Erdarbeiten Sicherung am Ennerthang kostet 700.000 Euro

Oberkassel · Ein Riss in der Böschung am alten Oberkasseler Sportplatz könnte einen Erdrutsch auslösen. Der Landesbetrieb Straßen NRW lässt deshalb den Hang aufwendig sichern.

 Lagebesprechung: Werner Engels (v. l.), Stephan Post von Straßen NRW und Bauingenieur Ricardo Stein überwachen die Arbeiten.

Lagebesprechung: Werner Engels (v. l.), Stephan Post von Straßen NRW und Bauingenieur Ricardo Stein überwachen die Arbeiten.

Foto: specht

Spaziergänger am Ennerthang rund um den Rauchlochweg trauen ihren Augen nicht. Im Naturschutzgebiet, am ehemaligen Sportplatz, wühlen Bagger. Sie heben ein neun mal 26 Meter großes und drei Meter tiefes Loch für ein Regenrückhaltebecken aus. Materialien lagern in Stapeln am Weg. Die Böschung ist meterhoch abgefräst, Bäume wurden gefällt. Der nackte Hang wird von einem schweren Stahlnetz gesichert. Es sieht aus wie auf einer Großbaustelle. Doch Stephan Post, Umweltingenieur beim Landesbetrieb Straßen NRW, versichert, dass am Ende oberirdisch alles wieder so hergestellt wird, wie es war.

Dieser Eingriff in die geschützte Natur muss laut Post sein. Er steht im unmittelbaren Zusammenhang mit der unterhalb des Ennert verlaufenden Bundesstraße 42. Denn der Hang hat im Laufe der Zeit einen Riss bekommen, in dem sich Niederschlag sammelt. Das sei gefährlich. Der Druck der Wassermassen könnte einen Erdrutsch provozieren. Durch extreme Wetter mit langen Trockenphasen und Starkregen nehme die Gefahr von Hangrutschen und Schlammlawinen zu.

Um dem entgegenzuwirken, hat die Baufirma den Auftrag, in die Böschung eine absolut wasserdichte Folie einzuziehen, damit das Regenwasser direkt in bestehende Kanäle fließt. Wie sich jetzt jedoch herausgestellt hat, können die alten Kanäle die potenziellen Wassermengen nicht noch zusätzlich aufnehmen. Daher muss der Abfluss vom Hang durch ein Regenrückhaltebecken nördlich vom alten Sportplatz gebremst werden. „Ein solches Bauwerk wäre ein heftiger Eingriff in die Natur“, erläutert Umweltingenieur Post. Daher habe man sich auf ein spezielles Verfahren verständigt. „Der Stauraum besteht aus einem Kunststoffgitterkubus, vorstellbar wie aneinandergereihte, gestapelte Getränkekisten, der rundherum mit Folie umhüllt wird.“ Darüber werde eine 80 Zentimeter dicke Erdschicht gelegt. „Fahrzeuge bis 60 Tonnen können darüberfahren.“

Bodenbeschaffenheit nicht stabil

Die unvorhergesehene Maßnahme verlängert die Bauzeit bis mindestens Mitte Dezember. Teurer wird es auch. Statt der vom Landesbetrieb Straßen NRW veranschlagten rund 600 000 Euro betragen die Baukosten nun rund 700000 Euro. „In einem solchen Gebiet gibt es immer Überraschungen“, sagt der zuständige Bauingenieur Ricardo Stein. Seit die Bundesstraße 42 vor rund 40 Jahren gebaut wurde, steht der Hang oberhalb von Oberkassel unter besonderer Beobachtung.

Wie Post erläutert, ist die Bodenbeschaffenheit nicht stabil. Vulkane haben das Gebiet vor einigen hunderttausend Jahren kräftig durchgeschüttelt. Während des Baus der Trasse im Oberkasseler Gebiet wurde festgestellt, dass der brüchige Grund sehr stark rutscht – bis zu einem Meter pro Tag. Das Absacken wurde mit über 160 teils 30 bis 50 Meter langen Stahlankern und Betonriegeln gebremst. Messgeräte an den Felsankern dokumentieren die Hangbewegung. Post: „Mit der Abdichtung des Hangrisses sichern wir den Halt der Bodenverdübelungen.“

Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, werden Mitarbeiter der Biologischen Station das Areal wieder einsäen. „Der alte Sportplatz hat sich im Laufe der Jahre zu einem der artenreichsten Flächen auf Bonner Stadtgebiet entwickelt, betont Post.

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