Anwohner wollten Bau verhindern Zweite Scherer-Tankstelle in Beuel ist eröffnet

BECHLINGHOVEN · Nach langer Planung und vielen Verzögerungen ist die Tankstelle der Familie Scherer an der Siegburger Straße fertig – nach mehr als zehnjähriger Planungs- und Bauzeit.

 Die zwei von der Tankstelle: Eugen Adam (links) und Thomas Scherer betreiben die Anlage an der Siegburger Straße. Rechts im Hintergrund sieht man die Waschstraße, die das Betriebsgelände zur Siegburger Straße hin abschirmt.

Die zwei von der Tankstelle: Eugen Adam (links) und Thomas Scherer betreiben die Anlage an der Siegburger Straße. Rechts im Hintergrund sieht man die Waschstraße, die das Betriebsgelände zur Siegburger Straße hin abschirmt.

Foto: Rainer Schmidt

„Ich fahre zum Scherer“ – diesen Spruch können viele Beueler sofort einordnen. Der Name Scherer steht für Tankstelle. Seit wenigen Tagen gibt es in Beuel eine zweite Scherer-Tankstelle und zwar in Bechlinghoven. Nur wenige Autofahrer wissen allerdings, dass sich hinter der neuen Station eine mehr als zehnjährige Planungs- und Bauzeit verbirgt.

Nach den vielen Querelen musste Geschäftsführer Thomas Scherer gleich nach dem Start schon wieder seine neue Tankstelle an der Siegburger Straße schließen. „Eigentlich sollte der Betrieb am Montag vergangener Woche aufgenommen werden, doch die Technik machte uns einen Strich durch die Rechnung“, sagte Scherer. Seine Station war genau eine Stunde geöffnet, als er die Notbremse ziehen und die Techniker wieder anrücken mussten. Doch jetzt läuft die Technik und Scherer ist zuversichtlich, dass seine Q1-Station die Kinderkrankenheiten abgelegt hat.

Bereits im Jahr 2007 hatte sich die Familie Scherer – Vater Helmut betreibt die Tankstelle an der Kreuzung Pützchens Chaussee/Holtorfer Straße – darum bemüht, in Bechlinghoven an der B56 eine Tankstelle zu planen. „Das war grüne Wiese hier, doch im Flächennutzungsplan war dies als Gewerbegebiet ausgewiesen“, erinnert sich Thomas Scherer. Er hat dann die politischen Parteien angesprochen und seine Idee vorgestellt.

Ansprechpartner war NRW.Urban, die landesweit für Stadtentwicklung, Mobilisierung von Brachflächen sowie Baulandentwicklung zuständig sind, sowie das Bonner Stadtplanungsamt. „Es gab Phasen, da wäre eine Tankstelle möglich gewesen, und es gab Phasen, da wäre eine Tankstelle nicht möglich gewesen“, berichtet Scherer. Doch die Politik habe hier Gewerbe gewollt, wovon Tankstellen nicht explizit ausgenommen seien. „Dass sich Gewerbe und reines Wohngebiet nicht unbedingt gut vertragen, das war damals nicht jedem bewusst“, sagte er.

Einige Anwohner an der Siegburger Straße haben versucht, auf die Politik einzuwirken und eine Tankstelle zu verhindern. „Doch wir haben allen Kritikern unsere Pläne offengelegt“, so Scherer. Diese sahen von Beginn an vor, dass das eigentliche Tankstellengebäude als passiver Lärmschutz zu den Wohnhäusern dient. „Und ein 24-Stunden-Betrieb war hier nie geplant.“

Wann der heute gültige Bebauungsplan in Kraft getreten ist, kann Scherer nicht mehr sagen. Denn es gab im Laufe der Jahre weitere Unterbrechungen. So wurden in diesem Gebiet eine der ältesten merowingischen Siedlungen entdeckt (der GA berichtete 2007 darüber), um deren wissenschaftliche Untersuchungen und Ausgrabungen sich der Landschaftsverband Rheinland (LVR) kümmerte. Mit den ersten Geländebaumaßnahmen konnte dann im Winter 2017/2018 begonnen werden, der eigentliche Bau der Tankstelle startete im August 2018.

Obwohl die neue Tankstelle gefühlt an der B56 liegt, erfolgt die Zu- und Abfahrt über die Siegburger Straße. „Als einzelner Betrieb bekommt man keine Zufahrt von einer Bundesstraße genehmigt“, sagt Scherer, und es sei offenbar nie gewollt gewesen, dass das ganze Gewerbegebiet an die Sankt Augustiner Straße (B56) angeschlossen wird. Heute liegen breite Grünstreifen nahezu rund um die Station. „Wir haben als Ausgleichsmaßnahme für unsere große Anlage sogar alle Dächer begrünt, auch das über der Fahrstraße“, so Scherer.

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