Schrille Figuren Behindertensportler werben in Beuel mit Styroporköpfen

BEUEL · Ein Schaufenster in der Beueler Innenstadt zieht die Blicke der Passanten auf sich. Bunte Irokesenschnitte und Gesichtspiercings zieren dort Styroporköpfe. Der Behindertensport VfB regt so zum Nachdenken an.

 Erregt Aufmerksamkeit: Das von Maike Bahlmann gestaltete "Punk-Schaufenster" des Vereins für Behindertensport in Beuel.

Erregt Aufmerksamkeit: Das von Maike Bahlmann gestaltete "Punk-Schaufenster" des Vereins für Behindertensport in Beuel.

Foto: Leif Kubik

„Punk heißt, jeden ernst zu nehmen“, findet Burkhard Lammsfuß. Aus Frustration über gesellschaftliche Normen, miesen Jobperspektiven und einem unbestimmten Gefühl des Ausgeschlossenseins heraus, fanden sich gegen Ende der Siebzigerjahre zunächst englische Jugendliche in der Bewegung wieder.

„Die auslösenden Gefühle dieser Subkultur sind aber auch vielen unserer Mitglieder und Mitarbeiter alles andere als fremd“, so der Geschäftsführer des Vereins für Behindertensport VfB. Auch wenn man es ihm heute nicht mehr unbedingt ansehe, sei er selber Punk und spontan von der Idee der Kölner Kunststudentin Maike Bahlmann begeistert gewesen, das Schaufenster der Vereinszentrale in der Beueler Hans-Böckler-Straße mit von bunten Irokesenschnitten und Gesichtspiercings gezierten Styroporköpfen zu schmücken.

Schrille Figuren erregen Aufmerksamkeit

„Chronisch kranke Menschen und Langzeitarbeitslose haben sich im Unterschied zu den meisten Punks, ihr Anderssein aber nicht selber ausgesucht“, so Lammsfuß. Trotzdem stünden sie oft am Rande der Gesellschaft und würden bisweilen genauso angestarrt wie Punks in ihren grellen Outfits. „Das gilt natürlich ganz besonders, wenn die Behinderung auch äußerlich zu sehen ist oder das Verhalten so gar nicht in die Norm passen will, so der Geschäftsführer. „Oft steckt in den Menschen viel mehr, als man auf den ersten Blick sieht“, ergänzt seine Frau, und stellvertretende Vorsitzende des Vereins, Barbara Lammsfuß.

Das Ehepaar sieht den VfB als Schmelztiegel der Gesellschaft: Ihnen sei jeder willkommen, egal, ob als Mitglied in einer Sportgruppe, als Fahrgast im Behindertenfahrdienst oder als Mitarbeiter. Der Verein für Behindertensport ist ein soziales Beschäftigungsunternehmen, das Langzeitarbeitslose und psychisch erkrankte Menschen langsam wieder an die Anforderungen einer regelmäßigen Arbeitstätigkeit heranführt.

Der 1991 gegründete Verein ist in den Bereichen ambulanter Rehabilitationssport, Präventions- und Gesundheitssport aktiv und agiert als Beschäftigungsunternehmen zum Beispiel für Behindertenfahrten; zudem bietet es Möglichkeiten zur Aus- und Fortbildung. Zurzeit arbeiten circa 220 Mitarbeiter als Festangestellte, Honorarkräfte, Auszubildende, Umschüler, Praktikanten, Absolventen des Bundesfreiwilligendienstes oder im Freiwilligen Sozialen Jahr für den VfB.

Das Schaufenster der Zentrale wird drei- bis viermal im Jahr neu dekoriert, um Passanten auf die Arbeit des Vereins aufmerksam zu machen.

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