Kommentar zum geplanten Baugebiet Wände statt Winde in Limperich

Meinung | Bonn-Beuel · Die Bezirksvertretung Beuel beschloss mit knapper Mehrheit die Bürgerbeteiligung für ein neues Baugebiet in Limperich. Strittig war vor allem die Bedeutung des Bauvorhabens wegen möglicher Auswirkungen auf das Kleinklima.

 Zwischen der Wohnbebauung und dem Telekom-Komplex ist das Bauprojekt „R(h)einwohnen“ vorgesehen.

Zwischen der Wohnbebauung und dem Telekom-Komplex ist das Bauprojekt „R(h)einwohnen“ vorgesehen.

Foto: WESTHOFF

Geschichte wiederholt sich in Beuel: Als Ende der 1990er Jahre der Telekom-Komplex in Ramersdorf gebaut werden sollte, gab es Bedenken wegen des Kleinklimas. Bekanntlich wurde er dennoch gebaut. Als wenige Jahre später der Sonnenhang in Küdinghoven bebaut werden sollte, gab es Diskussionen um negative Auswirkungen für das Kleinklima. Auch das Gebiet wurde zugebaut. Seit 2006 dauert nun der Streit an, ob und wie die wohl letzte große Freifläche im Beueler Süden - und zwar die Anbauflächen der Gärtnerei Kissener in Limperich - bebaut werden sollen.

Der Spagat zwischen Naturschutz und Schaffung von Wohn- und Arbeitsflächen im urbanen Raum ist für Politik und Verwaltung nicht mehr auszuhalten. Dem Druck, neuen Wohnraum schaffen zu müssen, können Mandatsträger und Stadtplaner sich nicht entziehen.

Vor mehr als zehn Jahren existierte noch ein Gutachten des Deutschen Wetterdienstes, das eine Freihaltung der letzten unbebauten Flächen zwischen Ennert und Rhein empfahl. Diese Frischluftschneise sei für die Zirkulation der Luft von Bedeutung, hieß es damals. Die aktuelle Gutachtergeneration folgt ihren Vorgängern nicht mehr und hat keine grundsätzlichen Bedenken gegen eine neue Wohnbebauung an dieser Stelle.

Sei's drum: Auch in diesem Fall werden am Ende der Diskussion Häuser gebaut werden. Noch besteht aber die Möglichkeit, dass Stadtplaner und Architekten die Gebäude so geschickt anordnen, dass Frischluftschneisen in Ost-West-Richtung frei bleiben. Die Menschen, die künftig direkt an der Beueler Rheinaue ihr Zuhause haben werden, werden es den Planern danken, wenn im Sommer bei Lufttemperaturen jenseits der 30 Grad Celsius ein frischer Wind durchs Wohnviertel pfeift.

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