GA-Serie zur Eingemeindung Beuel wehrte sich gegen Zusammenlegung mit Bonn

Beuel · Die 17 Jahre lang eigenständige Stadt Beuel wehrte sich 1969 mit aller Macht gegen die Zusammenlegung mit Bonn. Eine Klage vor dem Kölner Verwaltungsgericht blieb erfolglos.

„Ich beobachte bei meinen häufigen Fahrten durch Beuel immer mit Interesse das zum Ausdruck kommende Vorwärtsstreben und nehme daher an dem für Beuel denkwürdigen Ereignis herzlichen Anteil.“ Diesen Satz schrieb der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer als Grußwort anlässlich der Verleihung der Stadtrechte. Am 24. August 1952 erfolgte die feierliche Übergabe der Stadtrechte im Beueler Rathaus. Am selben Tag zogen die jungen Stadtväter aus, um den Grundstein für die Realschule und für eine neue Turnhalle zu legen. Und Bürgermeister Rudolf Holstein sagte damals: „Wenn es der Stadt wohl geht, geht es auch den Bürgern wohl, denn die Bürger machen die Stadt.“

Nur 17 Jahre dauert die Ära der eigenständigen Stadt Beuel. Am 1. August 1969 wurde die Stadt Beuel mit ihren rund 33 000 Einwohnern im Zuge der Kommunalen Neugliederung in die neue Stadt Bonn eingemeindet und war fortan nur noch einer von vier Stadtbezirken.

Welche Ausstellungsstücke erinnern an die Jahre zwischen 1952 und 1969? Welche Ereignisse fanden in der Zeit statt? Diese und andere Fragen sollen in der Serie „Stadt Beuel von 1952 bis 1969“ beantwortet werden.

Ein Autokorso aus Freude

Ein Rückblick: Viele ältere Beueler und Bad Godesberger erinnern sich noch gut daran, dass es in den Jahren 1968/69 Widerstand gegen die Eingemeindung gab. Eine Bürgerinitiative reichte beim Land Nordrhein-Westfalen ein Volksbegehren ein, und die Stadt Beuel klagte vor dem Verwaltungsgericht gegen die neue Raumordnung. „Als die Nachricht von der Zulassung der Klage die Runde machte, formierte sich in Beuel aus Freude ein Autokorso“, erinnerte sich Hans Lennarz, der 1961 in den Rat der Stadt Beuel gewählt wurde und gemeinsam mit Christian Schüller der letzte noch lebende Ratsherr der bis 1969 eigenständigen Stadt Beuel ist.

Doch schon schnell zeichnete sich ab, dass die Klage wohl das letzte Aufbäumen der selbstbewussten Beueler war. Als eine Abordnung dann zur Urteilsverkündung fuhr, stand zwar im Beueler Rathaus der Sekt kalt - getrunken wurde er nicht. Die Richter urteilten pro Eingemeindung. Nach der Entscheidung zeigten sich die Beueler als faire Verlierer. Als Integrationsfigur stand in vorderster Linie Hans Steger (1922 bis 1998).

Die richtige Entscheidung

Der letzte Bürgermeister der Stadt Beuel wurde zum Stellvertreter von Bonns Oberbürgermeister Peter Kraemer gewählt. Steger war vielleicht der beliebteste Bürgermeister des alten Beuel und des neuen Bonn. Bonns OB Hans Daniels hat mal über ihn gesagt: „Hans Steger fand für jeden Menschen den richtigen Ton.“ Steger bestach durch seine Menschlichkeit und war Garant für eine nahezu reibungslos verlaufende Zusammenlegung der Verwaltungen. Steger bekannte sich ohne Zorn zur loyalen Zusammenarbeit mit Bonn - und ihm folgten viele Beueler.

Heute, 49 Jahre später, urteilt Lennarz: „Die kommunale Neuordnung war die richtige Entscheidung. Beuel stand 1969 zwar finanziell gut da, aber es gab auf vielen Feldern Nachholbedarf. Eine flächendeckende Kanalisation und der Ausbau des Nahverkehrs waren bis dato nicht erfolgt. Gefragt, ob von der alten Stadt Beuel noch etwas übrig geblieben ist, antwortete Lennarz: „Beuel hat sich eine gewisse politische Eigenständigkeit und viel lokale Identität erhalten.“

Belege für diese Äußerungen sind zum Beispiel Pützchens Markt und die Beueler Weiberfastnacht, die seit der Eingemeindung zu den touristischen Highlights der heutigen Bundesstadt Bonn zählen.

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