Kein Platz für Politik Beueler Gallus-Verein feiert 160-jähriges Bestehen

Küdinghoven. · 160 Jahre alt wurde dieser Tage der Sankt-Gallus-Pfarrverein in Küdinghoven. Wie jedes Jahr feierte man auch diesen Geburtstag mit einem „Gallusessen“ im Pfarrsaal, kurz nach dem Namenstag des Namenspatrons, des heiligen Gallus (Hahn).

 Die Gemeindemitglieder beim „Gallusessen“. Rechts stehend: Doris Paschek-Bergmann, die Vorsitzende des Sank-Gallus-Pfarrvereins.

Die Gemeindemitglieder beim „Gallusessen“. Rechts stehend: Doris Paschek-Bergmann, die Vorsitzende des Sank-Gallus-Pfarrvereins.

Foto: Rainer Schmidt

„Traditionell gibt es bei uns immer echten rheinischen Sauerbraten“, sagte Doris Paschek-Bergmann, die Vorsitzende des Vereins. Davor fand noch eine Vesper in der Kirche statt, die der Marianische Kirchenchor von 1855 mitgestaltete.

Mehr als 40 Gallusfreunde folgten der Einladung zum Essen im Pfarrsaal. Geplant war, so Paschek-Bergmann, dass das Ehepaar Elisabeth und Karl-Friedrich Schleier, bekannt in ihrer Rolle des Bonner Nachtwächters, den Jubiläumsvortrag nach dem Essen halten sollten. Doch der überraschende Tod von Karl-Friedrich Schleier veranlasste die Organisatoren zu einer Änderung ihres Plans. Mit dem Theologen Ralf Birkner, Vorsitzender der Johannes-Nepomuk-Stiftung und Geschäftsführer der Beethoven Jubiläums Gesellschaft, fand sie eine Persönlichkeit in der eigenen Gemeinde, die die passenden Worte zu diesem Jubiläum fand. Birkner sprach über die Erfolgsfaktoren, derentwegen es diesen ehrenamtlich organisierten Verein so lange gibt. Dazu zählt für ihn Geselligkeit, Humor und Bildung, etwa mit Vortragsabenden zu Beethoven sowie die Fürsorge für Arme und für die Kirche.

Am 13. November 1859 trafen sich in einer Küdinghovener Gastwirtschaft 41 Männer aus Küdinghoven, Limperich und Ramersdorf, um über die Gründung eines Vereins zu sprechen, der „einen Beitrag zur Ausschmückung der Pfarrkirche in Küdinghoven“ leisten sollte. Die umgebaute Kirche in Küdinghoven war damals 15 Jahre alt, aber innen fast leer und schmucklos. Um die Menschen vor Ort für die Mitgliedschaft zu gewinnen, gab es ein sehr aktives Vereinsleben mit wöchentlichen „geselligen Zusammenkünften, verbunden mit belehrenden und unterhaltenden Vorträgen“. So steht es in der Satzung von 1859, gefolgt von dem Satz „Politik ist vom Vereinsleben ausgeschlossen“.

Das Ziel, die „Ausschmückung“ der Pfarrkirche in Küdinghoven zu verbessern, blieb bis heute erhalten. Doch es gab auch immer wieder andere Förderschwerpunkte, wie in den 1920er Jahren die Betätigung in der Kranken- und Armenpflege und die Unterstützung der von Schwestern betriebenen Bewahr- und Nähschule. Die erste „elektrische Lichtanlage“ der Kirche im Jahr 1903 wurde vom Gallusverein finanziert. 1921 sammelte der Verein einen großen Teil des Geldes, das für die Anschaffung der neuen Glocken erforderlich war. Und es verging kein Jahr, in dem nicht Messgewänder, ein Kelch, Fenster, Leuchter oder Ähnliches finanziert wurden.

Als am 27. Dezember 1941 die Kirche durch eine Sprengbombe schwer beschädigt wurde, stand der Verein wieder vor der gleichen Aufgabe wie bei seiner Gründung: die Ausstattung einer fast leeren Kirche zu verbessern. Entsprechend wurde er zeitweise auch als „Kirchenbauverein“ bezeichnet. Erst seit 1965 sind Frauen zugelassen. Dennoch nahm die Zahl der Mitglieder ab. Heute hat der Gallus-Verein, der seit 2017 von Doris Paschek-Bergmann geführt wird, 77 Mitglieder.

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