Andheri Hilfe in Bonn Holzlarer Gläubige helfen Frauen in Indien

Holzlar · Seit 1959 fördert die Andheri Hilfe mit Sitz in Bonn zahlreiche Projekte in Indien und Bangladesch. Über die Arbeit vor Ort, inbesondere zur Unterstützung von Frauen in Dörfern, haben sich Presbyter aus Holzlar informiert.

 Fließendes Wasser gibt es in den ländlichen Dörfern nicht

Fließendes Wasser gibt es in den ländlichen Dörfern nicht

Foto: Sabine Mayer-Nitschke/(unbekannt)

Hilfe zur Selbsthilfe, das ist es, was der gemeinnützige Bonner Verein Andheri Hilfe in Indien und Bangladesch seit mehr als 50 Jahren leistet. Ging es zu Beginn um die tägliche Handvoll Reis für Kinder in einem Waisenhaus in Andheri, einem Vorort der indischen Millionenmetropole Mumbai, so fördert der Verein zurzeit rund 50 Projekte lokaler Organisationen und erreicht damit mehr als 700.000 Menschen. Vor Ort haben sich vor Kurzem Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde in Holzlar darüber informiert.

Karin Freist-Wissing, die seit vielen Jahren für die Andheri Hilfe tätig ist, hat zusammen mit ihrem Ehemann Tono Wissing und mit Sabine Mayer-Nitschke, Presbyterin in der evangelischen Kirchengemeinde in Holzlar, im Herbst 2018 ein kulturelles Angebot in der Dornbuschkirchengemeinde gestartet: die Kulturzeit. Der Erlös sowie Überschüsse anderer Veranstaltungen in der Gemeinde gingen in Projekte der Andheri-Hilfe. „Zukunftschancen für Frauen und Mädchen in Nordindien aufzubauen“, so Mayer-Nitschke, „ist unser zentrales Anliegen, das unterstützt wird.“

Neues Projekt im Mahoba-Distrikt

Im Februar machte sich eine kleine Delegation der Andheri-Hilfe aus Bonn, Multiplikatoren, zu denen auch Karin Freist-Wissing und Sabine Mayer-Nitschke gehörten, auf zu einer privat finanzierten 15-tägigen Reise nach Indien. Das Ziel war der Mahoba-Distrikt, ein Gebiet im „unteren Teil von Nordindien, das zu den ärmsten Regionen von Indien gehört“, wie Mayer-Nitschke berichtet.

Dass dieser Distrikt ausgewählt worden war, hing mit der Art des Projektes zusammen. Es ging um Dörfer und darum, die Landbevölkerung kennenzulernen und diese mit der örtlichen Partnerorganisation dabei zu unterstützen, ein selbstbestimmtes Leben aufbauen können.

Kastendenken benachteiligt vor allem die Frauen

In diesen armen Dörfern ist das Kastendenken nach wie vor tief verwurzelt: „Die Unterdrückung der niederen Kasten spielt im täglichen Leben eine sehr große Rolle“, so Mayer-Nitschke. Und das, obwohl es seit den 1950er Jahren die Kasten in Indien offiziell nicht mehr gibt. Gewalt und Missbrauch, insbesondere von Mädchen der niederen Kasten, seien immer noch alltäglich

„Das ist mit ein Grund, weshalb Mädchen aus den unteren Schichten nicht auf weiterführende Schulen, die zwar weiter weg, dennoch nur zu Fuß zu erreichen sind, geschickt werden.“ Frauen in den Dörfern berichteten Mayer-Nitschke und Freist-Wissing davon. „Wir fanden das sehr mutig von ihnen, denn die Männer standen am Rande und konnten alles mithören“, berichtet Mayer-Nitschke.

Nicht nur im Dorf Bagaura sei bei diesen Unterhaltungen eine gewisse Spannung zu spüren gewesen. Denn die Männer, die um die Frauen herumstanden, hätten sehr kritisch geschaut. Doch so würden die Projekte immer anfangen und gerade das Projekt in diesem Dorf sei noch am Anfang gewesen. „Gespräche mit Mädchen und Frauen stehen immer am Beginn, um Vorortanalysen zu betreiben und Frauenselbsthilfegruppen zu gründen“, so Mayer-Nitschke.

In einem anderen Dorf, in dem die Andheri Hilfe vor zehn Jahren begonnen hatte, sei die Stimmung eine andere gewesen, viel gelöster. Bei einer Feier für die Besucher auf dem Dorfplatz hätten Männer davon gesungen, wie wichtig es sei, dass die Frauen ihre Rechte haben. Ganz im Gegensatz zu einem alten indischen Sprichwort, in dem es heißt: „Ein Mädchen großzuziehen, ist so, als ob man den Garten des Nachbarn bewässert.“

Partnerorganisation Arunodaya Sansthan unterstützt die Andheri Hilfe

Zwei Dörfer pro Tag besuchte die Reisegruppe, und deren Teilnehmer informierten sich über die Situation – immer zusammen mit der örtlichen Partnerorganisation Arunodaya Sansthan. „Wir waren in Orten, zu denen man als Tourist nie hinkommen würde“, erzählt Mayer-Nitschke. „Wir haben auch zu hören bekommen, dass wir die ersten Nicht-Inder in dem einen oder anderen Dorf gewesen waren.“

Gut zugehört und viel gelernt hätten sie sowie alle Teilnehmer der Reise und eine Menge Eindrücke mit nach Hause genommen, sagt Mayer-Nitschke. Ein bisschen touristisches Sightseeing sei in den 15 Tagen auch dabei gewesen, denn im südindischen Hyderabad begann die Rundreise. Und von der Hauptstadt Neu-Delhi aus trat die Gruppe die Heimreise an.

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