Henkelmänner und Blechteller in Beuel Ausstellung im Beueler Heimatmuseum zeigt traditionsreiches Geschirr

BEUEL · Eine neue Ausstellung im Beueler Heimatmuseum widmet sich frühen Formen der Proviantbehälter. Die sogenannten Henkelmänner dienten früher der Mitgabe von Essen. Ihre Popularität sank allerdings mit dem Aufkommen von Schnellimbissen.

 Inke Kuster zeigt die Henkelmänner in der Ausstellung des Heimatmuseums in Beuel.

Inke Kuster zeigt die Henkelmänner in der Ausstellung des Heimatmuseums in Beuel.

Foto: Anke Vehmeier

Döppen, Düppe, Kimmel, Knibbel oder Mitchen. Er hat in den Regionen Deutschlands verschiedene Bezeichnungen. Grubenarbeiter hatten den „Henkelmann“ erfunden. Und als Henkelmann kennt man den heute nicht mehr sehr gebräuchlichen Proviantbehälter aus Blech – teilweise war er auch emailliert. „Darin haben früher die Industrie- und Grubenarbeiter ihr vorgekochtes Essen transportiert. Am Arbeitsplatz haben sie den Henkelmann dann mit der Mahlzeit im Wasserbad erwärmt“, sagt Inke Kuster. Die Kuratorin im Heimatmuseum Beuel hat nun das Museumsfenster dem traditionsreichen Geschirr gewidmet.

„Die Idee hatte ich bei unserem Jubiläum zum 70. Geburtstag des Heimatvereins Beuel im vergangenen Jahr. Da haben mir ältere Beueler von den Jahren rund um die Gründung des Vereins im Jahr 1947 erzählt. Und dabei berichteten sie, wie die Kinder damals Henkelmänner mit in die Schule brachten, um darin die Schulspeisung zu erhalten“, sagt Kuster. „Und ich wollte schauen, ob die jüngeren Leute heute diese besondere Proviantdose überhaupt noch kennen. Ich fragte mich, ob es auch hier so ist, dass ein Wort aus dem Allgemeinwissen verschwindet, wenn es den Gegenstand nicht mehr gibt“, sagt die Kuratorin. Sie schaute im Duden „Wortfriedhof – Wörter, die uns fehlen werden“ nach. „Da stand es noch nicht drin, also ist es offenbar noch nicht ganz verschwunden. In zehn Jahren könnte das aber vielleicht schon so sein“, sagt Kuster.

Schnellimbiss ließ Henkelmann verschwinden

So machte sich Kuster auf die Suche nach entsprechenden Exponaten im Fundus des Heimatmuseums und fand einige Ausführungen des Henkelmanns – teilweise mit zwei Blechbehältern nebeneinander oder übereinander gestapelt. Dazu kamen Brotdosen und Blechgeschirr. „Die Henkelmänner wurden früher auch von den Frauen oder den Kindern zu den Arbeitern auf dem Land gebracht, damit diese dort eine warme Mahlzeit hatten“, sagt Kuster. „Ich kann mich selbst an die 60er und 70er Jahre erinnern, als meine Mutter mir den Henkelmann zur meiner ersten Arbeitsstelle mitgegeben hat“, sagt die Kuratorin. Mit dem Einzug der Kantinen und Schnellimbisse verschwand der Henkelmann allmählich – und landet heute im Museum.

In der zweiten Schublade des Fensters hat Inke Kuster Blechgeschirr aus dem Fundus ausgestellt und zum Hintergrund recherchiert, wo es eingesetzt wurde. „Die Auswanderer mussten auf den Segelschiffen ihr eigenes Blechgeschirr mitnehmen. Das haben natürlich auch die vielen Rheinländer erlebt, die vom 17. bis 19. Jahrhundert nach Amerika ausgewandert sind“, sagt Kuster. Außerdem kamen Blechteller und -löffel im Gefängnis zum Einsatz. So finden sich im Museumsfenster zwei DDR-Ausgaben des Buches „Wer einmal aus dem Blechnapf frisst“ von Hans Fallada, deren Umschläge Bilder von Häftlingen zieren. „Der Henkelmann ist sicherlich kulturhistorisch nicht so wichtig, aber wir widmen ihm die Aufmerksamkeit, bevor er ganz aus dem Bewusstsein der modernen Menschen verschwindet“, sagt Inke Kuster.

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