Kartonagenfabrik im Herzen von Oberkassel "Alte Liebe" schneidet den Karton

OBERKASSEL · "Wir tragen durchaus zur Verkehrsberuhigung im Ortszentrum bei", schmunzelt Andreas Gemein. Der Junior-Chef hatte zu einer Führung durch seine Kartonagenfabrik im Oberkasseler Zentrum eingeladen, und das Interesse war überwältigend: Deutlich über 50 Besucher drängten sich jetzt auf dem kleinen Innenhof hinter dem alten, reich verzierten, schmiedeeisernen Werkstor.

 Junior-Chef Andreas Gemein zeigt die wichtigsten Arbeitsschritte in seiner Kartonagen-Fabrik.

Junior-Chef Andreas Gemein zeigt die wichtigsten Arbeitsschritte in seiner Kartonagen-Fabrik.

Foto: Max Malsch

Im Schnitt 18 bis 22 Tonnen Rohpappe werden Woche für Woche per Lkw nach Oberkassel geliefert: "Da lässt sich der eine oder andere kleine Rückstau leider nicht vermeiden", bedauert der Firmenchef. "Die Lage unseres Unternehmens mitten in einem historischen Ortskern ist in heutigen Zeiten natürlich schon etwas Besonderes", erläutert er seinen Besuchern.

Und auch der alte Gebäudekomplex wirkt ein wenig wie aus der Zeit gefallen: Neben einer kleinen Treppe in dem romantischen Innenhof hängen Töpfe mit üppig wuchernden Grünlilien und anderen Pflanzen, der ganze Hof erinnert eher an eine Straußwirtschaft denn an einen Industriebetrieb und bietet den Besuchern kaum genug Platz, um Gemeins Ausführungen zu folgen.

"Ich möchte diese Atmosphäre gerne bewahren - wir sind hier im besten Sinne des Wortes ein Familienbetrieb", erklärt er und spricht auch die Verblüffung der diversen Behördenvertreter an, wenn sie zum Beispiel die Sicherheit in seinem Betrieb prüfen.

Probleme habe es aber noch nie gegeben, und er ist stolz darauf, dass auch seine beiden Kinder problemlos in dem Innenhof spielen können. Spezialverpackungen aus Pappe in den unterschiedlichsten Größen produziert der kleine Betrieb: "Zwischen 5000 und 15 000 Stück sind es pro Tag - je nachdem, für wen wir gerade produzieren."

Spezialverpackungen sind an der Tagesordnung

Auf einer Holzpalette hat er anschaulich das gesamte Angebot seines Betriebs zusammengestellt: Das Gros machen Spezialverpackungen für Schrauben und Metallteile aus; auch für Modellkartons für Zahnärzte und Lernboxen hat er Abnehmer.

"Wir produzieren aber auch zahlreiche Spartenprodukte: Eine Stärke, wenn man so klein ist wie wir, ist, dass man auch kleinere Spezialaufträge abwickeln kann", erzählt er und zeigt seinen größten Karton: "Raten Sie einmal, was da hereinkommt", fragt er die Besucher. "Meine bessere Hälfte", lacht spontan ein älterer Herr, als er die große Verpackung sieht.

Fast richtig geraten - ein Hersteller aus Velbert verpackt darin Gefängnistüren. Neben Stülp-, Falt- oder Regalkartons produziert Gemein auch andere schöne Dinge aus Pappe: Einen Adventskalender, den man individuell verschönern kann, oder einen genieteten Pappkorb zeigt er seinen Gästen, bevor es dann zu einer Führung durch die Produktion geht: Auch hier wirkt vieles wie in einem klassischen Handwerksbetrieb, die meisten Maschinen stammen aus den 1960er- und 1970er-Jahren.

"Das hier ist die 'Alte Liebe'", lacht er und deutet auf eine schwere Schneidemaschine, mit der die Kartonagen vorgeschnitten werden. Der nächste Schnitt geschieht dann auf der modernsten Maschine des Betriebs, einer Großschere, die mehrere Hundert der vorgeschnittenen Pappen auf einmal zuschneiden kann und die als Einzige elektronisch gesteuert ist.

Wer sich für das Angebot Gemeins interessiert, ist in der Königswinterer Straße 596 jederzeit willkommen: "In unserem Resteraum finden Bastler bestimmt jede Menge Anregungen und können übrig gebliebene Einzelstücke erwerben", so Gemein.

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