Bürgerdialog des General-Anzeigers Als Beuel noch eine eigene Stadt war

Beuel · „Stadt Beuel 1952 bis 1969“ lautete das Thema des Beueler Treffs im Heimatmuseum – dies vor dem Hintergrund, dass sich die Eingemeindung Beuels nach Bonn zum 50. Mal jährt.

Wie sehr sich die Beueler Bürger für ihre Stadtgeschichte interessieren, zeigte sich am Montagabend. Fast 100 Besucher waren in die Scheune des Heimatmuseums gekommen, um sich beim Bürgerdialog des General-Anzeigers von Zeitzeugen berichten zu lassen, wie es in der Ära war, als Beuel noch eigenständige Stadt war.

Für den Bürgerdialog, der von GA-Redakteur Holger Willcke moderiert wurde, konnten als Gesprächspartner gewonnen werden: Hans Lennarz, Mitglied des Beueler Stadtrats von 1961 bis 1969, Evi Zwiebler und Manfred Krahe, die beiden letzten Auszubildenden der Stadt Beuel, Heidi Molberg und Willi Winterscheid, ehemalige Mitarbeiter der Stadt Beuel, Elisabeth Krämer, Erfinderin und Schneiderin des ersten Beueler Wäscherprinzessinnen-Ornats, sowie der Kegelclub „Lott jonn“, gegründet von Mitarbeitern der Stadt Beuel. Allein die Auswahl dieses Personenkreises zeigt, welches Potenzial an Erinnerungen vor Ort war und aus dem Nähkästchen plaudern konnte.

Elisabeth Krämer, mit 96 Jahren die älteste Teilnehmerin der Runde, berichtete, wie ihr erstes Wäscherprinzessinnenkleid, das sie für das Jahr 1958 kreierte, aussah: „Das Kleid musste frisch, modern und kurz sein“. „Kurz, weil es damals modern war“, konnte Evi Zwiebler, Wäscherprinzessin von 1973, sich erinnern. „Lang, wie man es heute noch trägt, wurde es danach ebenfalls aus modischen Gründen.“

Zeitzeugen erzählen von der "Beueler Mafia"

Im Mittelpunkt der Erzählungen der Zeitzeugen standen die Erinnerungen an die Eingemeindung von Beuel. „Wir waren in der Beueler Verwaltung eine große Familie“, erinnerte sich Heidi Molberg. So entstand noch vor der Eingemeindung, die offiziell „kommunale Gebietsreform“ heißt, auch der Kegelclub „Lott jonn“, der 1966 gegründet wurde, den es heute noch gibt und dessen Gründungsmitglied Heinz Strack immer noch aktiv ist.

Welch gewiefte Kommunalpolitiker damals im Beueler Stadtrat saßen, genannt „Beueler Mafia“, konnte Lennarz mit Beispielen belegen. Denn als die Eingemeindung kurz bevorstand, baute Beuel noch schnell die „Beueler Bütt“, verlängerte Verträge mit RWE und Rhenag um 30 Jahre, regelte den Vertrag mit dem Wahnbachtalsperrenverband und schloss die Städtepartnerschaft mit Mirecourt.

Alles Maßnahmen, von denen Beuel noch heute profitiert. Als bekannt wurde, dass die Klage zahlreicher Kommunen auf Eingemeindung, zu denen auch Beuel gehörte, vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster abgewiesen wurde, da herrschte Grabesstille in der Beueler Verwaltung – vergleichbar mit der Stimmung beim Bonn-Berlin-Beschluss im Jahr 1991. „Den Sekt, den wir schon kalt gestellt hatten, der wurde dann ein anderes Mal getrunken“, erinnerte sich Krahe.

Heute wäre so eine Eingemeindung nicht mehr möglich

Doch insgesamt, da waren sich alle einig, hat Beuel von der Eingemeindung profitiert. Lennarz: „Die Entscheidung war richtig, sie war überreif. Beuel hatte keine Buslinien, keine Verkehrsplanung, zu wenig Verwaltungskräfte. Beuel hatte von Bonn schmarotzt!“

Ebenso einstimmig berichteten alle, dass die Entwicklung von Beuel durch Bonn nicht behindert, sondern gefördert wurde. Eine gute Entscheidung sei es gewesen, Bonn in vier Stadtbezirke aufzuteilen. „Nur hätte man Bonn damals größer und den Rhein-Sieg-Kreis kleiner abgrenzen sollen“, äußerte Winterscheid. Darauf Petra Clemens, Geschäftsführerin des Heimat- und Geschichtsvereins Beuel: „Heute wäre so eine Eingemeindung nicht mehr möglich.“

Mit einem Stummfilm, den Hans Lennarz ausgegraben hatte und der von Foto Menke stammen könnte, wurde zum Schluss als Höhepunkt der Tag gezeigt, wie Beuel am 24. August 1952 seine Stadtwerdung feierte. Da kamen Erinnerungen an alte Politiker wie Hans Steger, Bürgermeister von Beuel, und den Regierungspräsidenten von Köln, Wilhelm Warsch, auf.

Der Film ist im Internet auf der Seite www.ga.de/treff zu sehen.

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