Fuchsrüde Susi Beueler Familie zieht jungen Fuchs auf, der wie ein Hund lebt

GEISLAR · Keine Frage, Susi ist heute nicht so gut drauf. "Ich glaube, der kommt in die Pubertät", erklärt Franz-Josef Becker. Mit "er" ist Susi gemeint, und Susi ist ein knapp sechs Monate alter Fuchsrüde. Im Mai war Susi zusammen mit seiner Schwester von einem Jäger an den Beueler Franz-Josef Becker übergeben worden.

 Bei Franz-Josef Becker und Hund Alf wächst Fuchsrüde Susi auf.

Bei Franz-Josef Becker und Hund Alf wächst Fuchsrüde Susi auf.

Foto: Doris Pfaff

Becker (70) ist ebenfalls Jäger, außerdem Hobby-Falkner und Tierretter. Wild- und Greifvögel päppelt er seit Jahren in seiner Pflegestation in Geislar auf, ebenso wie Susi, die nur zwei Wochen alt war. Seine Schwester wurde an eine andere Pflegestation vermittelt. "Zwei Füchse aufzuziehen, ist schon aufwendig." Woher die beiden Fuchswelpen stammen, weiß Becker nicht. "Normalerweise sind sie in dem Alter noch im Fuchsbau. Vielleicht hatte ein Hund sie rausgetrieben."

Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Rosemarie Neyer zog Becker den nur Handteller großen Fuchswelpen auf. Auf dem Speiseplan standen Katzenaufzuchtmilch, die es mit der Flasche gab, später Nassfutter, und inzwischen gibt es Wildfleisch. Obwohl sich Susi als Männchen herausgestellt hat, bleibt es beim Namen. Anfangs hat Susi in einem Körbchen im Haus gelebt, seit einigen Wochen hält er sich meistens draußen in dem großen Garten auf und spielt übermütig und gerne mit Beckers Hund Alf, einem Kleinen Münsterländer, der Susi von Beginn an mit beaufsichtigt hat.

"Wenn kein Besuch da ist, läuft Susi ganz ungezwungen hier im Garten herum und kommt immer noch zu uns ins Haus", erzählt Becker. Wie ein Hund eben. Kein Wunder, denn der Fuchs (Vulpini) gehört zur Gattungsgruppe der Familie der Hunde und benimmt sich ähnlich wie ein Hund. Natürlich ist Susi geimpft. Rosemarie Neyer hat Susi ganz besonders ins Herz geschlossen, von ihr lässt er sich ausgiebig den Bauch kraulen und legt sich auch schon mal auf ihren Schoß.

Selbst bellen kann Susi, wenn auch nicht so wie Alf, aber so, dass Herrchen und Frauchen wissen, was los ist. "Besucher haben ihr bisher nicht so viel ausgemacht", erklärt Becker. Seit ein paar Tagen ist der junge Fuchs nicht mehr ganz so zutraulich zu Fremden. Damit er doch noch mit auf das Foto kommt und sich nicht gleich im Garten verkrümelt, muss Susi deshalb an die Leine. Ihr Fremdeln ist Becker ganz recht. Schließlich soll das Wildtier zumindest ein Stück weit ein normales Fuchsleben führen können. "Susi bewegt sich hier im Garten frei herum und kann auch raus, wenn er will."

Becker glaubt auch, dass sein Fuchs das inzwischen tut. "Manchmal sehen wir ihn stundenlang nicht. Irgendwann kommt er dann wieder zu uns." Ob er sich in der Zwischenzeit einen Leckerbissen, beispielsweise ein Wildkaninchen, besorgt hat, weiß er nicht sicher. "Ich vermute aber ja." Auf dem Grundstück kann Susi jedenfalls keine Beute machen. Außer ihr und Alf leben hier derzeit neun Greifvögel und drei Frettchen.

Susi ist nicht Beckers erster Fuchs. Vor Jahren hat er schon mal zwei Jungfüchse aufgezogen und sie später an einen Park vermittelt. Becker: "Man kann Füchse aber nicht einfach wieder freilassen, wenn sie von Menschenhand aufgezogen wurden." Zwar seien sie in der Lage, sich draußen zu versorgen, doch ihre extreme Scheu vor Menschen fehle und werde ihnen zum Verhängnis. "Ist doch klar, dass ein Fuchs, der am helllichten Tag in der Nähe von Menschen rumläuft, schnell von einem Jäger erschossen wird."

Becker ist selbst Jäger und kann deshalb auch die Situation von Susi beurteilen. Dennoch hofft er, dass Susi so lange es geht, bleiben kann. Falls das nicht klappt, wird Becker Susi zu einer Farm nach Frankreich bringen, die sich auf Füchse und ihr Verhalten spezialisiert hat.

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