Beginn der umfangreichen Sanierungen Neues Dach der Doppelkirche Schwarzrheindorf soll 80 Jahre halten

Schwarzrheindorf · Die Sanierung der Schwarzrheindorfer Doppelkirche wird 150.000 Euro teurer als geplant. Der Grund dafür sind Schäden, die sich erst nach eingehender Inspektion gezeigt haben.

Wer dem lieben Gott aufs Dach steigt, kann was erleben. Das ist bei der Schwarzrheindorfer Doppelkirche zum einen ein wunderschöner Panoramablick über Bonn und das Siebengebirge, bisweilen aber auch manche Überraschung.

Schon seit Jahrhunderten strotzt das 1151 eingeweihte Gotteshaus der Witterung: Kälte, Hitze, Wind, Sonne und vor allem Regen, der das alte Gemäuer besonders angreift. So ist es kaum verwunderlich, dass während der laufenden Sanierung noch einige Schäden entdeckt worden sind, mit denen der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW und die Bezirksregierung Köln vorher nicht gerechnet haben.

Nicht nur jede Menge Schieferplatten haben gelitten, sondern auch der gesamte Dachstuhl über dem Längsschiff. Es ist klar, dass man so ein altes Denkmal nicht einfach so verrotten lässt. Dabei macht Projektleiter Manfred Fischer seine Arbeit aber auch noch besonders gern: „Die Doppelkirche ist ein Schätzchen“, sagt er. Mann könne mit bloßem Auge erkennen, das an vielen Stellen etwas getan werden muss. Damit meint er zum Beispiel die vielen grünen Stellen auf der weiß getünchten Fassade: Algenwuchs. Die Doppelkirche Schwarzrheindorf wird saniert

Fassade und Dach wurden eingehend inspiziert

Als die Arbeiten im vergangenen Juli begannen, musste man sich erst einmal einen Überblick verschaffen. Dafür fuhr man mit einem Hubwagen an der gesamten Fassade und dem Dach entlang. Erste große Herausforderung war der Aufbau des Gerüsts – keine einfache Angelegenheit. Denn um bis auf etwa 30 Meter Höhe an den Turm zu kommen, mussten spezielle massive Querträger, 22 Meter lang, eingebaut werden. Das liegt vor allem an der Kreuzform der Kirche.

Die Gutachter stellten bald fest, dass sie es mit vielen unterschiedlichen Schäden zu tun haben. Da wären zum einen die Schieferplatten, die wahrscheinlich aus den 50er Jahren stammen. Das Schichtgestein hält nicht ewig, so dass die nun nötigen Reparaturen nicht ungewöhnlich sind. Doch wie sehr der Zahn der Zeit nagt, hängt auch mit der Plattengröße zusammen.

Kleine sehen zwar schön aus, „Wind drückt aber das Wasser unter dem Schiefer durch“, sagt Fischer. So lautet die Faustregel: Je flacher ein Dach ist, desto größer müssen die Platten sein. Das hat man vor Jahrzehnten bei der Doppelkirche wohl nicht so ganz beachtet, was Schäden an der Unterkonstruktion belegen würden, so der Projektleiter.

Fürs Nachschauen musste abgedeckt werden, weil es von innen nicht möglich war. Im April stellte sich dann heraus, dass die Sparren der Dachkonstruktion an einigen Stellen morsch waren.

Nachhaltiger Bau für die Zukunft anstatt Flickschusterei

„Der neue Schiefer soll 80 Jahre und mehr halten“, sagt Fischer, der deshalb nichts von Flickwerk hält. „Man muss bei einem Denkmal nach vorn denken.“ So wird nun ein neuer Dachstuhl aus Eiche gefertigt, „der hält 200 Jahre und mehr“. Der Projektleiter kennt sogar welche, die schon 500 Jahre alt sind. Beispiel sei die Kirche in Ediger an der Mosel. Zudem gebe es ein Kirchenschieferdach an der Mosel, dass auch nach fünf Jahrhunderten immer noch gut in Schuss sei.

So ist es für alle nun Ansporn, handwerklich so gut zu arbeiten wie früher. Der neue Dachstuhl wird zum Beispiel nach alter Zimmermannstradition verblattet und verzapft. Das geschieht in der Werkstatt. In vier bis sechs Wochen kommen die Einzelteile nach Schwarzrheindorf und werden oben auf dem Längsschiff mit Eichenholznägel verbunden.

Eigentlich gehören an die Doppelkirche keine Regenrinnen. Weil es sie schlicht im Mittelalter nicht gab. Damit das Gebäude aber künftig besser geschützt ist, haben sich die Planer und Architekten in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege für sogenannte Aufdachrinnen entschieden. Die werden etwas oberhalb der Dachkante verlegt und sind deshalb von unten fast unsichtbar.

„So bleibt die Anmutung erhalten“, sagt Fischer. 90 Prozent aller Regenschauer können so dem Gotteshaus nichts anhaben. Vorher drückte der Wind das ganze Wasser an die Fassade, was zu den vielen Feuchtigkeitsschäden geführt hat.

Damit das Gerüst nicht länger als nötig steht – jeder Tag kostet Geld –, werden bereits der Naturstein ausgebessert und die Bleiabdeckungen auf den Gesimsen erneuert. Der Maler arbeitet sich von oben nach unten voran und nimmt eine mineralische Farbe, die leicht durchscheint.

Für das Weiß sowie die Orange- und Gelbtöne hat man sich in den 90er Jahren entschieden – nachempfunden anhand von Funden. „Das Mittelalter war nicht grau, sondern bunt“, sagt Fischer. Davon kann sich jeder ab Dezember überzeugen, denn dann sollen alle Bauarbeiten abgeschlossen sein.

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