Kommentar Anders ist eben anders

Oberkassel · Der Evangelischen Gemeinde Oberkassel droht eine Spaltung. Die Protestanten, die für einen Verbleib von Pfarrer Jens Anders votieren, formieren sich zu einer Gegenbewegung. Die Befürworter des vom Presbyterium entschiedenen Pfarrerwechsels halten derzeit noch die Füße still, weil ihrem Ansinnen anscheinend gefolgt wird.

Superintendent Reinhard Bartha kann nur beruhigend und vermittelnd auf beide Seiten einwirken. Das Kirchenrecht sieht alle Macht beim Presbyterium, wenn es um eine Personalentscheidung in der Gemeinde geht.

Die Situation in Oberkassel ist somit festgefahren. Stellt sich die Frage: Wer hat Fehler gemacht? Eine Antwort fällt schwer. Selbst Anders-Kritiker halten dem Pfarrer keine größeren Verfehlungen vor. Sein Stil, seine Art sind es wohl, die den Gegnern missfallen. Das Presbyterium hat in der Sache wohl auch keinen Fehler begangen. Ein Meinungsbild führte zu einer Abstimmung über die Zukunft des Pfarrers in Oberkassel - mehr ist eigentlich nicht passiert. Das Ergebnis ist bekannt: Jens Anders soll im Herbst 2014 gehen.

Allerdings muss sich das Presbyterium vorwerfen lassen, den Abschied unprofessionell kommuniziert zu haben. In der Öffentlichkeit so zu tun, als ob Anders aus freien Stücken die Gemeinde verlässt, um dann wenige Tage später zurückzurudern und die vermutlich ganze Wahrheit zur Trennung kundzutun, ist für eine christliche Kirche unwürdig.

Wer Aufrichtigkeit predigt, muss sich an seinen eigenen Worten messen lassen. Ob beide Seiten eine Einigung noch herbeiführen können, scheint fraglich. Der Streit ist zu weit fortgeschritten, als dass eine Seite ohne Gesichtsverlust nachgeben könnte. Anders schaut sich bereits anderweitig nach einer Stelle um.

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