Menschen am Fluss Peter Hopperditzel arbeitet direkt hinterm Deich - in der Kläranlage

Beuel · Es gibt Leute, die zieht es jeden Tag an den Rhein. Peter Hopperditzel gehört dazu. Der 58-Jährige tut dies allerdings nicht ganz aus freien Stücken. Er arbeitet in der Kläranlage Beuel, von wo er allerdings - quasi als Entschädigung - die beste Sicht auf den Strom hat.

Ein Logenplatz, von dem man das silberne Band des Rheins genau so im Blick hat wie das Römerlager am anderen Ufer. Direkt ein paar Meter von seinem Fenster entfernt ist der Hochwasserdamm, und dahinter liegt die Hundewiese. "Jaja, da ist immer was los", sagt Hopperditzel. "Wirklich interessant, was sich da so manchmal vor meiner Nase abspielt." In seinem Job in der Leitwarte, wo der stellvertretende Abwassermeister seinen festen Arbeitsplatz hat, gehört der Ausblick mittlerweile längst zum Alltag und ist zur Gewohnheit geworden. "Aber wenn schon mal Freunde von mir hier hochkommen, sagen sie, hier will ich mal meinen Urlaub verbringen." Dann registriert er auch wieder, welch privilegierter Platz das ist.

Für Hopperditzel ist es ansonsten die pure Routine, jeden Tag auf den Rhein sehen zu können. Zumal andere Dinge wichtiger sind, denn der Job am Computer erfordert Konzentration. Von hier aus überprüft und überwacht Hopperditzel die Kläranlage und stellt die Abwasserparameter ein.

Und doch: Wenn der dienstälteste Mitarbeiter der Beueler Kläranlage mit 31 Dienstjahren erst einmal ins Reden kommt, geht es dann doch um den Rhein. "Ich habe von hier aus alles mitgemacht: Hochwasser, die Notlandung eines Heißluftballons, die Suchaktionen nach Vermissten und den Tag, als die Nordbrücke sich aufgeschaukelt und mächtig gewackelt hat. Das konnte man sogar von hier aus sehen." Außerdem gebe es rund um die Kläranlage Bussarde und Füchse.

Auch an den Tag, als eine Leiche geborgen wurde, kann er sich noch gut erinnern. Im Sommer bekommt er mit, ob im Römerbad auf der anderen Rheinseite Betrieb ist. Und fest eingebrannt hat es sich in sein Gedächtnis, als das Space Shuttle per Schiff hier vorbei transportiert wurde, um im Technikmuseum in Speyer ausgestellt zu werden. "Warten Sie mal, ich zeige Ihnen das Foto davon", sagt er. Und tatsächlich, damals war ein Riesenkoloss auf einem Transportschiff festgetäut und schipperte hier langsam vorbei.

Von seiner Warte aus hat Hopperditzel auch das Hoch- und Niedrigwasser des Rheins immer fest im Blick. Die Jahrhundertfluten 1993 und 1995 hat er von hier aus gesehen - und zwar in Alarmbereitschaft. Über den Damm ist trotzdem kein Wasser gelaufen, die Kläranlage würde erst bei einem Pegelstand von 11,58 Meter überflutet. "Das gab's aber noch nie." Für die Klärbecken bestehe mehr Gefahr, wenn sie durch Grundwasser hochgedrückt würden. Deshalb werden die Becken bei bestimmten Wasserständen geflutet, um damit einen Gegendruck zu schaffen.

Aber auch bei normalem Betrieb rauscht's in den Becken der Kläranlage mächtig, denn Wasser ist hier das beherrschende Element. Für Hopperditzel ist schon der Weg zur Arbeit ein Naturerlebnis, das neidisch macht. Von seinem Haus in Beuel-Ost fährt er mit dem Fahrrad bei jedem Wetter über den Bröhltalbahnweg - quasi ohne Autoverkehr - bis an den Rhein und ist in zehn Minuten am Arbeitsplatz. "Das ist für mich ideal", sagt er. "So etwas wie Stau kenne ich gar nicht." Irgendwie haben Rhein und Wasser auch privat ihre Spuren hinterlassen. Denn Peter Hopperditzel hat zu Hause einen Gartenteich, der zehn Kubikmeter Wasser enthält. Dort hält er sich ein paar ganz ruhige Vertreter: Koi-Karpfen, zehn an der Zahl.

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