Beueler Großmarkthallen Alternatives Konzept für Gewerbeflächen in Beuel

BEUEL · Die Brüder Gerwing haben ein alternatives Konzept für die Markthallen in Beuel entwickelt. Doch Bonnorange hält am Wertstoffhof fest.

Klaus Gerwing ist aufgebracht. Ihn empört, dass die Beueler Großmarkthallen zu einem Wertstoffhof von Bonnorange werden sollen: „Es kann doch nicht sein, dass hier Arbeitsplätze für eine Deponie vernichtet werden.“ Er und sein Bruder Thomas Gerwing betreiben die gleichnamige Heizungs- und Sanitärfirma in Beuel – und haben ein eigenes Konzept für die Gewerbeflächen entwickelt, in dem die Markthallen weiter bestehen können. Doch Bonnorange hält am Wertstoffhof fest. Eine Lösung könnte ein Standort im benachbarten Rhein-Sieg-Kreis sein.

„Ausschlaggebend für unser Kaufinteresse war, dass die Politik einer Nutzungsänderung zustimmen würde“, sagt Klaus Gerwing. Allerdings bekam Bonnorange den Zuschlag des privaten Eigentümers. Die Brüder hörten sich dennoch in der Bonner Geschäftswelt um und fanden eigenen Angaben zufolge Partner, die sich am Projekt beteiligen würden. Das sah eine Ansiedlung von kleinen bis mittleren Gewerbe- und Industriebetrieben vor. In den Markthallen sollten die Händler weiterhin ihre Waren umschlagen dürfen. Die zur Zeit vorhandenen Freiflächen sollten an Gewerbetreibende verpachtet werden. Dazu ein neues, großes Bürohaus, das „Office Center Markthalle Beuel“ mit bis zu 2400 Quadratmetern Nutzfläche.

Großes Interesse der Bonner Werkstätten

Großes Interesse gibt es seitens der Bonner Werkstätten, die nur wenige Meter entfernt an der Röhfeldstraße ihren Sitz haben. Dort braucht man mehr Platz, aktuell werden 430 Menschen mit Behinderung und 90 Betreuer beschäftigt. „Uns wäre es natürlich lieb, wenn die Erweiterung nicht so weit entfernt wäre“, sagt Geschäftsführer Andreas Heß. Er sucht Räume für etwa 50 handwerkliche Arbeitsplätze plus Betreuer. Auch Büros für die Verwaltung seien nötig. Er sieht es kritisch, wenn demnächst 200, in Spitzenzeiten sogar 400 Autos pro Tag zum Wertstoffhof und somit direkt an den Behindertenwerkstätten vorbeifahren würden. „Der Verkehr birgt eine gewisse Gefahr.“

Auch der Deutsche Volkshochschulverband (VHS), auf vier Standorte in Beuel verteilt, führte schon Gespräche mit den Gerwings. „Wir wollen gerne näher zusammenrücken und uns auf zwei Standorte begrenzen“, sagt Ralf Schuh von der VHS. Dabei soll der zweite Sitz binnen weniger Minuten vom Hauptgebäude an der Oberen Willhelmstraße erreichbar sein. „Ehrlich gesagt ist das Gelände für einen Wertstoffhof viel zu schade.“

Bonnorange bleibt bei Plänen

Aber Bonnorange bleibt bei seinen Plänen, den Wertstoffhof mit einer Betriebsstätte für den Winterdienst errichten zu wollen, da es auf der rechten Rheinseite keinen alternativen Standort gebe. Nicht nur die Markthändler, sondern auch einige Politiker fordern, im benachbarten Rhein-Sieg-Kreis nach einem Grundstück zu suchen. Dass es auf der Beueler Rheinseite überhaupt einen Wertstoffhof geben soll, ist einer EU-Richtlinie und dem Kreislaufwirtschaftsgesetz geschuldet. Demnach hat Bonnorange eine zu schlechte Müllverwertungsquote – statt 65 nur 48,5 Prozent.

Einen Wertstoffhof im Rhein-Sieg-Kreis lehnt Bonnorange wegen „zu vieler Fragezeichen ab“, so Unternehmenssprecherin Jasmin Mangold. „Wenn ein gemeinsamer Hof mit dem Rhein-Sieg-Kreis in der Nähe betrieben wird, dann könnte man eventuell vertraglich festlegen, dass eine Verwertungsquote angerechnet werden könnte.“ Sollte ein Wertstoffhof, der nur von Bonnorange betrieben wird, im Kreis gebaut und nur von Bonn genutzt werden, müsste die Genehmigung über die Bezirksregierung erteilt werden.

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