Erfahrungen mit "Tod und Sterben" Annäherung an ein Tabuthema

BEUEL · "Welche Drogen haben Sie denn genommen?" Malte, Jona, Kevin und Luca sitzen im Halbrund um einen Tisch, auf dem das iPhone von Religionslehrerin Ann-Kathrin Schäfer liegt und lauschen der Antwort, die aus dem Lautsprecher klingt: "Ich habe gekifft und viel getrunken, später hab' ich dann die unterschiedlichsten Partydrogen genommen."

 Religionslehrerin Ann-Kathrin Schäfer (links) lobt, wie engagiert die Schüler der zehnten Klasse das Thema aufgreifen.

Religionslehrerin Ann-Kathrin Schäfer (links) lobt, wie engagiert die Schüler der zehnten Klasse das Thema aufgreifen.

Foto: Kubik

Das Interview mit einem ehemaligen Klassenkameraden der Lehrerin, der über seine frühere Drogensucht berichtet, ist Teil eines Schulprojekts zum Thema "Tod und Sterben" der Gesamtschule Beuel. Das Ziel: Eine Filmdokumentation für Jugendliche zu erstellen, in der die Anliegen und Fragen beantwortet werden, die Jugendliche beschäftigen.

Fünf Schülergruppen der zehnten Jahrgangsstufe haben dazu jeweils eine Person interviewt. Neben dem Ex-Junkie, der nicht selbst nach Beuel kommen konnte, stellten sich Notfallseelsorger Jürgen Langer, der Bestattungsunternehmer Werner Kentrup, Gabi Würth vom Ambulanten Kinderhospizdienst Bonn und die 19-jährige Vivien Uschtrin den Fragen der Schüler.

Die junge Frau - eine ehemalige Schülerin Schäfers - war im vergangenen Jahr an Leukämie erkrankt. "Entweder man schafft es oder nicht. Ich habe eigentlich nie darüber nachgedacht, was wäre, wenn ich es nicht schaffen würde", beschreibt sie den Zehntklässlern im Videointerview ihre Auseinandersetzung mit der lebensbedrohlichen Situation und der persönlichen Betroffenheit.

"Mit unserem Filmprojekt wollen wir helfen, die Angst vor dem Thema Tod und Sterben abzubauen und dabei auch ein bisschen Aufklärungsarbeit leisten", berichtet Ann-Kathrin Schäfer. "Die Schüler waren unglaublich motiviert, existenzielle Fragen selber zu erarbeiten. Wir haben gemeinsam im Unterricht überlegt, was wir zu diesem Tabuthema machen könnten - das war die Geburtsstunde der Idee."

Zur Annäherung an das Thema haben die Schüler dann zum Beispiel den Film "Briefe an Gott" über einen krebskranken Jungen geschaut oder waren in der Bonner Fußgängerzone unterwegs und haben in kleinen Gruppen Straßeninterviews gemacht. Auch die Auswahl der Interviewpartner haben die Schüler selbst getroffen: "Zuerst haben wir gedacht, das klappt nie - vier Personen zu diesem Thema zur selben Zeit hier in die Schule zu bekommen. Aber erstaunlicherweise haben alle spontan zugesagt."

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