Eigentümer will Haus verkaufen Beueler Kinderhaus-Initiative „Kids“ erhält Kündigung

Beuel · Die Beueler Elterninitiative „Kids“ ist verzweifelt. Der Kindergarten muss aus seinem alten Domizil in der Rheindorfer Straße ausziehen, hat aber bis jetzt noch keine neue Unterkunft gefunden.

 Suchen eine neue Bleibe: Die Kinder der Initiative „Kids“.

Suchen eine neue Bleibe: Die Kinder der Initiative „Kids“.

Foto: Max Malsch

Luise hat ein Fernrohr gebastelt. Mit einer Schleife und vielen bunten Glitzersteinen. „Damit kann ich die Sterne sehen“, erklärt die Dreijährige und positioniert sich schon einmal am Fenster. Draußen im Garten toben derweil die Jungs. Von einem alten Surfbrett aus erobern sie als wilde Piraten die Weltmeere. Und wenn die tapferen Seeräuber müde sind, dann kapern die einfach den roten Bauwagen und erholen sich auf den Liegen. Doch die Idylle täuscht.

Eltern und Erzieher plagen derzeit Existenzängste. Spätestens in einem Jahr wird die Initiative „Kids“ aus diesem Paradies im Combahnviertel vertrieben. „Wir haben die Kündigung bekommen. Bis Ende Juli 2018 müssen wir hier weg sein“, erklären Astrid Kafsack und Uwe Rieske vom Vorstand der Kinderhaus-Initiative. Der Eigentümer will das Haus verkaufen und hat den Mietern gekündigt.

Seit 1994 gibt es die von Eltern getragene Einrichtung in der Rheindorfer Straße in Beuel-Mitte. Mit viel Fantasie wurden zwei Etagen des Hauses in ein Kinderparadies verwandelt. Auf einer Empore wurde eine gemütliche Kuschelecke eingerichtet, in einem Extrazimmer finden Kinder und Betreuer Ruhe, um gemeinsam ein Bilderbuch zu lesen und der große Garten bietet jede Menge Platz. Derzeit besuchen 25 Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren die Tagesstätte. Doch: „Wenn wir nicht bald wissen, wo es weitergehen wird, dann sind unsere Tage gezählt. Wir wissen wirklich nicht mehr weiter“, so Kafsack.

Die momentane Situation ist jedoch nicht nur für Eltern und Erzieher belastend. „Auch die Kinder spüren, dass etwas nicht in Ordnung ist“, beobachtet Andrea Gohsen, Leiterin der Einrichtung. Deshalb müsse so schnell wie möglich eine Lösung gefunden werden, damit endlich wieder Ruhe einkehrt. „In dieser unsicheren Situation ist es sehr schwierig, neue Eltern für unser Projekt zu begeistern“, so die Pädagogin. Aber man sei darauf angewiesen, dass neue Kinder kommen, sobald die Größeren die Schule besuchen.

Zwar hatte man bereits Aussicht auf eine passende Immobilie, doch der Investor habe sein Angebot in letzter Minute zurückgezogen. Deshalb setzt die Initiative jetzt alle Hoffnung auf die Stadt. „Wir brauchen eine Anschlussperspektive, die unseren Fortbestand garantiert. Wir wünschen uns, dass uns die Stadt jetzt mit allen Mitteln hilft“, so Rieske. Für die Übergangszeit würde man sich auch auf eine kurzfristige Unterbringung in Containern einlassen. Selbst die Jugendverkehrsschule oder die Realschule Beuel seien Optionen, die man akzeptieren würde, wenn im Anschluss ein neues Quartier bezogen wird.

„Wir erwarten, dass das, was uns Udo Stein vom Jugendamt in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses zugesichert hat, umgesetzt wird“, ergänzt Rieske. Denn im Juni habe man den Eltern erklärt, dass man zuversichtlich sei, zeitnahe eine Lösung zu finden. Heute, Mittwoch, wird sich die Bezirksvertretung Beuel mit dem Problem beschäftigen. In einem Bürgerantrag werden die Eltern noch einmal auf die besondere Situation hinweisen. „Wir hoffen dringend, dass wir von der Politik und der Verwaltung die Hilfe bekommen, die uns zugesichert wurde. Wir investieren gerne unsere Zeit, weil wir täglich erleben, wie wohl sich unsere Kinder bei den Kids fühlen und dass sie pädagogisch bestmöglich betreut werden“, fügt Rieske hinzu. Ohne eine entsprechende Immobilie sei der Fortbestand der Einrichtung jedoch in großer Gefahr.

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