Zertifikate zur zweijährigen Ausbildung Bestens auf eine Arbeit vorbereitet

BEUEL · Trotz körperlicher oder geistiger Behinderung einen Job zu finden - das ist nicht leicht. Für die Absolventen einer zweijährigen "Berufsbildungsmaßnahme zur Teilhabe am Arbeitsleben" könnte es nun aber etwas einfacher werden.

 Stolz wie alle anderen: Linda Meschig erhält ihr Zertifikat für ihre Ausbildung in den Bonner Werkstätten der Lebenshilfe.

Stolz wie alle anderen: Linda Meschig erhält ihr Zertifikat für ihre Ausbildung in den Bonner Werkstätten der Lebenshilfe.

Foto: Max Malsch

"Liebe Absolventen, jetzt habt ihr alles gelernt, um den passenden Arbeitsplatz zu finden", eröffnete der Geschäftsleiter der Bonner Werkstätten Lebenshilfe, Andreas Heß, gestern die Abschlussfeier des Berufsbildungsbereichs. Dieser gibt Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung jeden Alters die Chance zur Weiterbildung.

Die Teilnehmer können sich nach der zweijährigen Ausbildung nun in verschiedenen anderen Bereichen weiterbilden lassen. Sie erhalten dabei so viel Hilfe wie nötig. Bei dem Kurs werden selbst schwerstbehinderte Menschen auf eine Arbeit vorbereitet. Dabei bilden sie sich nicht nur fachlich weiter, sondern trainieren vor allem auch ihre Sozialkompetenz. Ziel ist es, die Menschen auf einen Job in den Bonner Werkstätten oder im Einzelfall für den allgemeinen Arbeitsmarkt vorzubereiten. Alle 41 Absolventen aus diesem Jahr werden in den Werkstätten übernommen und können dort solange arbeiten, wie sie wollen.

"Dass jemand nicht gut genug ist, das gibt es bei uns nicht. Wir finden für jeden einen Platz", so Nora Koch, Leiterin der Beruflichen Bildung der Bonner Werkstätten. Nach einer weiteren Rede erhielten die aufgeregten Absolventen ihre Zertifikate. Staatlich anerkannt sind diese allerdings nicht. Linda Meschig ist eine der Absolventinnen aus den Bereichen Verpackung, Montage und Metall. Sie sitzt im Rollstuhl, und ihre linke Hand ist fast komplett gelähmt.

"Am liebsten habe ich im Metall-Bereich gearbeitet, das hat wirklich Spaß gemacht", sagte sie. Ihr Vater Paul und ihre Mutter Gabriele Becker sind froh über diese Ausbildung: "Sie hat sich ein großes Stück weiterentwickelt und ist selbstständiger geworden. Das Einzige, was fehlt, sind spezielle Arbeitsplätze, vor allem auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Linda könnte geistig viel mehr leisten."

Darüber ärgert sich auch ihr Kollege Franco Dahmen. Er ist querschnittsgelähmt und findet: "Das war eine super Sache und ich bin jetzt wirklich stolz. Aber ich könnte mir mehr für mich vorstellen - etwas, das mich geistig mehr fordert. Ich möchte aber dem Staat nicht zur Last fallen, sondern gleichbehandelt werden, es aus eigener Kraft schaffen. Dafür muss am Arbeitsmarkt aber noch einiges passieren."

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