Grabung am Kommentalweg in Bonn-Beuel Archäologen stellen erste Fundstücke aus Beuel vor

Beuel · In einer Art Geheimmission haben Wissenschaftler in den vergangenen Monaten den Bereich Am Kommentalweg untersucht und immer neue Fundstücke aus fränkischer Zeit zutage gefördert. Erste Fundstücke wurden jetzt vorgestellt.

Es muss ein prächtiges Grabmal gewesen sein: Die Ruhestätte für das Mädchen war ganz aus Spolien gebaut – Steine, die offenbar von römischen Bauwerken in Bonn stammten. Die Kammer bestand aus grauem Tuffstein, die Abdeckung war aus geformten Kalksteinen gefertigt. „Die Art und Beschaffenheit lassen auf Monumentalbauten schließen“, erklärt Grabungsleiter Dáire Leahy.

In einer Art Geheimmission haben Wissenschaftler in den vergangenen Monaten den Bereich Am Kommentalweg untersucht und immer neue Fundstücke aus fränkischer Zeit zutage gefördert. Unbeachtet blieben die Arbeiten jedoch nicht: Schnell gab es erste Gerüchte, die Rede von einem Sensationsfund machte die Runde.

Damit das Areal nachts nicht von Grabräubern geplündert wurde, gab es bisher keinerlei konkrete Informationen über die Entdeckung. Jetzt nennen Bonava, der Projektträger, der in diesem Bereich Wohnungen errichtet, sowie Grabungsleiter Leahy erste Details.

Entdeckt wurde auch ein bestattetes Pferd – allerdings ohne Kopf. „Vermutlich wurde das Pferd zum Grab geführt und, als Teil der Zeremonie, geköpft und ins Grab gelegt. Was mit dem Kopf passierte, ist ungewiss“, erklärt Dáire Leahy. Zahlreiche Alltagsgegenstände, beispielsweise Keramikgefäße für die Reise ins Jenseits, wurden ebenfalls auf dem Grabungsgelände entdeckt.

Der Fund eines bedeutenden Bodendenkmals durchkreuzt nicht selten die Bauplanung von Kommunen. Denn einerseits sollen die Fundstücke vergangener Zeiten erforscht und erhalten bleiben. Andererseits ist der Bedarf an neuem Wohnraum hoch. Wie in Beuel, wo die Bonava weitere Wohnhäuser errichten will.

Teil des Gräberfeldes soll erhalten bleiben

„Bisher wurde lediglich ein politischer Zielbeschluss für die wohnbauliche Entwicklung in diesem Bereich gefasst“, erklärt Bonava-Projektleiter Daniel Korschill. „Bonn braucht dringend neuen Wohnraum, und hier gäbe es potenziell geeignete Flächen dafür.“ Der Investor habe deshalb zunächst nur den Antrag auf Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens gestellt. „Da allerdings schon bekannt war, dass hier eventuell mit archäologischen Funden zu rechnen ist, haben wir in Abstimmung mit der Stadt und dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) eine umfangreiche Untersuchung der Verdachtsfläche beauftragt“, stellt er fest.

„Die Funde liegen ausschließlich in dem vom Zielbeschluss umfassten Bereich. Die fertiggestellten oder im Bau befindlichen Teile des Wohnquartiers liegen klar außerhalb der Verdachtsfläche und sind deshalb davon unbeeinflusst.“

Da ein Teil des Gräberfeldes erhalten bleiben soll, steht Bonava mit der Verwaltung im Dialog. Zu entscheiden ist, in welchem Verfahren und mit welchem Umfang es weitergehen wird. Die Erkenntnisse werden nun zusammengefasst und von der Verwaltung der Politik nach der Sommerpause zur Entscheidung vorgelegt.

„Wir hoffen, dass wir möglichst bald eine Planungsgrundlage für den Bau weiterer dringend benötigter Wohnungen und Häuser haben. In welcher Größenordnung das sein wird, ist derzeit jedoch noch unklar“, so Korschill. Bisher hat der Bauträger nach eigenen Angaben rund eine halbe Million Euro für die Dokumentation und Sicherung des Bodendenkmals ausgegeben.

Was die Wissenschaftler genau gefunden haben, das kann jeder am Donnerstag, 4. Juli, aus erster Hand erfahren. Am Kommentalweg werden Archäologen informieren. Von 16 bis 19 Uhr stehen sie und Bauplaner zum Gespräch bereit. Zu diesem Infotag lädt die Bonava mit dem LVR ein.

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