Einblicke in den Kirchenbau Beuelerin arbeitet Historie von Sankt Paulus auf

Beuel · Die Autorin Dorothee Haentjes-Holländer hat ein Buch zum 60-jährigen Bestehen von Sankt Paulus geschrieben - es ist eine Zeitreise von der Idee bis zum fertigen Kirchenbau.

 Dorothee Haentjes-Holländer präsentiert im Innenraum von Sankt Paulus ihr Werk über Historie und Architektur des Kirchenbaus.

Dorothee Haentjes-Holländer präsentiert im Innenraum von Sankt Paulus ihr Werk über Historie und Architektur des Kirchenbaus.

Foto: Benjamin Westhoff

„Klar und schmucklos“, „hell und hoch“, „wie ein Fabrik“ – es waren drei der ersten Eindrücke, die Besucher bei der Vorstellung der Monografie von Dorothee Haentjes-Holländer „Sankt Paulus in Beuel-Ost. Der letzte Kirchenbau von Dominikus Böhm“ in der Kirche an der Siegburger Straße äußerten. Der Denkmal- und Geschichtsverein Bonn-Rechtsrheinisch hat das Heft herausgegeben. Haentjes-Holländer stellte ihren Beitrag zum 60-jährigen Bestehen von Sankt Paulus im Gespräch mit Johannes Sabel, Leiter des Katholischen Bildungswerks, vor.

Die Vorgeschichte der Kirche beginnt im Kern bereits vor 150 Jahren – mit der Ansiedlung der „Rheinischen Jutespinnerei und Weberei“ in Beuel-Ost. Für die Unterkunft der Arbeiter versuchte man mit den Wohnhäusern an der Fabrik- und der Spinnereistraße – der heutigen Paulus- und Josef-Thiebes-Straße – Sorge zu tragen. Was den Menschen aber fehlte, war eine Versorgung ihrer sozialen und seelischen Bedürfnisse. „Dafür setzten sich die Schwestern vom Orden der Armen Franziskanerinnen ein.

Diese hatten bereits 1891 eine Niederlassung in Beuel eröffnet und eine ambulante Krankenpflege betrieben“, erzählte die Autorin. Die Schwestern erreichten, dass die Direktion der Jutefabrik einen Raum zur Verfügung stellte, in dem sie die Kinder der Arbeiterinnen tagsüber versorgten und beaufsichtigten. Aus Briefen des an Sankt Josef tätigen Pfarrers Maximilian Zingsheim geht hervor, dass Pfarrer Gottfried Claren bereits 1909 den Plan gehegt hatte, eine Kirche für die rund 1000 Arbeiter zu bauen, um größere räumliche Möglichkeiten für die Seelsorge zu haben.

"Mittelpunkt der Gemeinde"

Nachdem die Nationalsozialisten weitere Pläne boykottiert hatten, griff Johann Adam Bodewig, Pastor an Sankt Josef, die Pläne seines Vorgängers Zingsheim nach dem Krieg wieder auf und erwarb 1953 von der Jutefabrik ein großes Grundstück an der Siegburger Straße. Ein Jahr später legte der renommierte Kirchenbaumeister Dominikus Böhm einen ersten Plan vor. „Wesentlich für Böhms Bauweise ist die Christozentrik. Christus steht im Zentrum des liturgischen Geschehens und bildet den Mittelpunkt der Gemeinde“, erklärte Haentjes-Holländer. Der zweite Faktor, der das Böhms Schaffen bestimme, sei das „Lumen Christi“. Das einfallende Licht wird so in den Baukörper gelenkt, dass es symbolhaft für das Licht steht, das Christus in die Welt gebracht hat. „Der Altarraum ist für Dominikus Böhm der Ort, der in einer Kirche leuchten muss.“

Erste Messe im September 1958

Die Kirche selbst präsentiert sich als hallenartiger, an eine Fabrik erinnernder Raum, dem an der Nordseite ein flaches Seitenschiff angegliedert ist. Das Gefälle – die 12,30 Meter hohe Wand und das niedrige Seitenschiff – stellt ein Bild der beiden Wesenseinheiten Christi dar: der sterbliche Mensch und Christus in seiner übermenschlichen Dimension. Im Gegensatz zur karg aufragenden Wand der Südseite enthält die Westseite eine große Rosette aus farbigem Glas. Der Altarraum liegt um fünf Stufen erhöht. Der Altar ist in der Mitte des Altarraums positioniert, und nicht an der Rückwand – im Sinne von Böhms Leitlinie der Christozentrik. Zudem gliedert Böhm die Orgel in den Altarraum ein. Die Kirchenmusik wird damit zu einem tragenden Bestandteil der Liturgie „Eine klare, schnörkellose Kirche, in der die Gläubigen durch nichts vom Geschehen am Altar abgelenkt werden.“

Im September 1958 wurde die erste Heilige Messe in Sankt Paulus gefeiert. Neben viel Bewunderung für Böhms kontemplatives Werk äußerten einige Besucher aber auch Kritik. „Die Akustik ist sehr hallig. Man muss sehr mit seiner Stimme arbeiten, um verstanden zu werden“, sagte Jenny Knudsen von der Anglikanischen Gemeinde, die vor drei Wochen ihre erste Predigt in Sankt Paulus gehalten hat. Die Anglikanische Gemeinde feiert in Sankt Paulus ihre Gottesdienste. Rolf Link, ehemaliger Architekt im Büro Böhm, kritisierte die heutige Holzverkleidung von Teilen des Altarraums: „Das Holz sollte entfernt werden. Ein Altarraum ist doch kein Wohnzimmer.“

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