Interview Bezirksbürgermeister Guido Déus: "Das Ennertbad ist gerettet"

Der Stadtbezirk Beuel ist bei der Verabschiedung des Doppelhaushalts 2015/16 und dem damit beschlossenen Sparkurs der Stadt Bonn mit einem blauen Auge davon gekommen.

 Guido Déus muss als Bezirksbürgermeister Beueler Interessen im Bonner Stadtrat vertreten. Das führt des Öfteren zu Konflikten. FOTO: MALSCH

Guido Déus muss als Bezirksbürgermeister Beueler Interessen im Bonner Stadtrat vertreten. Das führt des Öfteren zu Konflikten. FOTO: MALSCH

Foto: Malsch

Diese Meinung vertritt jedenfalls Bezirksbürgermeister Guido Déus. Dennoch hadert der CDU-Stadtverordnete auch mit seiner eigenen Ratsfraktion - besonders was die Zukunft der rechtsrheinischen Stadtbezirksbüchereien angeht. Über die aus Beueler Sicht wichtigsten Ratsentscheidungen sprach er mit Holger Willcke.

Seit Monaten haben Sie sich intensiv darum bemüht, dass sowohl die Bezirksbücherei im Brückenforum als auch die in der Gesamtschule für die Bürger geöffnet bleibt. Seit Donnerstagabend steht fest, dass es in Beuel künftig nur eine öffentliche Bücherei in Regie der Stadt geben wird. Werten Sie das als Niederlage?

Guido Déus: Nein. Es hätte für unseren Stadtbezirk viel schlimmer kommen können. Die Verwaltung wollte die Bibliothek im Brückenforum schließen und die Grünen, der Koalitionspartner der CDU auf Ratsebene, wollten sogar beide Büchereien aufgeben und nur durch eine extrem verkleinerte Kinder- und Jugendbibliothek im Rathaus ersetzen. Deshalb kann ich mit der jetzigen Entscheidung noch ganz gut leben: Die Bücherei im Brückenforum ist gerettet und behält 2,5 statt 3,5 Personalstellen. Die Bücherei in der Gesamtschule wird in eine Schulbibliothek umgewandelt. Letzteres ist schmerzlich. Ich habe bis zuletzt versucht, dass die Stadt für eine Übergangszeit wenigstens jährlich 12 000 Euro für eine personelle Unterstützung zur Verfügung stellt. Das ist mir nicht gelungen. Die insgesamt rund 220 000 Euro, die die Stadt Bonn im Büchereiwesen einsparen will, kommen jetzt hauptsächlich aus Beuel. Bislang hatten wir sieben Stellen, demnächst nur noch 2,5 Stellen. Ich bin deshalb auch von meiner eigenen Fraktion enttäuscht.

Bei der Zukunft der Beueler Schwimmbäder ist es für den Stadtbezirk besser gelaufen. Wie sieht bei dem Thema die Entscheidung aus?

Déus: Ja, das ist eine Erfolgsnachricht. Das Ennertbad ist gerettet. Ich behaupte sogar, dass Ennertbad ist dauerhaft gerettet. Die Verwaltung wollte das Freibad eigentlich schließen. Jetzt muss allerdings noch geklärt werden, ob in Bonn ein neues Kombibad gebaut wird und wenn ja, wo. Ich persönlich lehne die Beueler Rheinaue als Standort ab. Ich vertrete die Meinung, dass auf dem Gelände des Ennertbads zusätzlich eine Schwimmhalle errichtet werden sollte. Dann hätten wir in Beuel ein Kombibad an einem attraktiven Standort.

Und was soll dann mit der "Beueler Bütt" geschehen?

Déus: Ich bin dafür offen zu diskutieren, ob unser Hallenbad in die Trägerschaft der SSF Bonn übergeben werden sollte. Wenn dies zu keinen Einschränkungen in der öffentlichen Zugänglichkeit und - so wurde es mir geschildert - sogar zu deutlich ausgeweiteten Öffnungszeiten führen würde, ist dies eine vertiefte Prüfung wert. Der Verein strebt die Übernahme seit Jahren an. Die Verhandlungen zwischen der Stadt und dem Verein sind aber aktuell eingestellt worden.

Wie steht es nach der Verabschiedung des Doppelhaushalts um die Beueler Kultur?

Déus: Das Junge Theater ist durch die Gründung einer Stiftung langfristig gesichert. Daran hat sich die Stadt finanziell beteiligt. Die Mietzuschüsse werden zum Kauf des Gebäudes verwendet. Die Brotfabrik ist jetzt auch wieder in ruhigere Fahrwasser gelangt. Die Stadt und der Vermieter haben sich darauf verständigt, dass der Mietvertrag bis 2022 verlängert wird - mit Option bis 2027. Allerdings bleibt es dabei: In der Halle Beuel werden die Spielstätten Lampenlager und Malersaal aufgegeben. Unterm Strich überwiegen aber im Kulturbereich die guten Nachrichten.

Wie steht es um den seit Jahren geforderten Kreisverkehr an der Kreuzung Pützchens Chaussee/Oberkasseler Straße?

Déus: Auch da gibt es gute Nachrichten: Im Doppelhaushalt sind Planungsmittel für den Kreisel eingestellt. Damit bekommen wir das für die Entlastung von Holtorf so wichtige Projekt angeschoben. Das gilt auch für die Neugestaltung der Königswinterer Straße und der Friedrich-Breuer-Straße.

Wie hat sich der Bezirkshaushalt entwickelt?

Déus: Auch der wurde pauschal nochmals um rund fünf Prozent gekürzt. Was bedeutet, dass uns für die reinen bezirklichen Aufgaben keine 100 000 Euro mehr pro Jahr zur Verfügung stehen. Mit dieser Summe auszukommen und davon alles bezahlen, was mit den Aufgabengebieten Städtepartnerschaft, Vereinsförderung, Promenadenfest, Nikolausmarkt, Weiberfastnacht und Pützchens Markt zu tun hat, ist schwierig.

Welches Beueler Thema bereitet Ihnen außerdem noch Sorgen?

Déus: Ganz klar, die Zukunft des Brückenforums. Im Zusammenhang mit der Diskussion um die dringend notwendige Sanierung der Beethovenhalle werden sicherlich auch die anderen städtischen Hallen auf den Prüfstand gestellt werden. Und da werden die Blicke auf die Stadthalle Bad Godesberg und das Brückenforum in Beuel fallen. Aber für mich steht fest: Das Brückenforum wird nicht zur Disposition stehen. Da ist auch kein Kompromiss vorstellbar. Würde der Stadtrat den Verkauf des Brückenforums beschließen, würde das für Beuel, einem Stadtbezirk mit knapp 70 000 Einwohnern, bedeuten, dass Veranstaltungen wie die Proklamation der Wäscherprinzessin auf das Niveau einer Turnhallen-Veranstaltung absinken würden. Das ist nicht verhandelbar. Jetzt rächt es sich, dass die Stadt Bonn immer noch kein Hallenkonzept vorgelegt hat - obwohl das schon 2003 vom Stadtrat eingefordert worden ist.

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