Ramersdorf Ausgesetztes Baby gerettet - Mordkommission ermittelt

Ramersdorf · Einen schockierenden Fund haben Samstagnacht Spaziergänger am Schießbergweg in Ramersdorf gemacht. Nachdem sie ein Wimmern gehört hatten, entdeckten die Passanten in einem Gebüsch nahe der Eisenbahngleise einen Rucksack. Die sofort alarmierten Streifenbeamten und Rettungskräfte fanden ein augenscheinlich neugeborenes Kind in dem Rucksack, teilte die Polizei am Sonntagabend mit.

Nach Lage der Dinge war das hilflose Neugeborene ausgesetzt worden. Dem Vernehmen nach handelt es sich um einen Jungen. Die Leitstelle der Polizei wollte sich dazu am Sonntag nicht äußern.

Nachdem der Notarzt den Jungen versorgt hatte, brachte ein Rettungswagen das Neugeborene in ein Krankenhaus. Nach Informationen des GA kam es in die Uni-Kinderklinik. Nach Aussage der Polizei schwebt der Säugling nicht in Lebensgefahr. Das bestätigte am Sonntagabend nochmals ein Beamter der Leitstelle. Angesichts der Umstände des Falles hat die Polizei in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft eine Mordkommission eingesetzt. Bei der Aufklärung des Falles setzen die Ermittler auch auf die Unterstützung der Bevölkerung.

Fassungslos starrte am Sonntagnachmittag ein 85 Jahre alter Beueler auf hüfthohe Dornenbüsche und anderen Wildwuchs. Dort hatten Spaziergänger den Rucksack am Samstag gegen 23.50 Uhr gefunden. "Das ist ja kaum zu glauben", so der Senior, der nach eigener Aussage regelmäßig auf dem Spazierweg unterwegs ist, der an der Fundstelle vorbeiführt.

Dabei handelt es sich um einen schmalen Parallelweg entlang der Bahngleise, der hinter einem Parkhaus der T-Mobile-Niederlassung am Landgrabenweg verläuft und unmittelbar vor der Bahnunterführung noch auf Ramersdorfer Gebiet auf den Schießbergweg abknickt. Genau in diesem Knick hatten die Spaziergänger den Säugling gefunden, erfuhr der General-Anzeiger aus verlässlicher Quelle.

Die Stelle ist von Benutzern des Schießbergwegs nicht unbedingt gut einzusehen, insbesondere nicht im Dunklen. Auch gibt es im unmittelbaren Umfeld von etwa hundert Metern keine Wohnbebauung, wo Anwohner auf ein Wimmern oder Schreien des ausgesetzten Babys hätten aufmerksam werden können. Wegen der Nähe zu den Gleisen der Eisenbahn dürfte der enge gepflasterte Weg auch nicht besonders beliebt bei Spaziergängern sein. Anders formuliert: Es scheint viel Glück im Spiel gewesen zu sein, dass Passanten das Neugeborene kurz vor Mitternacht am Samstag entdeckt haben.

Wie lange der Säugling im Gebüsch gelegen hat, ist bislang ebenso unbekannt wie die näheren Umstände der Tat. Diese versucht nun eine Mordkommission unter Leitung von Kriminalhauptkommissar Hartmut Becker zusammen mit der Staatsanwaltschaft zu ermitteln. Um Hinweise aus der Bevölkerung zu bekommen, hat die Polizei ein Foto des Rucksacks veröffentlicht, in dem das Neugeborene gefunden wurde.

Zeugen sollen sich melden, die Angaben zur Herkunft oder zum Besitzer machen können. Ebenso fragt die Polizei, wer am Samstagnachmittag oder in den Abendstunden im Bereich von T-Mobile am Landgrabenweg und dem Schießbergweg Verdächtiges beobachtet hat. Hinweise nimmt die Polizei unter der Telefonnummer 0228/150 entgegen.

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