650 Jahre Pützchens Markt Adelheid gab die Initialzündung

Bonn · Die 650-jährige Geschichte von Pützchens Markt gründet auf dem „Quellwunder“ der Äbtissin Adelheid. Dies sagte jetzt Volkskundler und Brauchtumsexperte Alois Döring bei einem VHS-Vortrag.

Eine Traditionskirmes, weit über die Grenzen Bonns bekannt – auf Pützchens Markt tummeln sich jedes Jahr die Besucher, um die attraktiven Fahrgeschäfte sowie zahlreiche Auftritte und Musikdarbietungen zu besuchen. Doch wie entstand dieses Fest eigentlich? Wie sah es vor 650 Jahren aus beim „Pützchens Markt“? Diesen Fragen widmete sich Alois Döring, langjähriger Mitarbeiter des Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte in Bonn.

In einem reich bebilderten Vortrag erzählte er in rund 60 Minuten viel Interessantes über die Historie des Festes und seine Entstehungsgeschichte in der Volkshochschule (VHS). Die Leiterin des Fachbereichs Kunst und Kultur der VHS, Gabriele Tillmanns, freute sich besonders über den Besuch: „Das Volksfest der Stadt Bonn möchten wir historisch und aus kulturellem Blickwinkel betrachten.“

Das Thema sei sozusagen das Spezialgebiet Dörings, der sich ebenfalls an einer Festschrift zu 650 Jahre Pützchens Markt von Geografie-Professor Karl-Heinz Erdmann und Kulturwissenschaftler Michael Faber beteiligt. Das Werk soll zum Jubiläum der Kirmes im Auftrag der Stadt Bonn erscheinen und stellt mit Beiträgen weiterer Wissenschaftler eine völlige Neubearbeitung der Geschichte des Marktes am Adelheidis-Pützchen dar. So war auch der Titel des Vortrags „Die heilige Adelheidis und 650 Jahre Pützchens Markt. Bräuche und Geschichten um die Entstehung des Volksfestes“.

„Es ist einfach spannend, zu entdecken, wo die Wurzeln des Festes liegen – besonders in Entwicklung zu dem, was wir heute erleben“, findet Tillmanns. So waren die ältesten rheinischen Jahrmärkte ursprünglich eng mit den kirchlichen Festen verbunden. Große Volksmengen strömten in die Städte und machten laut Döring das, was nahelag: „Das Nützliche wurde mit dem Angenehmen verbunden, das Notwendigste eingekauft und man gab sich Tanz und Lustbarkeiten hin. Denn die Wallfahrt zum Beueler Adelheidis-Pützchen blühte seit dem 14. Jahrhundert auf, und mit der Zeit entwickelte sich ein klassischer Jahrmarkt mit Mode- und Gelanteriewaren, Zuckerwerk, Tanzböden, Musikanten und Leibeskünsten jeder Art“, so der Heimatkundler.

Ansichtskarten aus dem 19. Jahrhundert und erste Abbildungen der Bonner Stadtpatronin machten deutlich, welch große Bedeutung Märkte bereits vor Jahrhunderten hatten. „Sie waren Umschlagplatz für Waren aller Art und natürlich auch Garant für regelmäßige Zoll- und Münzeinnahmen“, erklärte Döring. Die Verbindung von Wallfahrt und kirchlichem Fest war eine Selbstverständlichkeit. Das Gründungsdatum wurde anhand einer Urkunde vom Januar 1367 ausgemacht, die erstmalig Kirmes Adelheidis und die Wallfahrt erwähnt.

Die Äbtissin Adelheid schickte laut der Sage vom „Quellwunder von Pützchen“ Stoßgebete während einer Dürrezeit gen Himmel und stieß ihren Äbtissinnen-Stab in die Erde, woraufhin an dieser Stelle eine Quelle entsprang. Noch heute befindet sich an dem Ort, wo das Wunder geschehen sein soll, der Adelheidis-Brunnen, neben gleichnamiger Kapelle. Von dem Wasser des Quells versprachen und versprechen sich die Gläubigen Heilung.

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