Reisen in Corona-Zeiten Beuelerin muss ihre Traumreise nach Wochen abbrechen

Beuel · Kathrin Horstmann kehrte wegen der Corona-Pandemie frühzeitig nach Beuel zurück. Ihre Weltreise musste sie schon nach wenigen Wochen abbrechen. Ihren Traum will sie aber nicht aufgeben.

 Da war die Welt für sie noch in Ordnung: Kathrin Horstmann macht auf ihrer Weltreise Station in Kuala Limpur, der Hauptstadt Malaysias.

Da war die Welt für sie noch in Ordnung: Kathrin Horstmann macht auf ihrer Weltreise Station in Kuala Limpur, der Hauptstadt Malaysias.

Foto: privat

Faszinierende Länder, einzigartige Naturschauspiele, pulsierende Metropolen: Einmal um die ganze Welt reisen, sich treiben lassen und dort bleiben, wo es einem gefällt – diesen Lebenstraum wollte sich Kathrin Horstmann aus Beuel 2020 endlich erfüllen. Ein Jahr lang sollte es von Kontinent zu Kontinent gehen.

Daraus wurde allerdings nichts. Corona und die weltweiten Einschränkungen machten der 43-Jährigen einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Knapp zwei Monate nach dem Start ihrer geplanten Weltumrundung ist sie nun wieder zurück in Beuel.

Auto verkauft und Job gekündigt

Hier lebt sie derzeit in der Souterrainwohnung im Haus ihres Vaters. Zuerst in Quarantäne, jetzt herrscht fast wieder normaler Alltag. „Wenn er mich nicht aufgenommen hätte, dann wüsste ich nicht, wo ich jetzt wäre“, sagte die studierte Tourismusexpertin. Schließlich hatte Kathrin Horstmann für dieses Abenteuer zuvor alle Brücken hinter sich abgebrochen: In ihrer eigenen Wohnung lebt ein Untermieter, das Auto ist verkauft, der Job gekündigt. Trotzdem lässt sie sich nicht entmutigen: „Der Traum ist nicht geplatzt, sondern nur verschoben“, sagt sie ganz optimistisch.

Dabei kennt Kathrin Horstmann eigentlich die Paradise dieser Welt. Als „Senior Managerin Business Development“ bei einem amerikanischen Kreuzfahrtunternehmen hat sie die schönsten Destinationen besucht. „Doch ich wollte endlich einmal ohne Zeitdruck unterwegs sein und dort bleiben, wo ich es schön finde“, erzählt sie im GA-Gespräch. Nachdem sie eine schwere Krankheit überstanden hatte, stand ihr Entschluss fest: Jetzt werden Nägel mit Köpfen gemacht. Keine leichte Entscheidung, schließlich gab die Beuelerin, die in Limperich und Oberkassel groß geworden ist, ihr sozial sowie finanziell abgesichertes Leben auf.

Am Tag der Abreise startete sie in Frankfurt und flog zuerst nach Südafrika. „Ich habe diesen sanften Einstieg in meine Auszeit gewählt, weil ich dort meinen Bruder und seine Familie besucht habe“, berichtet sie im GA-Gespräch. Zwar gab es damals schon die ersten Berichte über den Ausbruch der Viruserkrankung, Einschränkungen oder Warnung aber nicht. Nächste Stationen waren Tansania und Sansibar.

Rückflug nach Deutschland war komplett ausgebucht

Erst bei der Ankunft in Kuala Lumpur erkannte sie, dass die Epidemie immer näherkam. „Die Menschen trugen Mundschutz, aber das ist in Asien ja nicht ungewöhnlich“, beruhigte sie sich. Dennoch verlegte sie ihre geplante Reiseroute, verließ Asien und steuerte erst einmal Australien an. „Egal, wo ich hinkam, ich hatte immer das Gefühl, an einem Ort zu sein, der noch nicht von dem Virus erreicht worden ist“, erzählt sie weiter. In Sydney erfüllte sie sich dann einen Lebenstraum und besuchte eine Aufführung in der weltberühmten Oper. Noch am gleichen Abend verkündete die Regierung allerdings über die Medien, dass ab sofort alle Großveranstaltungen in Australien abgesagt sind.

Damals hatte Kathrin Horstmann zwar die Hoffnung, dass es wenigstens in Tasmanien noch so etwas wie Normalität gibt. Doch die weltweite Ausbreitung des Virus holte sie ein. Hotels und Restaurants wurden geschlossen, die Hauptstadt Hobart glich einer Geisterstadt. Es gab Ausgangssperren und eine Weiterreise nach Neuseeland war unmöglich. „Da war mir klar, dass es hier vorerst endet“, sagt die 43-Jährige.

Das Risiko, dass der Luftraum eventuell gesperrt wird, wollte sie nicht eingehen. „Schweren Herzens habe ich mich dann von meinem Traum verabschiedet und einen Rückflug nach Deutschland gebucht. Die Maschine war komplett ausgebucht. Viele hatten wohl Panik, nicht mehr nach Hause zu kommen“, berichtet sie weiter. Im Gegensatz zur Bahnfahrt nach Siegburg. „Ich war der einzige Passagier im großen ICE-Waggon.“

Bei ihrem Vater in Beuel angekommen musste sie erst einmal für zwei Wochen in Quarantäne. Sie hatte Glück: Es gab keine Symptome einer Erkrankung. „Ich war froh, als ich wieder vor die Tür tereten konnte“, ergänzt sie. Wie vielen anderen Betroffenen in der Isolation ist ihr Zimmerdecke fast „auf den Kopf gefallen“. „Ich merke, dass ich dringend eine Arbeit brauche“, sagt sie. In der Reisebranche wird sie vorerst wohl nichts finden, denn die leidet unter der aktuellen Entwicklung ganz dramatisch. „Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Vielleicht finde ich in einer anderen Branche etwas.“

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