Schülertheater in Pützchen Sankt-Adelheid-Gymnasium: Ein Leben in szenischen Collagen

Pützchen · Schülerinnen des Sankt-Adelheid-Gymnasiums in Beuel haben sich mit Martin Luther beschäftigt. Herausgekommen ist eine interessante Auseinandersetzung mit dem Reformator.

 Luther Theater Adelheidis

Luther Theater Adelheidis

Foto: Max Malsch

„Alles in Luther“ heißt ein Theaterprojekt, das das Sankt- Adelheid-Gymnasium im Luther-Jahr 2017 zur Aufführung bringt. Ein musikalisches Theaterstück vom Literaturkurs und Musikkurs der Klasse Q1, der vorletzten Klasse der Schule. Ein Stück über den Gründer der protestantischen Kirche in einer katholischen Schule? „Das war kein Problem“, meinten die verantwortlichen Fachlehrer, Kristina Haverkamp für den Literaturkurs, und Tono Wissing, Leiter des Musikkurses am Mädchengymnasium. „Luther war ja zuerst einmal Katholik und hat seine Thesen als Katholik veröffentlicht“, ergänzte Wissing.

Um einem Missverständnis vorzubeugen: An der katholischen Schule wird auch evangelischer Religionsunterricht gegeben. Aus einer gemeinsamen Idee der Religionslehrer sowie der beiden Fachlehrer, Haverkamp und Wissing, ist der Gedanke entstanden, in diesem Schuljahr etwas über Luther zur Aufführung zu bringen. Die Mädchen waren begeistert und Frau Haverkamp war überrascht, wie gut die Schülerinnen über Luther Bescheid wussten.

Kein Werk klassischer Theaterprägung

„Aus diesem Wissen und aus dem, was wir in diesem Schuljahr dazugelernt haben, haben wir alle Szenen selber geschrieben“, erläutert Haverkamp den Entstehungsprozess dieses Stückes. Wobei „Stück“ in ihren Augen nicht das richtige Wort sei, sie bevorzugten den Ausdruck „Collage“. Denn es handele sich nicht um ein Werk klassischer Theaterprägung in drei oder fünf Akten, sondern um einzelne Szenen, die einen Bogen von damals bis heute spannen, hieß es. So wird die damalige Wahrheit, die sich in der Bibelübersetzung in deutscher Sprache niederschlug, mit der heutigen Wahrheit von Lügenpresse und Fake-News verglichen. Auch die Behandlung von Flüchtlingen und ein Smartphone kommen in dieser Collage vor. Mehr soll nicht verraten werden.

Gespielt wird in der Schulkapelle, die die Kirche zur Verfügung gestellt hat. Und alle sind mal Luther. Da wird nur der berühmte Hut weitergegeben. 24 Mädchen spielen Theater und 24 Mädchen bilden den Chor. Tono Wissing ist für die musikalische Leitung verantwortlich. Er hat alte Choräle und neue Lieder herausgesucht. Der Chor begleitet die Aufführung hauptsächlich bei den Übergängen zwischen den Szenen, er darf sich in der gesamten Kirche bewegen.

Die Theatergruppe hat das ganze Schuljahr an diesem Stück gearbeitet. „Und am Ende muss einfach aufgeführt werden, auch wenn ich gerne noch ein paar Wochen mehr Zeit gehabt hätte“, sagt Haverkamp. Dabei berichten die Mädchen, dass sie dreimal in der Woche sich mit dem Stück beschäftigt haben und jetzt, kurz vor der Premiere, zusätzlich noch an mehreren Wochenenden. Aber das tut der guten Stimmung in der Gruppe keinen Abbruch. Nur die Aufführung im Pantheon, auf einer ganz anderen Bühne, das ist ihnen noch nicht geheuer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort