Fundstelle des Oberkasseler Menschen Spektakulärer Ausblick auf Steinzeitgrab

Oberkassel · Wer in diesen Tagen über den Rheinhöhenweg wandert, dem fällt auf, dass an der Rabenlay mitten im Wald rege Bautätigkeit herrscht. Im Naturschutzgebiet entsteht eine neue spektakuläre Touristenattraktion: eine Aussichts- und Informationsplattform zur Fundstelle des Oberkasseler Menschen.

Bauherr ist der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, der das Vorhaben in enger Abstimmung mit dem LVR-Landesmuseum Bonn umsetzt. Auf insgesamt 16 Tafeln, die am Geländer der Plattform angebracht werden, wird es neben Angaben zur Doppelbestattung weitere Informationen zum Naturschutzgebiet Siebengebirge, der Geologie und verschiedenen Themen der Kulturlandschaft geben, die von diesem spektakulären Punkt oberhalb des Steinbruchs bei einem Blick in das Rheintal zu sehen sind. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich im Frühjahr 2017 abgeschlossen sein.

Bereits weit im Vorfeld der Feierlichkeiten anlässlich der 100. Wiederkehr der Entdeckung der berühmten späteiszeitlichen Doppelbestattung von Oberkassel im Jahr 2014 gab es Überlegungen, im Umfeld der einstigen Fundstelle einen Ort zu schaffen, an dem die herausragende Bedeutung des Fundes in angemessener Weise gewürdigt werden sollte.

Immerhin zählt die 1914 im Zuge von Steinbrucharbeiten im Bereich der Rabenlay geborgene Doppelbestattung eines männlichen und eines weiblichen Individuums aus der Zeit um 14.000 vor Christus zu den bedeutendsten altsteinzeitlichen Funden Europas.

Und das nicht zuletzt aufgrund der weiteren Grabbeigaben: ein Knochenstab mit Tierkopfverzierung, ein Geweihstück in Form einer Elchkuh und der Penisknochen eines Bären sowie den Resten eines der frühesten Haushunde weltweit. Die Originalfunde werden heute mit samt der in den letzten Jahren im Rahmen der umfassenden Neubearbeitung gewonnenen Ergebnisse im LVR-Landesmuseum Bonn präsentiert.

Am Beginn des Projektes stand ein mit der Alanus-Hochschule für Kunst und Gesellschaft durchgeführter Workshop, der sich mit der Aufwertung der bestehenden Informationssituation unterhalb der Rabenlay befasste.

Die Quintessenz des Workshops war, dass der bisherige Platz als Vermittlungsort aufgrund seiner unzureichenden Einbindung in das Wegenetz und seiner versteckten Lage kaum dafür geeignet ist, diesen einzigartigen Fundplatz stärker im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. Bereits während des Workshops wurden von studentischer Seite daher Überlegungen formuliert, den Aussichtspunkt oberhalb der Fundstelle zu positionieren, wo sich bereits Tafeln zur Doppelbestattung befanden. Diese Überlegungen wurden dann seit 2013 konsequent weitergeführt.

Netz aus Trampelpfaden soll verschwinden

Getragen wird die Initiative seitdem durch ein breites vor allem bürgerschaftliches Bündnis, zu dem der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, der Heimatverein Bonn-Oberkassel, der Denkmal- und Geschichtsverein Bonn-Rechtsrheinisch, der Landesbetrieb Wald und Forst NRW, das LVR-Landesmuseum Bonn und das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland zählen.

Als Förderer für das Projekt konnte die NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege gewonnen werden. Darüber hinaus wird die Realisierung durch das von Beginn an intensiv in das Projekt eingebundene Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen und den Landschaftsverband Rheinland ermöglicht.

Als planerischer Partner sind seit 2013 die Landschaftsarchitekten „die3“ tätig. In einem intensiven Austausch- und Abstimmungsprozess aller beteiligten Partner wurden die weiteren Schritte zur Realisierung der Aussichtsplattform oberhalb der Fundstelle entwickelt. Von zentraler Bedeutung waren hierbei neben dem Vermittlungsaspekt zur Doppelbestattung vor allem die Belange des Naturschutzes.

Erklärtes Ziel ist es, eine deutliche Fokussierung der Wegeführung zu erreichen, die das derzeit bestehende Netz aus Trampelpfaden im Bereich der bestehenden Aussichtssituation oberhalb der Rabenlay hinfällig machen soll. Die Realisierung der Plattform liegt in den Händen des Ingenieursbüros Miebach, das vor allem im Brückenbau tätig ist und mit dem Werkstoff Holz arbeitet.

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