Vier Wochen ehrenamtlich malochen Beueler Dachdecker helfen in Haiti

Beuel · Eckhard Behm und Ernst Willms berichten über ihren vierwöchigen, ehrenamtlichen Arbeitseinsatz in der Karibik. Als die zwei Bonner nicht an die Materialien herankamen, die sie im Container vorgeschickt hatten, mussten sie improvisieren.

 Beim Dachdecken: mit langer Hose Eckhard Behm, rechts von ihm Ersnt Willms

Beim Dachdecken: mit langer Hose Eckhard Behm, rechts von ihm Ersnt Willms

Foto: privat

Malochen statt Urlaub? Der Obermeister der Dachdeckerinnung Bonn/Rhein-Sieg, Eckhard Behm, und sein Meisterkollege Ernst Willms sind Männer, die anpacken, statt nur zu reden. Gerade sind die beiden von einem Vier-Wochen-Arbeitseinsatz aus Haiti zurückgekehrt.

Als die in Bonn lebende Haitianerin Marie-Josée Franz, deren Schwester Schulleiterin in Cap-Haïtien auf Haiti ist, um Unterstützung beim Bau dreier Erweiterungsgebäude bat, gab es drei, die spontan ihre Hilfe zusagten: der dem Ernst-Kalkuhl-Gymnasium (EKG) in Oberkassel angeschlossene Verein Integer, der in der Schule Spenden sammelte, und eben die beiden Dachdeckermeister Behm und Willms, die sich nach fünf Minuten Bedenkzeit bereit erklärten, unentgeltlich vor Ort zu arbeiten. Dazu sammelten sie zunächst Werkzeuge und Materialien, packten sie in einen großen Überseecontainer und schickten diesen vorab auf die Reise. Als sich Behm und Willms selbst auf den Weg machten, nahmen sie die bange Frage mit, ob der Container auch vor Ort sein würde, wenn sie selbst in Haiti eintreffen.

Und ihre Befürchtung bewahrheitete sich: Bei ihrer Ankunft in Cap-Haïtien war der Container nicht da – aber wenigstens drei Tage später. Allerdings galt es, noch bürokratische Hürden zu überwinden. Denn es fehlte noch eine Zollbescheinigung, dass die Ware im Container Spenden und somit zollfrei seien. Obwohl der örtliche katholische Bischof eingeschaltet wurde, konnte der Container in den vier Wochen, in denen Behm und Willms vor Ort waren, nicht geöffnet werden. „Er ist auch heute noch verschlossen“, erklärte Behm bei einem Gespräch mit dem GA nach seiner Rückkehr.

Kein richtiges Werkzeug

So machten die Handwerker das, was Handwerker immer wieder müssen: Sie improvisierten. Da der Dachstuhl der drei Häuser noch nicht aufgebaut war, was eigentlich Zimmermannsarbeit ist, fingen sie damit an. Doch das richtige Handwerkszeug dafür gab es nicht, und das Material war auch nur „suboptimal“. Strom floss auch nicht immer, es fehlten Leitern und vieles mehr. „Und den Baumarkt um die Ecke, den gibt's in Haiti schon mal gar nicht“, so Behm lachend. Also bauten die beiden Dachdeckermeister zuerst ein Mittelding zwischen einer Leiter und einer Treppe. Es gelang ihnen mit Unterstützung der einheimischen Kräfte und mit begeisternder Unterstützung der Schüler vor Ort dann tatsächlich doch noch, zweieinhalb Dächer zu decken und so weit vorzubereiten, dass der nächste Reisetrupp Solarpaneele installieren kann. Die lagern indes noch im Container.

Viel gesehen haben die Meister von Haiti nicht, denn sie arbeiteten auch samstags, sogar auch mal am Sonntag. Vermüllte Strände, eine traumhafte Bucht mit karibischem Strandfeeling, aber auch brennende Reifenstapel als Antwort auf Benzinpreiserhöhung der Regierung – diese Bilder haben prägenden Eindruck hinterlassen.

„Auftrag bedingt erfüllt“, sagt Behm als Fazit und ergänzt: „Wir hatten dennoch viel Spaß vor Ort. Es war ein tolles Erlebnis, das ich nicht mehr missen möchte.“ Er bietet an, dass er einen Haitianer in Oberkassel gerne ausbilden würde. Willms hat sogar die Patenschaft für ein Kind auf Haiti übernommen. Behm würde auf jeden Fall noch einmal hinfliegen, wenn die nächsten beiden Häuser soweit sind. „Dann aber besser abgestimmt.“

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