Neubaugebiet Am Herrengarten in Beuel Anwohner fordern Tempo 30 zur Sicherheit der Kinder

Beuel · Am Rande des Neubaugebiets Am Herrengarten in Beuel lädt eine breite Fahrbahn zum Schnellfahren ein. Die Anwohner fordern deshalb Tempo 30 oder einen Zebrastreifen zur Sicherheit ihrer Kinder.

 Die Wohnhäuser grenzen direkt an die breit ausgebaute Fahrbahn der Straße Am Herrengarten. Es gibt keine Querungshilfe.

Die Wohnhäuser grenzen direkt an die breit ausgebaute Fahrbahn der Straße Am Herrengarten. Es gibt keine Querungshilfe.

Foto: willcke

Kann die Stadt Bonn in einer für den Verkehr wichtigen Straße Tempo 30 anordnen? Diese Frage hat die politischen Vertreter und die Stadtverwaltung in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Beuel intensiv beschäftigt. Auslöser für die Diskussion war ein Bürgerantrag, in dem Anlieger der Straße Am Herrengarten eine entsprechende Geschwindigkeitsreduzierung und zwei Zebrastreifen beantragt hatten – und zwar für das Straßenteilstück des Herrengartens zwischen Siegburger Straße und B 56.

Im Neubaugebiet in Pützchen leben mittlerweile 61 Kinder

Ihre Forderung begründet die gesamte Nachbarschaft mit der Fertigstellung des Neubaugebiets Am Herrengarten/Merowinger Straße. Die meisten der 36 Grundstücke sind inzwischen bebaut und die Häuser von Familien bezogen. Nach Angeben der Antragsteller leben dort 61 Kinder, davon 47 unter zwölf Jahre. Die Straße Am Herrengarten müsse aus verschiedenen Gründen – zum Beispiel Schulweg oder Besuch des Kindergartens – gequert werden. Da die Straße sehr breit ausgebaut worden sei und nahezu gerade verlaufe, würden viele Autofahrer schneller als Tempo 50 fahren, erklärten die Antragsteller.

Die große Mehrheit der Politiker hat diese Argumente anerkannt und sich gegen die Meinung der Fachverwaltung für verkehrsberuhigende Maßnahmen ausgesprochen. Nach einer mehrminütigen Sitzungsunterbrechung wegen Beratungsbedarf beschloss die Bezirksvertretung auf Antrag aller Fraktionen – bei zwei Gegenstimmen –, dass die Verwaltung einen Entwurf für einen „regelkonformen“ Zebrastreifen erarbeiten und der Bezirksvertretung vorlegen soll.

Die Verwaltung hat ihre ablehnende Haltung damit begründet, dass es sich bei diesem Abschnitt der Straße Am Herrengarten um eine „verkehrswichtige und Ortsteil verbindende Achse“ handele. Tempo 30 sei deshalb dort nicht zulässig. Allerdings wolle man die Fahrgeschwindigkeit im Neubaugebiet reduzieren. Eine von der Stadt Bonn durchgeführte Tempomessung hat eine Durchschnittsgeschwindigkeit aller Fahrzeuge von 52 Kilometern in der Stunde ergeben. „Der Vorwurf, dass dort gerast wird, stimmt also nicht. Wir haben die Situation vor Ort über mehrere Tage beobachtet. Der Bau eines Fußgängerüberwegs ist auch nicht möglich, weil die erforderliche Frequenz von Straßenquerungen nicht erreicht wird“, erklärte Daniel Kassner vom städtischen Straßenverkehrsamt in der Sitzung.

Der Stadtverordnete Reinhard Limbach (CDU) entgegnete: „ Ich teile die Sichtweise der Anlieger. Die Straße wirkt optisch sehr breit und lädt zum Schnellfahren ein. Die Stadt muss dort gestalterisch eingreifen und optisch wirksame Einschränkungen bauen.“ Ratsherr Dieter Schaper (SPD) ärgerte sich darüber, dass die Fachverwaltung nur Angaben dazu gemacht hat, was nicht geht. Das sei keine hilfreiche Lösung. Verena Zintgraf (Die Grünen) sprach sich für Tempo 30 aus, alleine die hohe Anzahl an Kindern sei das schlagende Argument für eine Geschwindigkeitsreduzierung. Es gab aber auch einige wenige Stimmen im Plenum, die von einer Sonderregelung an dieser Stelle nichts hielten. „Da wecken wir bei den Bürgern nur Begehrlichkeiten, solche Lösungen auch vor ihrer Haustür zu finden“, sagte der Bezirksverordnete Torben Leskien (CDU) aus Holzlar.

Stadt Bonn will nach einer Ausnahmeregelung suchen

Der Vertreter des Straßenverkehrsamts schlug im Verlauf der Diskussion eine Brücke in Richtung Politiker und verdeutlichte damit, dass es für die Beurteilung von der Notwendigkeit, einen Zebrastreifen dennoch zu genehmigen, auch Ausnahmefallregelungen gibt. Daniel Kassner forderte die Bezirksvertretung Beuel indirekt auf, die Verwaltung mit der Planung einer Fußgängerquerung zu beauftragen. Liege der Beschluss vor, werde die Stadt intern prüfen, ob eine Ausnahmeregelung gefunden werden könne.

Bezirksbürgermeister Guido Déus (CDU) machte mit Nachdruck deutlich, dass an der Verbindungsstraße zwischen Pützchen und Vilich-Müldorf eine für die Anwohner sichere Lösung gefunden werden müsse: „Ich weiß aber auch noch nicht genau, wie diese Lösung aussieht.“

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