-Schulte-Modells ein.

Sie hat ein Schwellwerk, das erlaubt, lauter und leiser zu spielen. Da der Winddruck, mit dem die Pfeifen gespielt werden immer gleich ist, kann sich eigentlich auch nicht die Lautstärke verändern. Das Schwellwerk besteht aus einem Holzkasten, in dem Orgelpfeifen montiert sind. Durch das Öffnen von Jalousien gelangt mal mehr, mal weniger Ton nach außen. Ebenso wäre es ohne den "Tremulanten", der die Luft ins Schwingen bringt, nicht möglich, ein zitterndes Tremolo zu erzeugen.

Wiedergeburt einer Orgel

Die ursprüngliche Binns-Orgel wurde 1907 in England gebaut. Als ihre Kirche wegen Mitgliederschwund verkleinert werden musste, wurde die Orgel nach Wuppertal verschifft. Dort entdeckte sie die Orgelinitiative in schlechtem Zustand. Für 20.000 Euro wechselte sie 2006 nach Limperich.

Seitdem wurde sie stetig mit Orgelbauer Oliver Schulte umgebaut, für rund 300.000 Euro. Vom alten Spieltisch sind nur die Tasten übrig. Das Prospekt wurde mit silbernen Pfeifen verziert, das helle Holz und die großen Pfeifen sind echt. Insgesamt hat sie 3000.

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